Zürich (awp) - Nach dem Ausverkauf am vergangenen Freitag trauen sich die ersten Investoren wieder zaghaft aufs Börsenparkett. Der SMI zeigt denn auch leichte Stabilisierungstendenzen. Dass er seinen europäischen Pendants ein wenig hinterherhinkt, liegt vor allem an den beiden Pharma-Schwergewichten, die den Gesamtmarkt ausbremsen. Generell fragten sich die Anleger, ob der Ausverkauf am Markt übertrieben war oder ob der Zeitplan für die Erholung von der Pandemie nach hinten verschoben werde, heisst es in einem Kommentar. "Am Markt zeigen sich bereits die ersten Schnäppchenjäger, die den Fokus auf die zyklischen Unternehmen, insbesondere aus der Flugzeugbranche, geworfen haben", kommentiert ein Händler.

"Auf der anderen Seite stehen viele Marktteilnehmer an der Seitenlinie und beobachten das weitere Vorgehen in Bezug auf die Corona-Virus-Pandemie", wie er weiter erklärt. Derzeit hielten die Entwicklungen rund um die neue Omikron-Variante die Finanzmärkte in Atem. Denn nach wie vor sei nicht hinlänglich klar, wie gefährlich diese neue Corona-Variante ist. Auch fragen sich viele Investoren, ob das erhoffte Weihnachtsrally nun eher abzuhaken sei. "Auf jeden Fall zeigt die heftige Reaktion der Märkte die Anfälligkeit der Märkte bei den aktuell hohen Bewertungen", stellt ein weiterer Börsianer heraus. Auf Konjunkturseite stehen in dieser Woche mit den November-PMIs wichtige makroökonomische Daten auf dem Programm. Zudem werde erwartet, dass die US-Arbeitsmarktdaten im Vorfeld der FOMC-Sitzung im Dezember erneut stark ausfallen werden. Darüber hinaus werde es zahlreiche Reden der US-Notenbank geben. Die jüngsten Kommentare deuteten auf eine schnellere Anpassung der Geldpolitik hin.

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,11 Prozent hinzu auf 12'212,53 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, steigt um 0,30 Prozent auf 1969,55 und der breite SPI um 0,19 Prozent auf 15'630,24 Zähler. Im SLI stehen 21 Gewinnern neun Verlierer gegenüber.

Unter den grössten Gewinnern sind jene Werte zu finden, die am Freitag besonders deutlich gelitten haben. So verteuern sich Richemont um 2,7 Prozent und Swatch um 1,3 Prozent zu. Die Sorge, dass der Reisebetrieb und damit die Geschäfte mit kaufkräftigen Touristen, wieder einbreche, hatte beide Aktien deutlich belastet.

Auch Finanzwerte hatten am Freitag im Zuge des allgemeinen Ausverkaufs überdurchschnittlich stark gelitten. Sie gehören zum Wochenstart ebenfalls zu den grössten Gewinnern. Dabei steigen Partners Group um 2,5 Prozent. Swiss Life, die CS, Julius Bär, Swiss Re, UBS und Zurich folgen mit Kursgewinnen zwischen 1,5 und 0,3 Prozent.

Daneben greifen Anleger auch bei Zyklikern zu. ABB, Geberit und auch Sika ziehen allesamt um mehr als 1 Prozent an. Holcim scheren mit -1,7 Prozent etwas aus der Gruppe aus. Am Markt wird nicht zuletzt wegen einer aktuellen Branchenstudie auf die seit langem extrem gegenläufige Kursbewegung bei Sika und Holcim verwiesen. Auf Sicht der letzten 5 Jahre etwa hat sich der Sika-Kurs verviereinhalbfacht, während der Holcim-Kurs aktuell etwa 15 Prozent unter dem Stand von Ende 2016 liegt. So wie es aussehe, mache das Management von Sika seit Jahren alles richtig, während bei Holcim seit Jahren der Wurm drin sei, heisst es am Markt.

Dem stehen Abgaben von 3,7 Prozent bei Logitech gegenüber. Am Freitag war der "Coronagewinner" noch im grossen Stil gekauft worden. Der Hersteller von Computerzubehör profitiert jeweils stark vom Home-Office-Trend.

Dass der Markt mittlerweile seine Gewinne komplett abgegeben hat, ist vor allem den beiden Pharma-Schwergewichten geschuldet. Novartis (-0,9%) und Roche (-0,4%) belasten mit ihren Kursverlusten den Gesamtmarkt. Auch Schwergewicht Nummer drei, Nestlé (+0,1%), erweist sich als Hemmschuh.

Unter den Verlieren sind auch Lonza (-0,8%) zu finden, die am Freitag als Hersteller eines Corona-Impfstoffes noch gesucht waren.

Das Muster setzt sich auch im breiten Markt fort: Mit VAT, (+4,1%), Comet (+3,8%) oder auch dem Flughafen Zurich und Dufry (beide +2,1%) gewinnen jene Werte hinzu, die am Freitag besonders hart getroffen wurden.

Potenzielle Gewinner wie Zur Rose oder auch der Laborausrüster Tecan (beide -1,2%) fallen dagegen zurück.

hr/kw