Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht am Dienstag ganz im Zeichen einer Konsolidierung. Nach sieben Gewinnwochen in Folge und einem neuen Rekordstand am vergangenen Donnerstag geht es seit Beginn dieser Woche abwärts. Zudem fehlten aktuell auch die Argumente für weitere Kursanstiege. Denn die rasant anziehenden Zahlen bei den Corona-Neuinfektionen stellten eine Gefahr für die ohnehin etwas verhaltener verlaufende Erholung in Europa dar, heisst es im Handel. Gerade bei wichtigen Schweiz-Partnern wie Deutschland drohten erneute Massnahmen.

Zwar hat sich die Unternehmensstimmung in der Eurozone im November überraschend aufgehellt. So ist der Einkaufsmanagerindex des Instituts IHS Markit besser ausgefallen als erwartet. "Der unerwartete Anstieg des PMI deutet darauf hin, dass die Erholung in der Region nicht weiter an Schwung verloren hat", heisst es in einem Kommentar. "Doch angesichts der nach wie vor akuten Angebotsknappheit, der Verschärfung der Covid-Beschränkungen und des zunehmenden Preisdrucks scheint ein erneuter Rückgang des Indexes wahrscheinlich." Darüber hinaus hätten die zuletzt wieder gestiegenen US-Renditen die Märkte im Griff und lasteten gerade auf den sogenannten Wachstumsbranchen.

Der Leitindex SMI notiert gegen 11.15 Uhr um 0,76 Prozent tiefer bei 12'415,53 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verliert 1,02 Prozent auf 2002,75 und der breite SPI 0,87 Prozent auf 15'898,83 Zähler. Im SLI steht 28 Verlierern zwei Gewinner gegenüber.

Dass die Investoren wieder etwas nervöser sind, zeigt sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der am Morgen zeitweise um mehr als 12 Prozent im Plus notierte und sich aktuell auf einem Niveau bewegt, das er zuletzt Anfang Oktober hatte.

Lediglich Swisscom (+0,2%) und Logitech (+0,3%) weisen unter den Blue Chips positive Vorzeichen auf. Sie stemmen sich damit gegen den insgesamt schwachen Trend. Swisscom knüpfen damit an den starken Vortagestrend an. Ein Übernahmeangebot des US-Finanzinvestors KKR für Telecom Italia (TIM) sorgt für Kursfantasie.

Am entgegengesetzten Ende der Kurstafel sind Kühne+Nagel zu finden, die um 3,5 Prozent absacken. Investoren reagieren verschnupft auf den etwas überraschenden Chef-Wechsel. Der langjährige CEO Detlef Trefzger tritt per 1. August 2022 zurück. Seine Nachfolge übernimmt dann das Geschäftsleistungsmitglied Stefan Paul. Analysten zeigen sich zwar überrascht, gehen aber auch unter dem neuen Chef von Kontinuität aus.

Die Anteilsscheine von Partners Group folgen mit -3,4 Prozent dicht dahinter. So meinen Händler, die Papiere stünden als Wachstumswert zusammen mit zahlreichen Vertretern der Technologiebranche unter Verkaufsdruck. Ausserdem böten sie sich nach Kursgewinnen von mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn im aktuellen Markt für Gewinnmitnahmen an.

Gewinnmitnahmen dürften auch bei Werten wie Lonza, Straumann oder auch Sonova die Hauptgründe für die überdurchschnittlich hohen Kursverluste zwischen 2,4 und 1,3 Prozent sein. Immerhin haben die Titel allesamt zwischen knapp 30 und annähernd 90 Prozent hinzugewonnen im bisherigen Jahresverlauf.

Neben Partners Group sind auch die Anteilsscheine von Julius Bär (-2,1%) weit oben auf den Verkaufslisten zu finden. Die Bank hatte am Vortag Daten zu den Verwalteten Vermögen vorgelegt, die im Nachgang von Analysten weniger positiv bewertet werden. Morgan Stanley etwa hat mit einer Abstufung reagiert.

Dass sich der Markt im Verlauf des Vormittags wieder über die Marke von 12'400 Punkten vorgearbeitet hat, verdankt er vor allem den beiden Schwergewichten Novartis und Nestlé (beide -0,1%), die weniger stark als der Markt fallen.

In den hinteren Reihen trennen sich Investoren in grösserem Stil von Wachstumswerten wie Comet (-4,0%), VAT (-2,3%) und Inficon (-1,3%).

U-blox stemmen sich mit +4,6 Prozent gegen den Trend. Der Halbleiterhersteller spürt nach dem Corona-bedingten Einbruch des Vorjahres eine kräftige Erholung an den Absatzmärkten.

hr/rw