Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Donnerstagvormittag leicht im Minus. Dass es nach dem fulminanten Start ins neue Jahr nun zu einer moderaten Konsolidierung komme, sei nicht erstaunlich, meinen Händler. Der Leitindex SMI etwa hat innerhalb der ersten zwei Handelstage 2023 annähernd 4 Prozent hinzugewonnen und auch die europäischen Indizes schauen auf einen starken Auftakt in das neue Börsenjahr. "Es scheint im Moment, als wäre die Angst und Zurückhaltung der Investoren wie weggewischt", kommentiert dies ein Händler. "Die Schwächephase zum Ende des vergangenen Jahres sieht mit dem Blick zurück wie eine blosse Pause eines weiterhin intakten Aufwärtstrends aus."

Dass sich die Angst der Investoren etwas gelegt zu haben scheint, zeigt auch die entspannte Reaktion auf das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed vom Vorabend. Darin wies das Fed noch einmal ausdrücklich auf eine lange Phase der restriktiven Zins- und Geldmarktpolitik hin. Marktteilnehmer müssten sich umgewöhnen und hinnehmen, dass die vergangenen 15 Jahre keine "normalen" geldmarktpolitische Zeiten gewesen seien, ergänzt ein weiterer Börsianer. Daher dürften die am Nachmittag anstehenden ADP-Arbeitsmarktdaten auch genau beäugt werden, bevor am morgigen Freitag dann der monatliche Jobreport anstehe.

Der SMI verliert gegen 11.15 Uhr 0,32 Prozent auf 11'104,75 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,05 Prozent auf 1708,79 Punkte und der breite SPI um 0,21 Prozent auf 14'224,18 Punkte. Innerhalb des SLI kommen auf 18 Gewinner elf Verlierer. ABB sind unverändert.

Die rote Laterne tragen aktuell die Aktien der Swiss Re (-1,6%). Die Abgaben könnten als Mischung aus Gewinnmitnahmen nach den vorangegangenen zwei Börsentagen (+8,3%) sowie einem negativen Analystenkommentar gesehen werden, heisst es im Handel.

Bei den Anteilsscheinen der Zurich (-1,2%) seien nach der Favoriten-Rolle im vergangenen Börsenjahr Gewinnmitnahmen ebenfalls nicht auszuschliessen.

Aber auch bei den übrigen aktuell etwas schwächer notierenden Papieren handelt es sich weitestgehend um solche Aktien, die mit zu dem insgesamt starken Jahresauftakt beigetragen haben. So fallen etwa Swatch, Richemont und Sika um bis zu 0,4 Prozent zurück. Seit dem ersten Handelstag 2023 am Dienstag haben sie aber auch zwischen gut 6 und annähernd 9 Prozent hinzugewonnen.

Alle drei Werte dürften dabei auch von der insgesamt etwas zuversichtlicheren Stimmung mit Blick auf China profitiert haben. Die jüngsten Konjunkturdaten aus der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt wurden am Markt überwiegend positiv aufgenommen und auch die Abkehr von der Null-Toleranz Politik mit Blick auf Corona scheint trotz der rasant steigenden Infektionszahlen für Hoffnungsschimmer zu sorgen, heisst es von Marktteilnehmern.

Belastet wird der Leitindex SMI aktuell vor allem von den drei Schwergewichten Novartis, Roche und Nestlé, die zwischen 0,9 und 0,3 Prozent nachgeben. Gerade die Genussscheine von Roche setzen damit ihre eher schwache Performance der letzten Monate fort. Derzeit lasten vermehrt vorsichtige Analystenkommentare auf den Titeln.

Dass der Markt aktuell stark von Schnäppchenjägern beeinflusst wird, zeigt auch ein Blick auf die Gewinnerliste. An deren Spitze stehen Titel wie Adecco, VAT, Sonova oder Straumann mit Aufschlägen von bis zu 2,4 Prozent. Nach Jahresverlusten von durchweg mindestens gut 30 Prozent greifen Anleger hier wieder zu. Bei Sonova kommt noch die Nachricht über eine Produkteinführung stützend hinzu.

Ein Hingucker ist die Aktie der Credit Suisse. Mit einem Plus von 1,6 Prozent auf 3,006 Franken erobert sie die Marke von 3 Franken zurück, unter die sie vor annähernd einem Monat erneut gefallen war.

In den hinteren Reihen fallen Kinarus mit einem erneuten Kurssprung um 40 Prozent auf. Bereits am Vortag (+80%) hatte eine Studie den Kurs befeuert. Dass das Biotechunternehmen diese Studie selbst in Auftrag gegeben hat, scheine dabei nicht zu interessieren, heisst es von Händlerseite.

Zur Rose (-1,7%) unterbrechen dagegen ihre Erholung. Hier belastet die anhaltende Unsicherheit um die Einführung des E-Rezepts in Deutschland.

hr/rw