Zürich (awp) - Der Krieg in der Ukraine bleibt zum Wochenschluss das bewegende Thema auch an den Finanzmärkten. Nach dem Kurseinbruch am Vortag hat der Schweizer Aktienmarkt nun aber zu einer (technischen) Gegenbewegung im grossen Stil angesetzt. Nach einem verhaltenen Start hat die Bewegung zunehmend an Fahrt aufgenommen, wobei sich der SMI am frühen Nachmittag langsam bereits wieder der Marke von 12'000 Punkten angenähert hat. Händler begründen den verstärkten Anstieg in der letzten Stunde vor allem damit, dass der Kreml offenbar bereit ist zu Friedensverhandlungen mit der Ukraine. Moskau wolle eine russische Delegation zu Gesprächen in die belarussische Hauptstadt Minsk schicken, hiess es.

Grundsätzlich sei man am Markt aber weiterhin eher vorsichtig, und viele Anleger stünden trotz der Gewinne nur an der Seitenlinie, heisst es. Die Situation könne sich jederzeit wieder ändern, sagt ein Händler, entsprechend dürfte auch die Volatilität eher hoch bleiben. Auch sei noch lange nicht klar bzw. absehbar, wie stark diese Krise die wirtschaftliche Entwicklung und die Inflation weltweit beeinträchtigen werde.

Der SMI notiert um 14.45 Uhr 2,50 Prozent höher bei 11'926,57 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 2,48 Prozent auf 1892,20 und der breite SPI 2,60 Prozent auf 15'107,73 Zähler. Praktisch alle der 30 Blue Chips legen deutlich zu.

Entgegen dem allgemeinen Trend zeigen sich einzig Swiss Re (-4,4%) schwächer. Der Rückversicherer ist 2021 zwar in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat trotz schwerer Unwetter und weiteren Corona-Kosten einen Milliardengewinn erzielt. Die Dividende wird aber entgegen den Erwartungen auf Vorjahresniveau gehalten. Damit habe Swiss Re die Erwartungen klar verfehlt, heisst es bei Händlern.

Die grössten Gewinne gehen derweil an UBS (+6,2%), die am Vortag bei den grössten Verlierern (-8.2%) gewesen waren. Auch die Bankenkollegen CS (+4,7%) und Julius Bär (+3,7%) zeigen satte Avancen. Und auch Partners Group (+3,1%) reihen sich vorne ein.

Ansonsten sind diverse konjunktursensitive Werte ausserordentlich stark gesucht wie etwa Sika (+5,0%), Richemont (+4,4%) oder auch SGS (+3,7%).

Auch die SMI-Schwergewichte Nestlé (+2,3%), Novartis (+2,3%) und Roche (+1,8%) tragen zum starken SMI-Plus bei. Vor allem Nestlé waren am Vortag stark verkauft worden.

Die Aktien von Holcim (+1,9%) gewinnen unterdurchschnittlich, obwohl der Zementkonzern im vergangenen Jahr dank Firmenübernahmen kräftig zugelegt hat. Der Gewinn übertraf die Erwartungen und die Dividende soll stärker als erwartet erhöht werden. Begrüsst würden auch die Erfolge im Bereich Nachhaltigkeit, so ein Händler. Wieso die Titel nicht stärker zulegen, sei ihm ein Rätsel.

Am breiten Markt stechen Bobst mit einem Kurssprung um rund ein Fünftel hervor. Der Westschweizer Verpackungsmaschinenhersteller hat gute Zahlen und eine überraschend grosse Sonderdividende angekündigt. "Die Dividende ist das Zückerchen", sagte denn auch ein Händler.

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