Zürich (awp) - Zur Wochenmitte gelingt es dem Schweizer Aktienmarkt, die 12'000-Punkte-Marke gleich im frühen Handel zurückzuerobern und zunächst auch zu verteidigen. Damit kann sich der Leitindex SMI von den eher verhaltenen Vorgaben aus Übersee abkoppeln. Zwar sei eine gewisse Sorge angesichts der Turbulenzen an den Ölmärkten, der sich ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus und den Aussichten für die Wirtschaft generell zu beobachten, heisst es im Handel. Manche Investoren befürchten, die Wirtschaft nähere sich ihrem Höhepunkt und damit einer möglichen Korrektur.

"Aktuell ist jedoch die Halbwertszeit von negativen Nachrichten für die Aktienmärkte sehr gering", kommentiert ein Händler. Entsprechend hielten Investoren weiterhin Ausschau nach Schnäppchen. Dabei stünden vor allem zyklische Aktien im Fokus, während defensive Unternehmen eher gemieden würden. "Diese Rotation ist nicht neu und bereits seit einigen Handelswochen sichtbar." Im weiteren Verlauf sei aber nicht mit allzu grossen Sprüngen zu rechnen. Am Abend nach dem hiesigen Börsenschluss wird nämlich das Sitzungsprotokoll des Fed veröffentlicht. Für die Anleger sind vor allem die Diskussionen um die Straffung der Geldpolitik von Bedeutung.

Der SMI gewinnt gegen 11 Uhr 0,46 Prozent hinzu auf 12'020,58 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,65 Prozent auf 1948,04 Punkte und der breite SPI um 0,48 Prozent auf 15'463,77 Zähler. Um SLI stehen 27 Gewinnern drei Verlierer gegenüber.

Deutlich aufwärts geht es mit Kursgewinnen von mehr als 2 Prozent für Straumann-Aktien. Auch Sonova, Lonza und Alcon werden als Vertreter der Medtech- und Lifescience-Branche gesucht, wie Kursaufschläge zwischen 1,2 und 0,8 Prozent zeigen.

Aber auch bei Zyklikern wie Geberit (+1,7%), ABB (+1,4%) oder Kühne +Nagel (+1,2%) greifen Investoren zu. Im Fall von ABB und Kühne+Nagel haben sich zuletzt verschiedene Analysehäuser im Vorfeld der anstehenden Quartalszahlen geäussert und teilweise recht zuversichtlich gezeigt.

Kühne+Nagel sind zudem mit ihrem bisherigen Jahresplus von knapp 60 Prozent ohnehin der Spitzenreiter unter den Blue Chips. Laut Charttechniker würde ein Überwinden des bisherigen Rekordhochs von 323,80 Franken ein weiteres Kaufsignal auslösen. Die Titel bewegen sich mittlerweile seit gut zwei Wochen immer knapp darunter.

Im Fall von Holcim (+1,0%) verweisen Händler sowohl auf die festeren Kurse bei Konkurrent Heidelbergcement als auch die insgesamt festen Bau- und Industriewerte in Europa.

Stärker als der Markt legen zudem die Aktien von Temenos und Logitech (beide +1,1%) zu. AMS (+0,2%) erweisen sich als etwas volatiler. Neben den guten US-Vorgaben der Nasdaq hätten die beiden Technologiekonzern Samsung Electronics aus Südkorea und der US-Speicherchip-Hersteller Micron erste Angaben zum abgelaufenen Quartal gemacht, in dem beide besser als erwartet abgeschnitten haben.

Etwas uneinheitlich entwickeln sich die Finanzwerte. Partners Group verteuern sich um 1,2 Prozent. Die Versicherer Swiss Re, Zurich und Swiss Life folgen mit Aufschlägen zwischen 0,7 und 0,3 Prozent. Dagegen sind die drei Bankenwerte CS, UBS und Julius Bär mit Verlusten von bis zu 0,9 Prozent die einzigen Blue Chips mit negativen Vorzeichen. Sie bewegen sich so mit ihren europäischen Konkurrenten im Einklang, die ebenfalls mehrheitlich nachgeben.

Nachdem sie am Vortag noch die Stützen für den Markt waren, nehmen die drei Schwergewichte Novartis, Nestlé (beide +0,1%) und Roche (+0,4%) nun die Rolle des Bremsklotzes ein. Im Fall von Nestlé sorgen sich einige Akteure wegen der zuletzt gestiegenen Kaffeepreise, heisst es.

Im breiten Markt sorgen Bossard mit +6,0 Prozent nach einem Analystenkommentar für Aufsehen. Sensirion (+3,7%) und Plazza (+1,5%) sind nach positiven Gewinnwarnungen gesucht.

Am Ende der Kurstafel rangieren etwa Groupe Minoteries, Polyphor oder Molecular Partners mit Kursverlusten zwischen 5,5 und 2,1 Prozent.

hr/ra