Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kann am Dienstag nach einem schwachen Start die Verluste eingrenzen. Die Anleger halten sich laut Händlern aber zurück. Die Stimmung sei wegen der steigenden Inflation, anziehenden Anleiherenditen und der zunehmenden Angst vor einer Konjunkturabkühlung getrübt. Dies lasse keine Kauflaune aufkommen. Dazu kommen laut Händlern die Schuldenprobleme der chinesischen Immobilienwirtschaft hinzu. Es wird befürchtet, dass eine Pleite von China Evergrande einen Dominoeffekt im ganzen Bausektor auslösen könnte.

Nun hoffen die Markteilnehmer auf positive Impulse von der Berichtssaison. Dort werde sich zeigen, ob die Sorgen, dass der steigende Preisdruck bei den Unternehmen bereits angekommen ist, berechtigt sind oder nicht, sagt ein Händler. "Nach den starken Geschäftszahlen für das erste und zweite Quartal könnten sich die Marktschätzungen als zu hoch erweisen." Der Fokus dürfte dabei auch stark auf die Ausblicke gerichtet werden. Hierzulande hat mit Givaudan die erste Bluechip-Firma Angaben zum dritten Quartal veröffentlicht. In den USA geht der Zahlenreigen am Mittwoch mit dem Abschluss der Grossbank JPMorgan los.

Der SMI fiel im frühen Handel zunächst bis auf 11'645 Zähler zurück. Dann setzte eine Gegenbewegung ein und um 11 Uhr notiert der Leitindex noch um 0,09 Prozent tiefer bei 11'760,51 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 0,20 Prozent auf 1895,85 und der breite SPI um 0,06 Prozent auf 15'135,94 Zähler. 24 der 30 SLI-Titel sind schwächer und sechs fester.

Im Fokus stehen Givaudan (-1,1%). Der Aromen- und Duftstoffhersteller hat den Umsatz in den ersten neun Monaten 2021 um 5,8 Prozent auf 5,07 Milliarden Franken gesteigert und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Im dritten Quartal 2021 flachte das Wachstum aber etwas ab. Einen konkreten Ausblick gibt der Weltmarktführer nicht ab, bestätigt aber die Mittelfristziele. "Und da die Aktie noch ein sattes Plus seit Jahresanfang aufweist, kommt es angesichts der unsicheren Umfelds eben zu Gewinnmitnahmen", sagt ein Händler.

Starke Abschläge verbuchen mit den Aktien von AMS (-1,1%), Logitech (-1,5%) und Temenos (-1,2%) die Technologiewerte. Zum einen habe die Technologiebörse Nasdaq am Vortag nachgegeben. Zum anderen waren AMS und Temenos am Montag stark gestiegen, heisst es als Erklärung.

Zu den Verlierern zählen die Grossbanken CS (-1,5%) und UBS (-1,0%). Negative Analystenkommentare drücken auf die Kurse. Gemäss einer Studie von Jeffries könnte die CS in den Marktanteile verloren haben. Bei UBS zieht eine Verkaufsempfehlung von Barclays Abgaben nach sich. Aber auch Julius Bär (-1,1%) und die Versicherer Swiss Re (-0,6%) und Swiss Life (-0,5%) büssen Terrain ein.

Unter Gewinnmitnahmen leiden auch Richemont (-0,7%), Alcon (-0,6%) und Partners Group (-0,5%). Wenig verändert sind die Pharmariesen Roche (-0,1%) und Novartis (-0,1%).

Fester sind dagegen andere Aktien mit einem defensiven Anstrich. Dazu zählen die zuletzt gebeutelten Medizintechniktitel Sonova (+1,0%) und Straumann (+0,6%). Auch der Nahrungsmittelriese Nestlé (+0,6%) sowie Vifor (+0,6%) und Lonza (+0,6%) können nach anfänglichen Verlusten in die Gewinnzone vorstossen.

Der Pharmaauftragsfertiger Lonza hat sich neue Ziele gesetzt und peilt bis 2024 ein Umsatzwachstum im niedrigen Zehnerbereich in Lokalwährungen an sowie eine Betriebsgewinnmarge zwischen 33 und 35 Prozent, wie es anlässlich des Investorentags hiess. Der Konzern will viel investieren, um weiter zu wachsen.

Auf den hinteren Reihen steigen Ascom um 1,0 Prozent. Der Kommunikationsausrüster hat einen Auftrag im Wert von mehreren Millionen US-Dollar für ein Schwesternruf-Projekt in einem Krankenhaus in Macao gewonnen.

Carlo Gavazzi ziehen um 2,8 Prozent an. Die Elektrotechnikgruppe meldete für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/22 deutlich steigende Umsatz- und Gewinnzahlen.

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