Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt knüpft zum Wochenstart an den Negativtrend der Vorwoche an und tendiert schwächer. In der vergangenen Woche hatte der SMI mit rund 2,7 Prozent so viel verloren wie seit rund drei Monaten nicht. Die Marktteilnehmer verhielten sich vor den mit Spannung erwarteten Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Laufe der Woche vorsichtig, heisst es am Markt. Es habe sich so etwas wie Resignation breitgemacht, meint ein Händler. Die Anleger seien zwar nicht panisch, aber sie kauften auch nicht. Dabei wäre der Markt überreif für eine Erholung, so ein anderer Händler. Möglicherweise könne nach den Zinsbeschlüssen etwas Boden gutgemacht werden.

Wegen der steigenden Rezessionssorgen seien die Augen vor allem auf den Entscheid des Fed am Mittwochabend gerichtet, schreibt die Credit Suisse in einem Kommentar. Denn die US-Notenbank habe klar gemacht, dass sie im Kampf gegen die hohe Inflation auch eine Abschwächung der Konjunktur in Kauf nehme. Die CS-Ökonomen rechnen mit einer Zinserhöhung des Fed um 0,75 Prozentpunkte. Auch ein voller Prozentpunkt wäre möglich, aber eher unwahrscheinlich. Insgesamt erwartet die Credit Suisse durchwegs restriktive geldpolitische Signale. Auch von der SNB wird eine Zinserhöhung um 75 BP erwartet, eine um einen vollen Prozentpunkt aber ebenfalls nicht ganz ausgeschlossen. Auch die Bank of England und die Bank of Japan äussern sich am Donnerstag zu ihrer Geldpolitik.

Der SMI notiert gegen 11.00 Uhr um 0,53 Prozent tiefer bei 10'554,85 Punkten. Laut Ansicht von BNP Paribas hat sich das Chartbild weiter eingetrübt. Bis zum Korrekturtief vom Juni bei 10'350 Punkten stelle sich nur noch das Zwischentief vom März 2021 bei 10'513 Punkten in den Weg. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,69 Prozent ein auf 1601,22 und der breite SPI um 0,65 Prozent auf 13'495,39 Zähler. Im SLI geben 24 Titel nach und sechs legen zu.

Gewinne verbuchen mit den Aktien der Medizintechniker Sonova (+0,6%) und Straumann (+0,2%) sowie der Luxusgüterhersteller Swatch (+0,5%) und Richemont (+0,3%) Aktien, die im Jahresverlauf arg gebeutelt worden sind. Dabei könnte es sein, dass Sonova auch die Aufnahme in den SMI zusätzlich etwas helfen, sagt ein Händler. Die Titel des Hörgeräteherstellers haben die Aktien von SGS (-2,8%) aus dem SMI verdrängt und werden am Montag erstmals im prestigeträchtigen Leitindex gehandelt.

Kühne+Nagel (+0,4%) ziehen ebenfalls leicht an. Die Logistikertitel hatten am Freitag im Sog einer Gewinnwarnung von Fedex gut 4 Prozent verloren. Ebenfalls unter den Gewinnern sind Nestlé (+0,2%), die laut Händlern ein wenig Rückenwind von Oddo BHF erhalten. Der Broker hat die auf "Outperform" lautende Kaufempfehlung bestätigt.

Dagegen stehen neben SGS auch die Anteile der Technologiefirmen AMS-Osram (-3,2%) Temenos (-3,7%) und Logitech (-1,0%) unter Druck. Schächer tendieren zudem die Aktien der Bank Julius Bär. Mit Credit Suisse, Partners Group, UBS und Swiss Re stehen die Titel der Finanzfirmen mit Abschlägen von 1,4 Prozent bis 2,5 Prozent weit oben auf der Verkaufsliste.

Unter Druck sind auch Roche (-1,1%) - und dies trotz positiver Produktmeldung. Die Europäische Kommission hat das Augenmittel Vabysmo (Faricimab) zugelassen. Novartis (-0,1%) sind fast unverändert. Die Novartis-Tochter Sandoz hat mit dem geplanten Biosimilar Denosumab in einer Phase-III-Studie die gesteckten Ziele erreicht.

Am breiten Markt erhalten derweil die Aktien von Emmi (-0,3%) eine gewisse Kursstütze. Der Milchverarbeiter Emmi hat mit Sacha Gerber einen Nachfolger für seine Finanzchefin Ricarda Demarmels gefunden, die demnächst auf den Chefposten aufsteigt. In Finanzkreisen kommt die Wahl gut an. Gerber kommt vom Wäschehersteller Calida (-3,0%). Zudem will Emmi künftig stärker auf die Kapitaleffizienz fokussieren, bleibt jedoch eine konkretes Ziel schuldig.

Kudelski (-3,5%) leiden unter einer kritischen Studie der UBS.

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