Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt gibt am Montag nach einem freundlichen Start die Gewinne ab und präsentiert sich im Verlauf wenig verändert. Die technische Gegenbewegung sei nur von kurzer Dauer gewesen, die Bodenbildungsphase halte somit weiter an, sagt ein Händler. Der Markt sei nun allmählich stark überverkauft. Zudem sei es hilfreich, dass es über das Wochenende weder bei den deutschen Bundestagswahlen noch bezüglich der Entwicklung um den in Schieflage geratenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande negative Überraschungen gegeben habe. Aber für neue Käufe fehlten eben die Impulse. Weiter für Verunsicherung sorgen könnte die US-Haushaltspolitik, wo ohne Einigung bald ein Regierungs-Shutdown droht.

Die Bundestagswahlen seien wie erwartet ausgefallen und beeinflussten die Märkte daher wenig, heisst es weiter. Bis eine neue Regierung steht, könnte es noch etwas dauern. "Der deutsche Wahlkrimi endet mit einem Cliffhanger", kommentiert ING. Es sei positiv für die Märkte, dass für ein rot-rot-grünes Bündnis keine Mehrheit gebe, sagt ein Händler. Zudem schienen die Märkte Evergrande als ein vollständig kontrollierbares Ergebnis einzupreisen, das nicht über Chinas Grenzen hinaus auf das breitere Finanzuniversum übergreifen werde, kommentierte Oanda. Dies dürfte dazu führen, dass die vorsichtigen Anleger wieder eher einen Bogen um den sicheren Hafen Schweiz machen dürften, was auch die Underperformance des SMI gegenüber ausländischen Indizes zeige, sagt ein Händler.

Der SMI notiert nach einem Tageshoch bei 11'881,61 Punkten um 11.05 Uhr um 0,17 Prozent tiefer auf 11'796,60 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 0,30 Prozent auf 1933,09 und der breite SPI um 0,22 Prozent auf 15'305,19 Zähler vor. 19 SLI-Werte sind fester und elf geben nach.

An der Spitze der Blue Chips stehen Finanzwerte. Die Aktien der Bankensoftwarefirma Temenos legen 2,0 Prozent zu. Dahinter folgen Credit Suisse, Julius Bär, Swiss Re und Swiss Life mit Gewinnen zwischen einem und zwei Prozent.

Die Aktien der UBS gewinnen 1,1 Prozent. Mit Spannung warten die Marktteilnehmer auf das Gerichtsurteil im Steuerstreit zwischen der grössten Schweizer Bank und Frankreich, das heute Montag veröffentlicht wird. Die Grossbank war vor bald zweieinhalb Jahren in erster Instanz zu einer Zahlung von insgesamt 4,5 Milliarden Euro verurteilt worden.

In der oberen Tabellenhälfte reihen sich zudem die zyklische Werte Adecco (+1,8%), Holcim (+1,0%), AMS (+0,4%) und Logitech (+0,4%) ein.

Uneinheitlich zeigen sich die defensiven Schwergewichte: Während die Pharmatitel Roche (+0,1%) und Novartis (+0,2%) sich im Plus halten können, verlieren die Aktien von Nestlé, der schwersten Firma im SMI, 0,4 Prozent ihres Werts.

Bei den im laufenden Jahr kräftig gestiegenen Aktien Kühne + Nagel (-2,8%), Straumann (-2,5%), Geberit (-2,4%), Givaudan (-2,5%), Sika (-2,2%), Sonova (-1,9%) und Partners Group (-2,1%) halten die Gewinnmitnahmen laut Händlern an.

Auf den hinteren Rängen fallen Santhera (+7,9%) positiv auf. Das Biotechunternehmen hat die verbleibenden knapp 2,7 Millionen Aktien aus der Privatplatzierung und 5,4 Millionen Vorratsaktien ausgegeben.

Dufry gewinnen 4,2 Prozent und setzen damit die Erholung fort. In der Vorwoche hatte die Mitteilung, dass die USA die pandemiebedingten Reiserestriktionen lockern werden, für Aufwind gesorgt. Zudem hat Baader Helvea die Empfehlung für den Reisedetailhändler auf "Add" von "Reduce" angehoben.

Unter Druck stehen Achiko (-4,5%). Das indonesische Unternehmen Achiko hat auch im ersten Halbjahr einen EBITDA-Verlust, nämlich von 4,6 Millionen US-Dollar, eingefahren.

pre/rw