Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt mit seinen moderaten Gewinnen am Vortag die freundliche Entwicklung vom Wochenstart fort. Händler sprechen von einer insgesamt anhaltend guten Stimmung am Markt. Die Hoffnung auf ein Jahresendrally steige. Zuletzt hätten vor allem die überwiegend besser als erwartet ausgefallenen Unternehmenszahlen die Märkte gestützt. Aber auch die jüngsten Nachrichten aus den USA hätten für eine gewisse Erleichterung bei den Anlegern gesorgt. Dort wurde am Wochenende nach monatelangem Ringen vom US-Repräsentantenhaus eines der innenpolitischen Kernvorhaben von Präsident Joe Biden beschlossen. In den nächsten Jahren soll mit rund 550 Milliarden US-Dollar die Infrastruktur des Landes modernisiert werden.

Während die Berichtssaison langsam zu Ende geht, dürften denn auch Konjunkturdaten wieder verstärkt in den Fokus rücken. Dabei könnte "Inflation wieder ein Thema werden", meinen Marktteilnehmer. In den USA stehen sowohl die Produzenten- als auch Konsumentenpreise auf der Agenda. Sollten die Teuerungsraten höher als erwartet ausfallen könnte das Thema an den Finanzmärkten denn auch wieder aufgekocht werden. "Die Frage ist nun, wann und in welchem Umfang die Notenbanken eingreifen werden und vielleicht sogar, ob die Massnahmen drastischer ausfallen könnten als gedacht." Vor diesem Hintergrund dürften Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Fed-Chef Jerome Powell mit Spannung erwartet werden, die sich im Tagesverlauf zur Geldpolitik äussern werden.

Der SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr um 0,18 Prozent hinzu auf 12'375,61 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,26 Prozent auf 2012,38 und der breite SPI um 0,32 Prozent auf 15'996,69 Zähler. 22 Gewinnern stehen acht Verlierer gegenüber.

Klar fester tendieren mit Sonova (beide +2,3%) und Straumann (+1,6%) Vertreter der Gesundheitsbranche. Sonova können damit die Abgaben vom Vortag wegen Produktsorgen mehr als wettmachen. Auch Alcon (+0,9%) sind vor den Quartalszahlen am Abend nach US-Börsenschluss verstärkt gesucht. Eine Kurszielerhöhung durch die SocGen schiebt ebenfalls an.

Aufwärts geht es auch für Technologiewerte wie Temenos und AMS, die beide um mehr als 1 Prozent zulegen. AMS können damit zumindest einen Teil ihrer Vortagesverluste ausbügeln.

Unterdessen sind Richemont (+0,9%) weiterhin gesucht. Am Vortag waren sie bereits als grösster Gewinner unter den Blue Chips aus dem Handel gegangen, nach Medienberichten, der Konzern sei ins Visier des aktivistischen Investors Dan Loeb und seines Hedgefonds Third Point geraten. Konkurrent Swatch (+0,8%) sind ebenfalls erneut gesucht.

Als leichte Stütze für den Markt erweisen sich noch die Schwergewichte Nestlé (+0,3%), Roche (+0,2%) und Novartis (+0,1%).

Nicht ganz entschieden sind die Investoren auch, wenn es um die Angaben zum Geschäftsgang der Swiss Life (+0,2%) geht. Der Lebensversicherer hat bei den Prämien etwas besser als erwartet und bei den Fee-Erträgen etwas unter den Schätzungen abgeschlossen. Als positiver Faktor wird bei Analysten die hohe Solvenzquote erwähnt.

Mit Blick auf das US-Infrastrukturpaket werden von den hiesigen Aktien speziell Sika (+0,4%) als möglicher Profiteur gesehen. Bei Baader Helvea verweist der zuständige Analyst auf das Exposure des Bauchemiekonzerns in zahlreichen von den Finanzspritzen betroffenen Bereichen - wie etwa Energieinfrastruktur, Sanierung von Brücken oder öffentlicher Nahverkehr/Güterverkehr.

In den hinteren Reihen sieht er den Spezialkunststoffhersteller Gurit (+1,1%) und die Industriegruppe Schweiter (+2,9%) ebenfalls als Nutzniesser des Programms.

Unter den Blue Chips führen derweil die Aktien der CS (-0,8%) erneut die Verliererliste an. Die Aktien haben seit dem Investoren-Update vergangene Woche einen schweren Stand. Mit Swiss Re und Zurich (beide -0,6%) werden noch weitere Finanzvertreter gemieden.

In den hinteren Reihen fallen aktuell noch die Papiere von Montana Aerospace nach Zahlen und Aussagen über eine Kapitalerhöhung mit -5,9 Prozent auf. Am anderen Ende erholen sich Molecular Partners (+6,0%) vom jüngsten Einbruch.

Auch Schlatter (+2,4%) und PSP (+1,9%) sind nach aktuellen Firmennews gesucht.

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