Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag Schwierigkeiten, sich für eine klare Richtung zu entscheiden. Vielmehr pendelt der Leitindex SMI in einer engen Spanne um seinen Vortagesschluss. Laut Händlern dämpfen derzeit Themen wie die weiter rasant steigenden Corona-Zahlen die jüngste Euphorie etwas. Sie schürten die Sorgen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung, nachdem etwa am gestrigen Montag die Konjunkturdaten aus China eher enttäuscht hatten. In Asien greifen Regierungen vermehrt zu drastischen Massnahmen, um die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle zu bringen. In China führe dies beispielweise zu Cargo-Stau in den wichtigen Container-Häfen, was sich dann auch wieder auf die Lieferketten auswirke, fasst es ein Händler zusammen.

Mit wichtigen Konjunkturdaten geht es am Nachmittag weiter in den USA, wo die Detailhandelsumsätze sowie die Industrieproduktion auf der Agenda stehen. Investoren hoffen, dass sie besser ausfallen werden als jene aus China am gestrigen Montag. Auch verspreche man sich neue Impulse vom Chef der US-Notenbank Jerome Powell. "Powell könnte den Märkten versichern, dass bis zu neuen geldpolitischen Entscheidungen noch Zeit ist und sich auf die unsichere Lage wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus als Unsicherheitsfaktor beziehen", meint ein Händler. Bislang habe der Fall von Kabul und die Übernahme der Taliban nur am Rande eine Rolle an den Märkten gespielt. "Es ist aber nicht sicher, dass das so bleibt", meint ein weiterer Marktteilnehmer.

Der SMI gewinnt gegen 11.20 Uhr 0,12 Prozent hinzu auf 12'434,54 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,16 Prozent auf 2012,68 und der breite SPI um 0,21 Prozent auf 15'934,96 Zähler. Im SLI halten sich Verlierer (15) und Gewinner (14) in etwa die Waage. Alcon sind unverändert.

Unangefochtener Spitzenreiter ist Kühne+Nagel, der mit +4,2 Prozent der mit Abstand grösste Gewinner ist. Seinem Ruf als einer der Börsenlieblinge in diesem Jahr macht die Aktie damit einmal mehr alle Ehre. Händler verweisen auf die anhaltende Konsolidierung der Logistikbranche, die mit der Übernahme von GIL durch DSV Panalpina weiter an Fahrt aufnimmt. Dem Höhenflug der Aktien mache auch der damit steigende Konkurrenzdruck kaum etwas aus, kommentieren Analysten.

Partners Group folgen in etwas Abstand mit einem Kursgewinn von 1,4 Prozent. Das Finanzinstitut hat am Morgen seine Gewinnerwartung für das erste Halbjahr bekannt gegeben. Die unangekündigt veröffentlichten Zahlen, die noch provisorisch und in einer nicht allzu engen Bandbreite sind, kommen bei Analysten gut an.

Insgesamt fester präsentiert sich auch die Lifescience- und Gesundheitsbranche. So gewinnen Straumann 1,6 Prozent hinzu. Lonza, Sonova, Novartis und Roche folgen mit Gewinnen zwischen 0,9 und 0,1 Prozent. Alcon (unv.) hinken dagegen hinterher. Der Augenkonzern legt am heutigen Dienstag nach US-Börsenschluss seine Halbjahreszahlen vor.

Dass sich der Markt mittlerweile etwas stabilisiert, verdankt er auch den Kursgewinnen von 0,7 Prozent beim dritten Schwergewicht, Nestlé.

Am Ende der Kurstafel sind Adecco mit -1,6 Prozent zu finden. Swiss Life (-1,5%) folgen trotz guter Semesterzahlen dicht auf. Hier machten sich nach einem guten Lauf Gewinnmitnahmen bemerkbar, heisst es am Markt. Auch die übrigen Finanzwerte kommen aktuell zurück. UBS, CS, Swiss Re, Zurich und Julius Bär verbilligen sich zwischen 0,8 und 0,1 Prozent. Laut Händlern machen der Branche die wieder gesunkenen US-Anleiherenditen zu schaffen.

Das eigentliche Geschehen spielt sich allerdings in den hinteren Reihen ab, wo eine Vielzahl an Unternehmen Zahlen vorgelegt hat. Polypeptide (+10,4%), Medartis (+5,3%), Schlatter (+5,3%) und Orior (+5,3%) wissen dabei zu gefallen. Besonders positiv überrascht geben sich Analysten im Fall von Börsenneuling Polypeptide.

Dagegen werden Komax, Basilea, Implenia, die VP Bank, Orascom, Huber+Suhner sowie Orior nach Zahlen allesamt gemieden. Die Abgaben reichen dabei von -4,2 Prozent bei Komax bis -0,5 Prozent bei Huber+Suhner.

Auffällig ist zudem die Perfect Holding (+6,9%) , die eine Übernahme angekündigt hat, mit der sie nun auch in den Pharmasektor einsteigt.

hr/rw