Zürich (awp) - Mit einem kleinen Kursfeuerwerk ist der Schweizer Aktienmarkt in das Börsenjahr 2023 gestartet. Der SMI eroberte dabei kurzzeitig gar die 11'000-Punkte-Marke zurück, unter die er Mitte Dezember gefallen war. "In der ersten Handelssitzung des Jahres herrscht in Europa eine optimistische Stimmung vor, wobei die Aktien in allen Sektoren deutlich zulegen", fasst ein Händler zusammen. Investoren seien mit einer gewissen Zuversicht für das neue Jahr an ihre Handelstische zurückgekehrt, was die Kurse anschiebe.

"Da heute keine wichtigen makroökonomischen Nachrichten vorliegen, ist es jedoch immer noch schwer zu sagen, ob die derzeitige Kursentwicklung durch echte Beweggründe der Portfoliomanager angetrieben wird oder ob es sich nur um eine Liquiditäts-Hausse handelt, bei der einige Short-Positionen aus dem letzten Jahr gedeckt werden", halten die vorsichtigen Stimmen dagegen. Als möglichen ersten Lackmustest machen Händler denn auch die deutschen Inflationsdaten aus, die am Nachmittag veröffentlicht werden. Die Hoffnung liege auf einem weiteren Rückgang. Zumindest sorgten die ersten Angaben aus einzelnen deutschen Bundesländern für eine gewisse Hoffnung, heisst es.

Der SMI gewinnt gegen 11.15 Uhr 2,44 Prozent hinzu auf 10'991,69 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 2,56 Prozent auf 1682,33 und der breite SPI um 2,33 Prozent auf 14'055,39 Zähler. Dabei gewinnen alle 30 SLI-Werte hinzu.

Beim Blick auf die Kurstafeln wird klar, dass die Investoren zunächst vor allem bei den grossen Verlierern des vergangenen Börsenjahres zugreifen - ganz nach dem Motto "Die Letzten werden die Ersten sein".

Absoluter Spitzenreiter sind AMS Osram mit +7,1 Prozent. Die übrigen Technologiewerte unter den Blue Chips wie Temenos (+4,1%), VAT (+3,6%) und Logitech (+3,2%) folgen mit etwas Abstand. Laut Händlern wirken sich verschiedene Aspekte positiv aus. So sei es an der Zinsfront zu einer leichten Entspannung gekommen. Zudem habe die Börse in Hongkong als Gradmesser eine gute Vorgabe geliefert. Vor allem aber habe die Branche 2022 zu den Kellerkindern gehört, so dass viele Titel nach Schnäppchen aussähen, ergänzt ein Marktteilnehmer.

Auch in den hinteren Reihen werden technologienahe Papiere gekauft. Inficon, U-Blox und Comet ziehen um bis zu 3,8 Prozent an.

In diesem Umfeld stehen auch die CS-Aktien weit oben auf den Einkaufszetteln. Mit einem Plus von 5,6 Prozent verteuern sich die Aktien auf 2,92 Franken. Verglichen mit dem Kurseinbruch um knapp 68 Prozent 2022 ist aber selbst das aktuelle Plus nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Gefragt sind zudem Zykliker wie Richemont, Adecco und auch Kühne+Nagel. Die Aufschläge betragen bis zu 4,4 Prozent. Hier verweisen Börsianer auch auf die jüngsten Daten aus China. So habe sich der Optimismus unter den Unternehmen verbessert, wie aus einer aktuellen Umfrage hervorgeht. Die Firmen hätten sich zuversichtlich über die wirtschaftliche Erholung Chinas nach der Lockerung der meisten der strengen Covid-Massnahmen geäussert.

Derweil hinken die beiden Schwergewichte Nestlé und Roche (beide +1,9%) dem Gesamtmarkt etwas hinterher. In einer Branchenstudie von JPMorgan senken die Experten für den Pharmakonzern Rating und Kursziel. Es sei fraglich, ob die 2023 anstehenden Pipeline-Daten ausreichten, die Stimmung dem Wert gegenüber zu verbessern.

Zu einem Kurssprung kommt es in den hinteren Reihen beim Biotechunternehmen Newron (+21%), das positive Daten zu seinem Schizophrenie-Hoffnungsträger vorgelegt hat. Auch bei Addex, Evolva und Obseva - allesamt Pennystocks - greifen Anleger beherzt zu, wie Kursavancen von bis zu 19 Prozent zeigen.

Dagegen haben Meyer Burger (-0,8%) mittlerweile ins Minus gedreht, obwohl das Unternehmen die angepeilten Produktionsvolumina im vergangenen Jahr erreicht hat und es sich für die weiteren Ausbauschritte auf Kurs sieht.

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