Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt seine seit Anfang Woche anhaltende Erholung zur Wochenmitte fort, und der SMI hat die Marke von 10'900 Punkten zurückerobert. Inklusive der beiden Vortage hat der Leitindex SMI mittlerweile mehr als 2,5 Prozent seit Montag hinzugewonnen. Marktteilnehmer sind sich einig, dass es vor allem die Ruhe im Bankensektor ist, die den Märkten aktuell zu der Erholung verhilft. So hat sich die Lage sowohl in den USA als auch hierzulande scheinbar etwas stabilisiert. Auch das grosse Stühlerücken bei der UBS wird überwiegend als positiv bewertet.

Jenseits der Bankenlandschaft seien Marktteilnehmer aber weiterhin zwischen den bekannten Themen Konjunkturhoffnungen und Zinsängsten hin und her gerissen. "Die Gesamtgemengelage auf der makroökonomischen Ebene zeigt ein solides aber wenig dynamisches Gesamtbild auf", fasst ein Händler zusammen. Der private Konsum werde durch die Preissteigerungen der letzten Monate negativ beeinflusst. Gleichzeitig erweise sich der Arbeitsmarkt speziell in den USA als extrem robust, was wiederum eine Gefahr für einen weiteren Inflationsanstieg darstellen könne. "Die Notenbanken in der Schweiz, der EU und den USA haben zuletzt deutlich gemacht, dass sie ihre stringente Inflationsbekämpfung weiter fortsetzen und keine grossen Umwege oder Stopps einlegen werden." Vor diesem Hintergrund warten Investoren nun gespannt auf die Inflationsdaten aus den USA und der Eurozone gegen Ende der Woche.

Der SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,80 Prozent hinzu auf 10'925,73 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,74 Prozent auf 1719,00 und der breite SPI um 0,80 Prozent auf 14'288,69 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 24 hinzu, vier fallen und zwei sind unverändert.

Im Rampenlicht steht erneut die UBS (+1,8%). Sie hat am Morgen überraschend angekündigt, dass der frühere Konzernchef Sergio Ermotti die neue Superbank führen wird. Die Nachricht kommt bei den Investoren gut an. Analysten halten sich eher etwas zurück. "Die Rückkehr des Jedi-Ritters", titelt etwa der Broker KBW. Während Ermotti dank seiner neun Jahre an der Bank-Spitze tiefgreifende Einblicke habe, sei der Zusammenschluss von UBS und CS zu der Megabank eine neue Herausforderung. Im Kielwasser der festen UBS ziehen auch CS-Aktien um 1,4 Prozent an.

Das Nachsehen bei diesem Stühlerücken haben denn auch die Aktionäre der Swiss Re (+0,4%). Ermotti gibt nämlich das Amt als Präsident des Verwaltungsrates beim Rückversicherer ab.

Spitzenreiter sind allerdings die beiden Technologievertreter AMS Osram (+3,4%) und Logitech (+3,0%). Hier sorgt der deutsche Konkurrent Infineon für gute Laune. So gilt die Halbleiterbranche generell als Frühindikator für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung. Infineon wiederum hat seine Prognosen für das Geschäftsjahr mit der Begründung einer starken Entwicklung im Industrie- und Automobilsektor erhöht. Aber auch der chinesische Onlineriese Alibaba sorgt für Schub mit der Nachricht, sich in sechs Bereiche aufspalten zu wollen.

Mit Richemont, Adecco und Sika sind zudem Zykliker aus den unterschiedlichsten Branchen gefragt, wie die Kursgewinne von bis zu 1,6 Prozent zeigen. Laut Marktteilnehmern sieht man derzeit vor allem in jenen Branchen eine Erholung, die zuletzt arg gebeutelt wurden.

Aufwärts bewegen sich auch Nestlé-Aktien (+1,5%). Hier verweisen Händler auf einen Medienbericht, wonach der Nahrungsmittelriese eine Übernahme der Heimtiernahrungssparte des weltgrössten Geflügelexporteurs BRF SA erwäge.

Während auch Schwergewicht Roche (+0,9%) mit dem Markt anzieht, nehmen Investoren beim Konkurrenten Novartis (-0,5%) erst einmal einige Gewinne mit, nachdem die Aktien seit Wochenbeginn klar von überraschend vorgelegten Studiendaten profitiert hatten.

Noch deutlicher fallen Alcon mit -1,3 Prozent zurück. Aus dem Markt heisst es, negative Analystenkommentar zum US-Konzern Medtronic drückten auf die Stimmung. Der Augenheil-Spezialist wird am morgigen Donnerstag seinen Investorentag abhalten.

In den hinteren Reihen sind die Aktien der Messegruppe MCH (+3,6%) nach Zahlen klar gesucht, während die Accelleron-Zahlen (-1,7%) für eine verschnupfte Reaktion sorgen.

hr/rw