Zürich (awp) - Der Aktienmarkt bleibt im "Risk-On"-Modus. Hierzulande knackt denn auch der Leitindex SMI die nächste runde Marke und überspringt kurzzeitig die 10'800er-Schwelle. Allerdings werde die Luft langsam dünner, meinen Händler. Der SMI hat seit Wochenstart bereits um gut 3,5 Prozent zugelegt. Seit dem neu erreichten Jahrestief vor etwa zwei Wochen hat der Index annähernd 800 Punkte hinzugewonnen. "Auch wenn die noch laufende Berichtssaison Hoffnungen schürt, sollte Hoffnung keine Strategie an den Börsen sein", kommentiert eine Händlerin. "Das Herbstrally konnte sich bisher in diesem Jahr paradehaft entfalten." Allerdings sei historisch zu beobachten, dass nach einem Herbstrally in US-Zwischenwahljahren das Jahresendrally ins Wasser falle.

Mit Blick auf die Berichtssaison stünden zur Wochenmitte schwache Daten von US-Techgrössen wie der Google-Mutter Alphabet und Microsoft den Zahlen verschiedener europäischer Schwergewichte aus den unterschiedlichsten Branchen gegenüber. Eine wichtige Rolle in der aktuellen Gemengelage spielten weiterhin die Notenbanken. "Nehmen sie zumindest verbal den Fuss vom geldpolitischen Bremspedal, wären die Zutaten für eine positive Wende am Aktienmarkt bereitet," kommentiert ein Händler. Vor diesem Hintergrund werfe denn auch die Sitzung der EZB am morgigen Donnerstag bereits ihre Schatten voraus.

Der SMI notiert gegen 11.05 Uhr mit einem knappen Plus von 0,08 Prozent auf 10'780,37 Punkten. Zuvor war er bis auf 10'813 Zähler geklettert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,12 Prozent auf 1634,02 Punkte und der breite SPI 0,11 Prozent auf 13'779,50 Stellen. Im SLI ist das Verhältnis zwischen Gewinnern und Verlierern 2:1.

Es sind denn auch vor allem konjunktursensible Titel, die besonders stark zulegen. Neben Adecco (+2,1%) gewinnen auch Sika, Schindler und die CS (alle +1,1%) überdurchschnittlich stark hinzu. Seit Jahresbeginn haben sie alle um mehr als 30 Prozent nachgegeben, wobei die CS diese Liste mit -45 Prozent anführt.

Die Grossbank wird am morgigen Donnerstag das heiss ersehnte Strategie-Update präsentieren und Zahlen für das dritte Quartal vorlegen. Am gestrigen Dienstag hatte bereits die UBS (-1,3%) über den Geschäftsverlauf im dritten Quartal berichtet und damit die Marktteilnehmer positiv überrascht.

Unterstützung erhält der Gesamtmarkt zudem von den beiden Pharmaschwergewichten Novartis (+1,0%) und Roche (+0,1%). Novartis hatte ebenfalls am Vortag Zahlen vorgelegt, konnte damit aber am eigentlichen Berichtstag nicht recht überzeugen. Wie den nachfolgenden Analystenkommentaren zu entnehmen ist, sorgt die bestätigte Jahresprognose nun aber für eine gewisse Beruhigung.

Neben den beiden Pharmawerten können mit Straumann und Sonova (beide +1,0%) noch weitere Vertreter aus der Lifescience-Branche hinzugewinnen.

Derweil setzen die schwachen US-Vorgaben auch den hiesigen Techwerten zunächst zu. Unter den Blue Chips geben Logitech und VAT um bis zu 3,5 Prozent nach. Logitech hatten allerdings am Vortag mit einem Kurssprung von mehr als 12 Prozent auf die vorgelegten Zahlen reagiert. Temenos (+0,3%) und AMS Osram (+0,1%) sind mittlerweile leicht ins Plus gedreht.

Kühne+Nagel (-0,6%) sind ebenfalls unter den grösseren Verlierern zu finden. Der Logistik-Konzern hatte am Vortag im späteren Handel nach Zahlen noch einen kräftigen Schub nach oben erhalten.

In den hinteren Reihen stechen Werte wie Idorsia (+6,0%) hervor. Bereits am Dienstag waren die Papiere des Biotechunternehmens nach Quartalszahlen am Ende mit einem deutlichen Kursplus aus dem Handel gegangen. Auch Sulzer (+2,0%) können nach am Morgen vorgelegten Zahlen zulegen.

Dagegen bewegen sich die Namenaktien von Lindt&Sprüngli (-0,9% auf 99'400 Fr.) nach einem erneut negativen Analystenkommentar unter der 100'000-Franken-Kursmarke.

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