Zürich (awp) - Nach dem Ausverkauf zum Wochenstart tragen am Dienstag Schnäppchenjäger zu einer breit abgestützten Gegenbewegung des Schweizer Aktienmarktes bei. Zum Wochenauftakt habe die weltweite Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und die möglichen wirtschaftlichen Folgen die Marktteilnehmer neben anderen Themen in den Würgegriff genommen, kommentiert ein Händler. Zudem mehrten sich Zweifel über eine nachhaltigen Konjunkturerholung in den USA und Europa. Von Euphorie könne an den Aktienmärkten keine Rede mehr sein, was für den weiteren Jahresverlauf auch nicht schlecht sei.

"Ganz im Gegenteil hat sich bei einigen Marktteilnehmer eine gewisse Demut breit gemacht und die Kursverluste haben aufgezeigt, dass die Aktienmärkte eben doch keine Einbahnstrassen sind", so ein weiterer Marktteilnehmer. Darüber hinaus sei angesichts der geringeren Sommerliquidität an den Märkten ohnehin mit einer erhöhten Marktvolatilität in der zweiten Julihälfte zu rechnen. Positiv sei in der aktuellen Gemengelage zu vermerken, dass die aktuelle starke Gegenreaktion darauf hindeute, dass die "zinsbullische Handelshaltung" weiterhin Bestand habe.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,67 Prozent hinzu auf 11'941,41 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,76 Prozent auf 1923,69 und der breite SPI um 0,62 Prozent auf 15'363,74 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 22 hinzu und sieben fallen und Givaudan sind unverändert.

Hierzulande nimmt die Berichtssaison in dieser Woche dann Fahrt auf. Nach SGS am gestrigen Montag haben nun UBS (+4,0%) und der Logistiker Kühne+Nagel (+3,9%) über den jüngsten Geschäftsverlauf berichtet. Beide sind damit Spitzenreiter unter den Blue Chips. So hat die Grossbank im zweiten Quartal gut 2 Milliarden US-Dollar verdient und damit auch die Erwartungen der grössten Optimisten unter den Analysten übertroffen.

Kühne+Nagel hat nach dem Einbruch in der Vorjahresperiode zwischen April und Juni ein starkes Ergebnis trotz der aktuell schwer planbaren Lieferketten erzielt. Die Analystenschätzungen wurden teilweise weit übertroffen.

In den nächsten drei Tagen werden noch acht weitere Blue Chips über den jüngsten Geschäftsverlauf berichten.

Im Kielwasser der starken UBS-Zahlen geht es auch für Julius Bär (+2,4%) und die CS (+1,8%) kräftig aufwärts. Ebenso präsentieren sich die Versicherer Swiss Life, Zurich und Swiss Re mit Kursgewinnen zwischen 1,9 und 1,0 Prozent von den Vortagesverlusten erholt.

Die Aktien des Zementherstellers Holcim (+2,2%) sind ebenfalls weit oben auf den Einkaufslisten zu finden. JPMorgan hat sich in einer Branchenstudie zuversichtlich über die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr geäussert. Aber auch weitere Zykliker wie AMS, Adecco oder ABB legen mit Aufschlägen von 2,1 bis 1,4 Prozent überdurchschnittlich zu.

ABB etwa gehört zu den Blue Chips, die am Donnerstag Zahlen vorlegen. Ausserdem stärkt der Konzern mit der Übernahme der spanischen Asti Mobile Robotics Group das Geschäft mit Robotern.

Nach den jüngsten Exportdaten greifen Investoren auch bei den Aktien der Uhren- und Schmuckhersteller Swatch (+1,0%) und Richemont (+0,5%) zu. Die Exportzahlen deuten auf eine weiter sich aufhellende Situation für die Uhrenexporteure hin.

Kursgewinne von 1,3 Prozent beim Schwergewicht Nestlé und von 0,3 Prozent bei Novartis bieten dem Markt zudem eine gewisse Stütze. Roche kommen dagegen um 0,4 Prozent zurück. Beide Pharmawerte legen in den nächsten zwei Tagen nacheinander Zahlen vor.

Dem stehen Abgaben zwischen 1,1 und 0,3 Prozent bei Temenos, Sonova, Straumann und Logitech gegenüber.

Im breiten Markt haben noch Medacta (+3,9%) und SFS (+2,5%) über das erste Semester berichtet.

hr/ra