Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag nach einem schwächeren Start im Verlauf leicht in die Gewinnzone vorgestossen. Geschuldet ist dies vor allem der Erholung bei den schwergewichtigen Nestlé-Aktien und den Pharmariesen. Der weitere Verlauf dürfte davon abhängen, ob die Anschlusskäufe anhalten und die Märkte die am Nachmittag erwarteten US-Konjunkturdaten positiv aufnehmen, sagt ein Händler.

Die Beschlüsse der US-Notenbank Fed hätten dagegen keinen stärkeren Einfluss, sagt ein Händler. Das Fed behält trotz hoher Inflation und solidem Wirtschaftswachstum seine extrem lockere Geldpolitik weiter bei. Doch hat Fed-Chef Jerome Powell vage Signale für das "Tapering", die Reduktion der Wertpapierkäufe, ausgesandt. Dieses rückt nun etwas näher. "Das Jahresende könnte ein möglicher Startpunkt für ein Reduktion der Wertpapierkäufe sein", sagt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank.

Der SMI, der zunächst bis 12'024,37 Zähler gefallen ist, notiert um 11.00 Uhr um 0,15 Prozent höher auf 12'091,92 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,11 Prozent auf 1958,53 und der umfassende SPI um 0,13 Prozent auf 15'534,28 Zähler. 18 Gewinnern stehen im SLI zwölf Verlierer gegenüber.

Im Fokus stehen die Aktien der Unternehmen, die mit Ergebnissen aufgewartet haben. Dazu zählt insbesondere die Credit Suisse (-3,5)%, deren Aktien mit starken Abschlägen auf den Gewinneinbruch im zweiten Quartal reagieren. Die Grossbank hat aufgrund der Entwicklung im Zusammenhang mit der Archegos- und Greensill-Affäre deutlich weniger verdient. Dagegen ziehen UBS um 1 Prozent an.

Die Aktien von Nestlé (-0,2%) gaben zunächst ebenfalls deutlich nach, setzen dann aber wieder zu einer Erholung an, weil viele Marktteilnehmer die tieferen Kurse als gute Gelegenheit angesehen hätten, um bei einem Toptitel günstig einzusteigen, sagt ein Händler. Der Nahrungsmittelhersteller ist organisch stärker als am Markt erwartet gewachsen, hat sich aber etwas vorsichtiger zur Margenentwicklung geäussert.

Deutlich tiefer notieren Clariant (-1,9%), der dritte Blue Chip mit Zahlen. Der Chemiekonzern habe die Erwartungen der Analysten klar übertroffen, heisst es am Markt. Zudem legt er die Latte für das ganze Jahr etwas höher. Da viele Mitbewerber in jüngster Zeit über eine ähnliche Entwicklung berichtet hätten, komme dieser "Beat" halt doch nicht ganz unerwartet, sagt ein Händler.

Ansonsten werden Aktien mit einem leicht defensiven Einschlag und mit einem guten Kursverlauf im laufenden Jahr zu etwas tieferen Kursen gehandelt. So sind Givaudan, Sonova, Straumann, Swisscom und die beiden ebenfalls etwas heissgelaufenen Kühne+Nagel und Geberit um -0,7 bis -0,1 Prozent tiefer.

Die beiden Marktschwergewichte aus dem Pharmabereich können sich im Verlauf kursmässig ebenfalls verbessern. Während Roche dank einer positiver Meldung zum Augenmittel Faricimab gar 0,6 Prozent gewinnen, machen Novartis (+0,02%) die Verluste wett.

Die Aktien der Versicherer Swiss Life und Zurich gewinnen 0,4 bzw. 0,3 Prozent. Swiss Re, deren Ergebnis am Freitag erwartet wird, steigen gar um 0,9 Prozent.

Auch die Anteile von Holcim (+0,8%) werden am Tag vor der Bilanzvorlage zu höheren Kursen gehandelt. Dabei könnte auch das gute Abschneiden von Rivale HeidelbergCement für Auftrieb gesorgt haben, heisst es am Markt. Der Bauzulieferer Sika (+0,6%) steigt ebenfalls. Fester sind zudem AMS (+1,9%). Händler sprechen von Deckungskäufen vor den Zahlen am Freitag.

Auf den hinteren Rängen fallen Autoneum (-3,8%), Bellevue (-1,1%) und Inficon (-1,3%) nach Zahlen negativ auf. Dafür werden die Zwischenberichte von Bucher Industries (+2,9%), Calida (+4,6%) und Starrag positiv aufgenommen.

Basilea (+2,1%) ziehen an. Der Arzneimittelhersteller hat von der US-Zulassungsbehörde FDA für den Produktkandidaten Lisavanbulin gegen Hirntumore den Orphan-Drug-Status erhalten.

pre/rw