Zürich (awp) - Die Schweizer Börse tendiert am Freitag belastet von den zunehmenden Corona-Sorgen schwächer. Die Anleger schalteten einen Gang zurück in den Risk-off-Modus, heisst es im Markt. "Kein Grund zur Beunruhigung, wir konsolidieren", sagte ein Händler. Ausgelöst würden die Verkäufe von den steigenden Corona-Infektionszahlen, die wohl in vielen Ländern zu verschärften Massnahmen führen dürften. So geht Baden-Württemberg nach Weihnachten in den Lockdown. Zudem wurdein den USA noch immer kein neues Hilfspaket zur Stützung der Corona-geschädigten Wirtschaft auf den Weg gebracht. Und im Brexit rüsteten sich die EU und Grossbritannien wohl für ein Scheitern.

Möglicherweise könnte sich die Stimmung wieder aufhellen. Ein Berater-Komitee der US-Arzneimittelbehörde FDA hat sich am Vortag für die Zulassung des Pfizer/Biontech-Impfstoffs ausgesprochen. Über den Impfstoff von Moderna wird das Komitee am Donnerstag diskutieren. Ein erfolgreicher Verlauf der Impfkampagne würde für neue Zuversicht sorgen, heisst es.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert gegen 11.00 Uhr 0,41 Prozent tiefer auf 10'352,91 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verliert 0,51 Prozent auf 1'622,71 und der umfassende SPI 0,37 Prozent auf 12'876,39 Punkte. 19 der 30 Blue Chips geben nach, neun ziehen an und zwei (Givaudan und Sika) sind unverändert.

Der SMI bewege sich seit Wochen in einer Spanne von 10'000 bis ca. 10'600 Punkten auf und ab. "Mit einem Ausbruch wird weder nach oben noch nach unten gerechnet", sagte ein Händler. Daher komme es auch zu dieser Pendelbewegung, die sich zuletzt etwas eingeengt habe. Gegen unten stützten die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik und oben bremsten die diversen Probleme.

Abgesehen von AMS (-2,2%), die stets einen etwas volatileren Kursverlauf aufweisen, stehen Finanzwerte an der Spitze der Verlierer. Dazu zählen die Versicherer Swiss Life (-2,2%) und Swiss Re (-2,0%) sowie die Banken Julius Bär (-1,9%) und CS (-2,1%) und UBS (-1,6%). Ihnen machen laut Händlern neben Gewinnmitnahmen die EZB-Beschlüsse zu schaffen. Den dadurch blieben die Zinsen tief und die Bondkäufe der EZB erhöhten die von den Negativzinsen betroffene Liquidität bei den Geldhäusern.

Für Gesprächsstoff sorgt zudem Zurich (-1,7%). Der Versicherer übernimmt nicht unerwartet vom US-Konkurrenten MetLife die Sparten Schaden- und Unfallversicherung. Analysten äussern sich grundsätzlich positiv. Der Kauf sei erwartet worden und sollte sich nicht negativ auf die Dividendenpolitik auswirken, heisst es. Damit könne Zurich in den USA das Wachstum antreiben.

Danach folgt eine bunte Mischung aus eher defensiven Werten wie Alcon und Straumann sowie Zyklikern wie Temenos, Clariant, Swatch und ABB mit Einbussen von 1,7 bis 0,6 Prozent.

Trotz positiver Nachrichten reihen sich auch die Pharmariesen bei den Verlierern ein. Roche (-0,5%) lanciert den Elecsys SARS-CoV-2 Antigen-Tests, der sich für Massentests eignet und als Hilfsmittel bei der Diagnose einer SARS-CoV-2-Infektion dient. Novartis (-0,3%) hat in der EU die Zulassung für den Colesterinsenker Leqvio (Inclisiran) erhalten.

Auf der anderen Seite werden Adecco (+2,8%) stark gesucht. Die Deutsche Bank hat die Aktien des Personalvermittlers auf "Buy" von Hold" hochgestuft. Ausserdem hat Konkurrent Randstad heute ausserplanmässig ein positives Zwischenergebnis publiziert, aus dem die Anleger laut Börsianern Rückschlüsse auf Adecco ziehen.

Richemont gewinnen 1,4 Prozent. Morgan Stanley hat das Rating für den Luxusgüterhersteller auf "Overweight" von "Equal Weight" hochgestuft.

Mit Nestlé (+0,4%), Lonza (+0,6%), Kühne+Nagel (+0,7%) und Schindler (+0,2%) gibt es auch bei den Gewinnern sowohl defensive wie zyklische Werte.

Am breiten Markt sorgt ein Analystenkommentar der Credit Suisse bei Ascom (+0,7%) für Auftrieb. Pierer legen nach einer Prognoseanhebung 4,6 Prozent zu.

pre/uh