Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem freundlichen Start zunehmend Fahrt aufgenommen und legt aktuell deutlich zu. Auslöser sind laut Händlern positive Vorgaben aus Fernost, wo die Hoffnungen auf die Lockerung der rigorosen Coronamassnahmen in China bei den Anlegern für neue Zuversicht gesorgt hätten. Zudem deuten die weltweit gehandelten US-Aktien-Futures auf eine ebenfalls positive Tendenz an der Wall Street hin. Händler warnen aber vor zu viel Euphorie. Denn weiterhin dämpften die Straffung der Geldpolitik, schlechtere Wachstumsaussichten und die geopolitischen Risiken den Risikoappetit der Anleger. Die Umsätze seien daher trotz der Kursgewinne vergleichsweise moderat.

Zudem hätten sich die Folgen der Lieferkettenprobleme und der Material- und Personalknappheit noch gar nicht in den Firmenergebnissen niedergeschlagen. Und auch wenn sich die coronabedingt angespannten Lieferketten in China rasch wieder normalisierten, dürfte es noch einige Zeit gehen, bis das Geschäft wieder rund laufe, sagt ein Händler. Damit blieben Konjunktursorgen im Fokus und die am Nachmittag anstehenden US-Detailhandelsumsätze dürften entsprechend Beachtung finden. Die Zahlen dienen dem Markt als Richtschnur für die Stärke des privaten Konsums, der als Rückgrat der US-Wirtschaft gilt. Zudem äussern sich einige hochrangige Notenbankvertreter. Damit sei weiterhin mit sehr volatilen Märkten zu rechnen.

Der SMI steigt gegen 11.10 Uhr um 1,02 Prozent auf 11'791,26 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt um 1,28 Prozent zu auf 1832,41 und der breite SPI um 1,02 Prozent auf 15'154,65 Zähler. Im SLI stehen 28 Gewinnern zwei Verlierer gegenüber.

Gefragt sind mit den Aktien von Straumann (+3,1%) und Sonova (+1,7%), AMS Osram (+2,8%), VAT (+2,0%) und Temenos (+1,5%) Wachstumswerte, die auch stark korrigiert hatten. Bei dem Hörgerätehersteller Sonova kommen noch gute Kennzahlen hinzu. Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2021/22 Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und will die Dividende stärker als erwartet erhöhen.

Gefragt sind auch Bankentitel, bei denen die gestiegenen Renditen als positive Faktoren angeführt werden. UBS (+2,8%), Julius Bär (+3,1%) und Credit Suisse (+2,4%) rücken denn auch deutlich vor. Auch die Aktien der Versicherer Swiss Life (+1,7%) und Swiss Re (+1,2%) stehen auf den Einkaufszetteln der Anleger.

Zyklische Werte mit günstigen Aussichten wie Kühne+Nagel (+2,7%), Sika (+2,7%), ABB (+2,1%) und Adecco (+1,5%) holen laut Händlern einen Teil der Korrektur der vergangenen Wochen auf. ABB punkte ausserdem mit News vom Investorentag, die am Markt gut ankämen. Der Elektrokonzern will mit seiner Geschäftseinheit Antriebstechnik deutlich schneller wachsen als der Markt.

Die China-Hoffnungen sorgen zudem bei den Anteilen von Richemont (+2,2%) und Swatch (+1,5%) für Auftrieb.

Etwas leichter notieren hingegen die Anteile der defensiven Werte Alcon und Nestlé (je -0,1%). Auch Swisscom (+0,1%) und Novartis (+0,5%) sind vergleichsweise kaum gefragt.

In den hinteren Reihen steigen Oerlikon um 2,9 Prozent. Der Industriekonzern gibt sich Mittelfristziele. So wird ein jährliches Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent angepeilt und die operative EBITDA-Marge soll auf 17 bis 19 Prozent steigen nach bisher 16 bis 18 Prozent.

Clariant gewinnen gar 8,3 Prozent. Der Chemiekonzern gilt nach der geplanten Auflösung des Management Agreements zwischen Clariant und Hauptaktionär Sabic wieder als Übernahmekandidat, heisst es am Markt. "Nun stehen Tür und Tor wieder offen für alle möglichen Gerüchte und Spekulationen", sagt ein Händler. Fester sind zudem Obseva (+3,8%) nach Zahlen.

Auch Medmix (+2,7%) legen zu. Die Aktie war am Vortag massiv (-18%) gefallen, nachdem Polen dem Unternehmen im Zusammenhang mit dem Oligarchen und Grossaktionär Viktor Vekselberg Sanktionen auferlegt hat. Medmix erzielt 18 Prozent des Umsatzes in Polen.

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