Zürich (awp) - Die Kurstafeln an der Schweizer Börse präsentieren sich am Freitag überwiegend rot. Der Leitindex SMI radiert seine bisherigen Gewinne für 2021 nahezu komplett aus. Nach den zuletzt eher ruhigen Wochen sei das ein Kontrastprogramm, heisst es von Händlerseite. Dass die Nervosität derzeit hoch ist, zeigt auch der Volatilitätsindex VSMI, der auf dem höchsten Stand seit etwa vier Wochen notiert.

Derzeit sorge eine Vielzahl an Nachrichten für Vorsicht bei den Investoren. Der Run auf Hedge-Fonds in den USA sorge mittlerweile auch an den übrigen Börsenplätzen für eine erhöhte Nervosität. Wie ein Händler meint, könnte das Thema am Ende zu einer ersthaften Bedrohung für das gesamte Finanzsystem werden. Denn eine Schieflage bei Hedgefonds könne zu drastischen Verwerfungen führen. "Da an den modernen Finanzmärkten alle Rädchen eng ineinandergreifen, kann das Herausspringen von zu vielen Rädchen dazu führen, dass das Gesamtsystem nicht mehr richtig funktioniert." Das erkläre die plötzlich angesprungene Volatilität. Und diese wiederum zwinge institutionelle Adressen, ihr Risiko herunterzufahren, indem sie Aktien verkaufen. Zu diesen Strömungen gesellten sich noch die Schwierigkeiten mit der Einführung des Covid-19-Impfstoffs, wodurch die globalen Wirtschaftsdaten weniger rosig aussehen.

Der SMI verliert gegen 10.55 Uhr 1,13 Prozent auf 10'726,95 Punkte. Damit hat der Leitindex seine bisherigen Jahresgewinne fast komplett abgebaut und notiert nur knapp über seinem Schlussstand von 2020, der bei 10'703 Punkten lag.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 1,07 Prozent auf 1'696,73 und der breite SPI um 1,12 Prozent auf 13'342,62 Zähler. Alle 30 SLI-Werte bis auf SGS geben nach.

Der Volatilitätsindex VSMI zieht denn auch erneut deutlich an. Aktuell weist er ein Plus von 9 Prozent auf 22,884 Punkte auf. So hoch hat er zuletzt im November notiert.

Zu den grössten Verlierern unter den Blue Chips gehören die Aktien von Givaudan, die um 2,3 Prozent nachgeben. Der Aromen- und Riechstoff-Hersteller bewies im Corona-Jahr 2020 zwar insgesamt seine defensive Stärke und Analysten zeigten sich besonders vom starken organischen Wachstum im Schlussquartal angetan. Gleichzeitig gab es aber auch Gegenwind bei den Wechselkursen und der Reingewinn verfehlte die Erwartungen. Hinzu kommen Gewinnmitnahmen, die auf den Kurs drücken.

Noch stärker fallen zum Wochenschluss nur die Aktien vom Hörsystem-Spezialisten Sonova mit -3,0 Prozent zurück. Kursverluste zwischen 1,6 und 0,6 Prozent bei den Schwergewichten Roche, Nestlé und Novartis tragen zu dem schwachen Gesamtbild bei.

Insgesamt gemieden werden aktuell auch Finanzwerte. Hier führen Zurich mit Abgaben von 2,0 Prozent die Verlierer-Liste an. Es folgen die UBS, Swiss Life, Swiss Re, die CS, Partners Group und Julius Bär mit Verlusten zwischen 1,9 und 0,7 Prozent. Hier macht sich die Nervosität rund um die Hedge-Fonds besonders deutlich bemerkbar.

Etwas besser als der Markt halten sich nach den Zahlen vom Vortag die Anteilsscheine von Swatch, die sich um unterdurchschnittliche 0,4 Prozent verbilligen. Nach der Analystenkonferenz loben einzelne Experten den Ausblick, den der Uhrenkonzern gegeben habe. Dieser sei eine positive Überraschung.

Gar im Plus halten sich nur die Aktien vom Warenprüfkonzern SGS (+0,4%). Auch hier haben verschiedene Analysehäuser sich am Tag nach den Zahlen wohlwollend über die weiteren Verlauf geäussert. Die verschiedenen Massnahmen schienen Früchte zu tragen, so der Tenor.

Noch deutlicher fallen allerdings die Reaktionen in den hinteren Reihen aus. Dort springen die Aktien der Finanzboutique Bellevue um knapp 12 Prozent an, nachdem die Gruppe nach ersten Berechnungen 2020 einen Gewinnsprung von 60 Prozent erzielt hat. Auch Feintool (+4,1%) und SFS (+0,8%) sind nach ersten Eckdaten gesucht. Bei Komax (+4,4%) folgen Investoren der frischen Kaufempfehlung von Stifel.

Dem stehen Verluste von mehr als 4 Prozent bei der Versandapotheke Zur Rose gegenüber. Die Citigroup hat die Papiere abgestuft.

hr/tt