Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt legt am Freitag weiter zu und knüpft damit an den positiven Trend der Vortage an. Getragen wird der Optimismus der Anleger von der unerwartet moderat ausgefallenen US-Teuerung im Oktober. Dies hatte zu massiven Deckungskäufen vor allem bei den arg gebeutelten Technologie- und Wachstumswerten geführt. Viele Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse gewettet hatten, sahen sich gezwungen, ihre Baissepositionen glattzustellen. Schützenhilfe gibt es auch aus China, wo die Führung ihre strikten Corona-Bestimmungen etwas gelockert hat. So wurde die Zeit, die Einreisende in Quarantäne verbringen müssen, leicht verringert.

Die moderate US-Teuerung weckte bei den Anlegern die Hoffnung, dass die US-Notenbank inskünftig weniger stark auf die geldpolitische Bremse treten wird. Dies reduzierte die Markterwartungen bezüglich einer Zinserhöhung des Fed im Dezember auf noch +50 Basispunkte (BP) von zuvor 75 BP. Allerdings warnen Marktteilnehmer, dass die Teuerung noch weit von den vom Fed angepeilten Ziel von 2 Prozent entfernt sei. Die Credit Suisse hält denn auch an ihrer Empfehlung zur Untergewichtung von Aktien fest. Es bestehe weiterhin ein erhebliches Abwärtsrisiko, heisst es dort. Daher dürften im weiteren Verlauf Gewinnmitnahmen nicht überraschen. Vor dem Wochenende würden gerne Risiken reduziert, meinte ein Händler.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr noch um 0,35 Prozent höher auf 11'159,02 Punkten. Zunächst war der Leitindex, der am Vortag schon zwei Prozent gewonnen hatte, bis auf 11'252 Zähler gestiegen. Dann liess der Schwung aber deutlich nach. Der breite SPI avanciert aktuell 0,27 Prozent auf 14'282,08 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die wichtigsten Aktien nicht mit dem ganzen Gewicht enthalten sind, legt mit +1,10 Prozent auf 1722,72 Zähler deutlich stärker zu. 25 der SLI-Werte notieren fester und fünf schwächer.

Die Aktien von Richemont (+10%) führen die Gewinnerliste weiterhin an. Kurz nach Eröffnung betrug das Kursplus gar mehr als einen Fünftel. Ursache dafür ist das deutlich besser als erwartet ausgefallene Halbjahresergebnis. Der Luxusgüterkonzern hat zwar aufgrund eines Goodwill-Abschreibers einen hohen Verlust verbucht. Dieser geht aber auf den im August angekündigten Verkauf der Online-Tochter Yoox-Net-A-Porter (YNAP) zurück. Dagegen waren die Zahlen der fortgeführten Geschäfte deutlich besser als erwartet.

Im Sog der guten Richemont-Zahlen klettern Swatch um 5,0 Prozent in die Höhe. "Was den beiden Aktien zusätzlich hilft, sind die Lockerungen in China", sagte ein Händler. China ist ein sehr wichtiger Markt für die Branche.

Weit oben auf der Kurstafel rangieren Technologie- und Wachstumswerte wie Logitech, Straumann, VAT, Alcon und Sonova mit Kursgewinnen zwischen 3,0 und 1,7 Prozent. VAT, AMS Osram und Straumann hatten am Vortag bis zu 14 Prozent gewonnen.

Gefragt sind aber auch Finanzwerte wie Partners Group (+4,2%), Julius Bär (+4,0%), UBS (+3,0%) und CS (+2,2%). Mit Sika, Kühne + Nagel, Givaudan und Geberit reihen sich weitere Aktien, die im laufenden Jahr laut Händlern übertrieben stark korrigiert hatten, bei den Gewinnern ein. Sie rücken bis zu rund zwei Prozent vor.

Die Anteile von Holcim gewinnen 1,9 Prozent. Der Zementkonzern will am kommenden Montag mit seinem Aktienrückkauf in Höhe von bis zu 2 Milliarden Franken beginnen.

Gebremst wird die Erholung von den eher defensiven Aktien wie Swisscom (-2,5%) sowie den Pharmariesen Novartis (-1,4%) und Roche (-1,2%). Auch Nestlé (-1,7%) und Zurich Insurance (-0,4%) - der im laufenden Jahr kursmässig beste Blue Chip - geben nach.

Auf den hinteren Rängen gewinnen Flughafen Zürich 3,7 Prozent. Der Flughafen erholt sich schneller als erwartet vom coronabedingten Rückschlag. Daher stellt das Unternehmen für 2022 wieder eine Dividende in Aussicht.

Addex steigen um 4,5 Prozent und machen damit den Vortageseinbruch wieder wett. Das Biotechunternehmen hat auch im 3. Quartal rote Zahlen geschrieben und sucht nun nach Partnern.

pre/uh