Zürich (awp) - Am Markt ist aktuell keine eindeutige Tendenz zu erkennen. Sowohl negative wie auch positive Indikatoren halten sich in etwa die Waage. Dem SMI gelingt zur Wochenmitte dennoch ein knappes Plus, so dass er an die Vortagestendenz anknüpft. Gestützt wird er dabei auch durch die Vorgaben aus Übersee. Die US-Wirtschaft war positiv in des 2. Quartal gestartet, wie die am Dienstag veröffentlichten Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen und zur Industrieproduktion für April nahelegen. "Die hohe Inflation scheint der Konsumfreude der US-Bürger nichts anzuhaben", so ein Analyst. Ein Grund hierfür mögen die weiterhin positiven Beschäftigungsaussichten sein.

Zudem deutet sich in China eine Entspannung der Corona-Massnahmen in der Wirtschaftsmetropole Shanghai an. Da in den vergangenen drei Tage keine Neuinfektionen gemeldet wurden, ist die Basis für weitere Lockerungen gelegt. Diese positive Stimmung wird aber auch weiterhin durch den Ukraine-Krieg und die anstehenden Leitzinserhöhungen eingetrübt. Im Markt ist bei der aktuellen Erholung daher vielfach von einer Bärenmarktrally die Rede, also einer nur anscheinenden Erholung in einem tendenziell weiterhin negativen Markt. Dieses uneinheitliche Bild spiegelt sich laut Händlern heute auch im Schweizer Marktgeschehen wider.

Der SMI steigt gegen 11.05 Uhr um 0,38 Prozent auf 11'774,98 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt um 0,24 Prozent zu auf 1829,52 und der breite SPI um 0,35 Prozent auf 15'129,94 Zähler. Im SLI stehen 16 Gewinnern 12 Verlierer gegenüber. CS und SGS sind unverändert.

Vor allem die Schwergewichte können den SMI im Plus halten. So steigen die Pharmariesen Roche (+0,9%), Novartis und Nestlé (beide +0,3%) mindestens mit dem Markt. Roche waren in den letzten Tagen wegen enttäuschender Studiendaten unter Verkaufsdruck geraten - alleine in der Vorwoche sackten die Bons um knapp 8 Prozent ab.

Die grössten Kursaufschläge verbuchen allerdings Logitech, die mit +2,5 Prozent mit Abstand vorne liegen. Die Papiere profitierten von einer Hochstufung der UBS auf "Kaufen". Durch die hybride Arbeitswelt aus Homeoffice und Büro sowie den Trends im Bereich Gaming sei eine gewisse Robustheit gegeben, so der Analyst.

Etwas uneinheitlicher zeigten sich die Finanzwerte, nachdem sie am Vortag noch deutlich stärker geschlossen hatten. Aktuell reicht das Spektrum von +0,1 Prozent bei Zurich bis zu -0,1 bei der Partners Group.

Die Zykliker können im durchwachsenen Markt tendenziell etwas besser behaupten. ABB legt an seinem Investorentag 1,4 Prozent zu. Auch Geberit (+1,4%) und Kühne+Nagel (+1,6%) gewinnen hinzu. Wie Händler betonen, hätten Investoren zuletzt speziell bei den konjunktursensiblen Branchen zugegriffen. "Schliesslich haben die meisten Unternehmen während der Berichtssaison stabile Ausblicke geliefert", heisst es in einem Kommentar.

Schlusslicht mit einem Minus von 2,0 Prozent sind die Aktien von Sonova. Bereits am Vortag hielten die Papiere mit einem Minus von 0,9 Prozent die rote Laterne, nachdem der Hörsystem-Spezialist zwar solide Jahreszahlen vorgelegt hatte, mit der EBITA-Marge aber nicht überzeugen konnte. Schwächer gehandelt wurden auch Swatch (-1,2%) und Givaudan (-0,3%), wobei der Aromen- und Duftstoffhersteller seine insgesamt schwächere Tendenz in diesem Jahr weiter fortsetzt.

Im breiten Markt abgestraft werden die Aktien von Dätwyler, die mit minus 16 Prozent regelrecht einbrachen. Der Industriekonzerns hat seine Jahresziele aufgrund steigender Inputkosten, Lieferengpässen und dem entsprechenden Margendruck gesenkt. Bei Vetropack steht ein Minus von 2,1 Prozent zu Buche, nachdem der Glasverpackungshersteller an seinem Standort in der Ukraine aufgrund von Kriegsschäden zwei Drittel der Belegschaft entlassen musste.

Orascom wiederum kann mit seinen Quartalszahlen nicht überzeugen: Die Papiere schwanken zwischen Plus und Minus, wobei sie aktuell um 0,9 Prozent zulegen. Deutliche Zugewinne stehen hingegen bei Perfect Holding (+14%), Airesis (+9,3%) und Molecular Partners (+8,8%).

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