Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bewegt sich am späten Donnerstagvormittag seitwärts im Minus. Nach einer noch freundlichen Eröffnung ist der SMI rasch in den negativen Bereich zurückgefallen, was allerdings vor allem auf die schwache Performance der hiesigen defensiven Schwergewichte zurückzuführen ist. Eine Mehrheit der Aktien wird denn auch höher gehandelt, was auf die noch vorhandene Risikobereitschaft der Investoren schliessen lässt.

Gestützt wird die Stimmung von Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell. Dieser hatte sich am Mittwoch zu Wort gemeldet und beruhigend auf die Märkte gewirkt. Powell bekräftigte seine Ansicht, dass die Wirtschaft Unterstützung braucht. Vor US-Parlamentariern sagte der Fed-Chef, die US-Konjunktur habe noch einen langen Weg vor sich, um maximale Beschäftigung und das von der Notenbank gesteckte Inflationsziel zu erreichen. Die Anleger interpretieren dies unverändert als Signal für eine weiterhin ultralockere Geldpolitik in den USA. Rückenwind kam zuletzt aber auch von guten Konjunkturdaten, insbesondere zum Wirtschaftswachstum in Deutschland, was auch den Euro gegenüber dem Franken weiterhin stärkt.

Der SMI weist um 10.55 Uhr ein Minus von 0,14 Prozent auf und steht bei 10'713,09 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht dagegen um 0,08 Prozent auf 1'737,02 Punkte an, während wiederum der umfassende SPI um 0,10 Prozent auf 13'372,44 Punkte nachgibt. Von den 30 SLI-Werten werden 18 über dem Schlusswert des Vortages gehandelt und 12 darunter.

Im Fokus stehen am Berichtstag Adecco (+0,8%) im Anschluss an die Jahreszahlen. Der Zahlenkranz für das vierte Quartal kommt in Analystenkreisen gut an. Der organische Umsatzrückgang sei trotz einem schwierigen Schlüsselmarkt Frankreich deutlich geringer als befürchtet ausgefallen, so Experten. Sie zeigen sich insbesondere auch vom positiven Wachstum in Nordamerika sowie auf der iberischen Halbinsel überrascht.

An der Tabellenspitze stehen indes einige Finanzwerte wie Swiss Life (+1,3%), Julius Bär (+1,2%), CS (+1,1%) oder Swiss Re (+1,0%) sowie Alcon (+1,3%). Letztere holen damit die Verluste des Vortages in Reaktion auf durchzogene Jahreszahlen wieder auf.

ABB (+0,5%) erhalten durch eine Bestätigung des Ratings "Buy" durch Kepler Cheuvreux bei leicht erhöhtem Kursziel etwas Support.

Auf der Gegenseite geben Temenos (-1,2%) am meisten nach, gefolgt von Lonza (-0,8%) und Clariant (-0,7%).

Die magere Zwischenbilanz des Gesamtmarkts ist allerdings insbesondere auf die Abgaben in Roche und Nestlé (je -0,7%) sowie von Novartis (-0,3%) zurückzuführen. Diese defensiven Aktien sind wie etwa auch Swisscom (-0,5%) bei steigender Risikoneigung weniger gefragt.

Im breiten Markt fallen SPS Swiss Prime Site (-0,5%) etwas zurück. Händler verweisen auf den Jahresbericht, den der Immobilienkonzern veröffentlicht hat. Die Zahlen lägen mehrheitlich in oder über den Erwartungen, aber SPS sei im Vergleich zu den Mitbewerbern stärker von Covid-19 betroffen, heisst es.

Kudelski (-4,0%) kommen nach Veröffentlichung der Geschäftszahlen 2020 unter die Räder. Umsatz und EBITDA sind zwar besser ausgefallen als erwartet. Aber unter dem Strich war der Nettoverlust grösser als prognostiziert. Und Zur Rose (-2,6%) stehen nach einer Verkaufsempfehlung der UBS unter Druck.

Weiter fallen Dufry (+5,0%) mit einem guten Plus auf. Die Titel gehörten zu Beginn der Corona-Pandemie zu den grössten Verlierern, weil kaum mehr Flugzeuge unterwegs waren. Nach einer längeren Phase mit einer insgesamt relativ volatilen Seitwärtsbewegung geht es seit dem vierten Quartal 2020 wieder steil aufwärts, vor allem dank der Impfhoffnungen.

cf/ra