Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht am Donnerstagvormittag klar im Minus. Die Gewinne zum Monatsbeginn vom Vortag sind damit wieder Makulatur. Die Verunsicherung der Investoren wird nicht nur von den Nachrichten über die sich global mehr und mehr ausbreitende Omikron-Variante des Coronavirus genährt, sondern auch von den sich verdichtenden Anzeichen für eine raschere Verschärfung der Geldpolitik in den USA. In der trüben Gesamtstimmung fallen Vifor dank Übernahmespekulationen aus dem Rahmen.

Dass die neue Omikron-Variante auch irgendwann die USA erreichen würde, sei nicht wirklich überraschend, die panikartige Reaktion des Aktienmarktes hingegen schon, heisst es in einem Börsenkommentar. Die Ursachen für die gestrige Trendumkehr in New York dürften deshalb tiefer liegen. Offenbar trauten die Märkte dem Braten schier endlos steigender Kurse nicht mehr, insbesondere da die Geldpolitik als Unterstützungsfaktor in den kommenden Monaten wegfallen dürfte. Dass die US-Notenbank die Anleihenkäufe wegen der steigenden Inflation zurückfahren will, ist bekannt. Dass das dafür vorgesehene Tempo ausreicht, bezweifelt mittlerweile aber auch Fed-Chef Jerome Powell. Seine Aussage, die Inflation sei möglicherweise doch kein vorübergehendes Phänomen, sorgt für Nervosität. 

Der Leitindex SMI fällt um 10.55 Uhr um 0,99 Prozent auf 12'144,54 Punkte zurück. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, büsst 0,82 Prozent auf 1964,97 Punkte ein und der breite SPI 0,91 Prozent auf 15'528,83 Punkte. Im SLI kommen auf 26 Verlierer 4 Gewinner.

Die Verunsicherung der Investoren zeigt sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der nach einem kurzen Rücksetzer am Vortag wieder über die Marke von 20 Punkten geklettert ist und damit klar über dem durchschnittlichen Niveau der vergangenen Wochen notiert. In Marktkreisen geht man davon aus, dass die Kursschwankungen erhöht bleiben dürften, bis Näheres über die Omikron-Variante bekannt ist, was noch Wochen dauern könnte.

Vifor Pharma (+17%) legen im schwachen Gesamtmarkt gegen den Trend massiv zu. Händler verwiesen als Ursache auf einen Zeitungsbericht, wonach das Pharmaunternehmen in Übernahmeverhandlungen steht. In der Zeitung "The Australien" heisst es laut Händlern, der australische Pharmakonzern CSL wolle 3 bis 4 Milliarden australische Dollar aufnehmen, um eine Übernahme von Vifor zu finanzieren. Der Übernahmepreis könnte sich demnach auf mehr als 10 Milliarden australische Dollar belaufen.

Aufmerksamkeit erhalten auch Novartis (-1,2%), welche sich anlässlich eines Investorentages nach gehaltenem Start mittlerweile ebenfalls klar schwächer präsentieren. Analysten sprechen einerseits von einem grundsätzlich zuversichtlichen "Curtain Raiser" vor dem Start des Anlasses. Die vorgelegten Forschungsergebnisse und Kollaborationen seien aber weder überraschend noch derzeit relevant, heisst es an anderer Stelle aber auch. Novartis befinden sich mit den eindeutigen Verlusten in guter Gesellschaft mit den anderen beiden Schwergewichten Roche (-1,3%) und Nestlé (-0,9%).

Die grössten Verluste erleiden indes Partners Group (-2,4%), Lonza (-1,8%) und AMS (-2,3%), letztere nach satten Gewinnen am Mittwoch. Auslöser für die Abgaben von AMS dürfte laut Händlern ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg sein, wonach der iPhone-Hersteller Apple wegen Lieferengpässen potenzielle Käufer des iPhone 13 an die Konkurrenz verliert. Apple soll seine Zulieferer, zu denen auch AMS als Sensorenlieferant gehört, diesbezüglich unterrichtet haben.

Im breiten Markt halte sich SPS (-0,1%) besser als der Gesamtmarkt, nachdem das Immobilienunternehmen neue Kreditlinien mit tieferen Zinskosten vereinbaren konnte. Auch Hiag (+0,9%) fallen nach weiteren Immobilienverkäufen leicht positiv auf.

Noch besser ergeht es Achiko (+4,9%). Das Gesundheitstechnologie-Unternehmen hat über eine zuverlässige Wirksamkeit seines Covid-19-Schnelltests auch bei der neuen Virusvariante Omikron berichtet.

cf/uh