Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Verluste zum Wochenschluss bis zum Mittag noch weiter ausgebaut. Der SMI musste am Freitag auch die Marke von 8'000 Punkten abgeben, die er erst vor drei Wochen zurückerobert hatte. Die Gewinne vom Wochenauftakt sind damit dahin: Auf Wochensicht steht der Leitindex derzeit 2% im Minus. Von zunehmender Risikoscheu der Anleger wird am Markt gesprochen: Vor wichtigen Entscheidungen verkauften die Anleger Aktien, um die Risiken in ihren Depots zu reduzieren. Er verwies auf die Sitzung der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche und vor allem auf die Abstimmung über den Verbleib Grossbritanniens in der EU eine Woche später.

In puncto "Brexit" deuteten jüngste Umfragewerte auf mehr Rückenwind für die Befürworter hin, heisst es am Markt. Nun würde das Risiko in die Kurse eingepreist. Bislang hatte noch die mögliche Verschiebung des nächsten Zinsschritts in den USA die Anleger bei Laune gehalten. Auch dieser Impuls habe seine Wirkung verloren. Erst recht vor dem Wochenende wolle niemand wirklich im grossen Stil Long-Positionen bei Aktien aufbauen. Die Volatilität legte indes seit Mitte der Woche kontinuierlich zu. Allein am Freitag - gemessen am VSMI - bereits um weitere 11%.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 11.50 Uhr 1,22% auf 7'977,50 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, sinkt 1,40% auf 1'203,03 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,17% auf 8'643,24 Punkte. Bis auf Galenica geben alle 30 Blue Chips ab.

Zurich (-0,7%) können sich nach wie vor etwas besser halten als der Durchschnitt. Der Versicherungskonzern will unter dem neuen CEO Mario Greco die Unternehmensstruktur vereinfachen, um die Profitabilität zu steigern. Komplexität soll abgebaut werden und Zuständigkeiten klarer zugewiesen. Die geplante Vereinfachung der Organisation kommt am Markt grundsätzlich gut an, genauso wie die zur Eigenkapitalsituation und den Reserven gemachten Aussagen. Dass es hingegen keinerlei Anhaltspunkte in Bezug auf die zukünftige Dividendenpolitik gibt, sorgt bei einigen Händlern für Verstimmung.

Massiv unter Druck sind die zyklischen LafargeHolcim (-4,3%). Lediglich Nebenschauplatz ist dabei: Einem Medienbericht zufolge erwägt der Konzern den Verkauf des Zementgeschäfts in Sri Lanka. Laut der indischen Zeitung "The Economic Times" interessieren sich die lokalen Wettbewerber Dalmia Bharat, Shree Cements und die im Süden des Inselstaates beheimatete Ramco für die Anlagen von Holcim Lanka.

Zu den grössten Verlierern gehören zudem die Uhrentitel Swatch (-2,6%) und Richemont (-2,3%). Davor hatten sie in dieser Woche insgesamt einen guten Lauf. Unterstützung lieferten etwa zur Wochenmitte besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus China, dem wichtigsten Absatzmarkt für Luxusuhren.

Credit Suisse (-2,6%) geben am Freitag ebenfalls stark ab. Mit weiteren Finanztiteln gehören sie zu den grössten Verlierern auch auf Wochensicht. Auch UBS (-1,5%) verlieren überdurchschnittlich.

Clariant (-1,8%) sind nach der geplatzten Übernahme des europäischen Enteisungsgeschäfts von Kilfrost belastet. ZKB beurteilt den Rückzug indes als nicht relevant, da die Akquisition klein gewesen wäre und entsprechend keinen strategisch grossen Schritt dargestellt hätte.

Die schwergewichtigen Novartis (-1,4%), Roche (-1,3%) und Nestlé (-0,6%) belasten den SMI am stärksten.

Dagegen stehen Galenica (+0,2%) mit einem kleinen Plus und Givaudan (-0,1%), Sika (-0,4%) mit geringeren Verlusten etwas besser da. Im Handel wird davon gesprochen, dass Givaudan in diesem Jahr die Wachstumsziele erreichen werde, weshalb für die Substanzwerte mehr Zuversicht angebracht sei.

Am breiten Markt stechen weiterhin Straumann (+1,5% auf 377,50 CHF) deutlich positiv hervor, wenn auch mit mittlerweile etwas geringeren Gewinnen. Am Morgen erreichten die Titel eine neues Allzeithoch bei 386,25 CHF. Die Credit Suisse erhöhte das Kursziel auf 430 CHF und bestätigte das Votum "Outperform". Der zuständige Analyst geht für 2016 von einem zweistelligen organischen Wachstum aus und damit mehr als vom Unternehmen bisher selbst in Aussicht gestellt.

ys/ra