Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt legt am Freitagvormittag klar zu und macht damit die Verluste des Vortages wieder wett. Auch auf Wochensicht zeichnet sich derzeit ein solides Plus ab. Dieses relativiert sich indes im Vergleich zu den beinahe 6 Prozent, die der SMI in der letzten Woche bzw. ersten vollen Kriegswoche eingebrochen war. Trotz der kurzfristigen Gewinne schätzt eine Mehrheit der Marktteilnehmer die Ausgangslage für die weitere Entwicklung der Aktienkurse eher skeptisch ein. Der Krieg in der Ukraine überlagert die Fundamentaldaten weiterhin und nährt die Sorgen vor allem hinsichtlich der Teuerung.

Entsprechend tragen auch die jüngsten Inflationsdaten aus den USA oder aus Deutschland wenig zur Beruhigung dieser Ängste bei. Und die EZB hat am Vortag trotz neuer Risiken für die Konjunktur ein Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt, woran im Vorfeld verschiedentlich gezweifelt worden war. Das Risiko einer Rezession nehme aufgrund der steigenden Rohstoffpreise zu, heisst es entsprechend in einem Kommentar eines Finanzhauses. Es würden zwar bei tiefen Preisen immer wieder Aktien zugekauft, sobald jedoch die Möglichkeit einer weiteren Eskalation im Ukraine-Krieg oder einer Unterbrechung der Versorgungskette stärker ins Bewusstsein rücke, gehe es weiter abwärts. "Es ist klar, dass es wenig Konsens oder gar Sicherheit darüber gibt, in welche Richtung wir als nächstes steuern", umschrieb ein Händler die aktuelle Stimmungslage.

Der SMI notiert um 10.55 Uhr 1,06 Prozent höher bei 11'513,71 Punkten, was einem aktuellen Wochenplus von rund 1,8 Prozent entspricht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht am Freitag um 1,21 Prozent auf 1817,02 Punkte an und der breite SPI um 0,96 Prozent auf 14'632,43 Punkte. Innerhalb der 30 SLI-Titel kommen auf 26 Gewinner 4 Verlierer.

An der Tabellenspitze stehen derzeit Swiss Life (+3,5%). Hier rücken mangels Fundamentaldaten technische Faktoren in den Vordergrund. Diese Korrektur vom 52-Wochen-Hoch bei knapp 620 Franken von Mitte Februar bis zum Tief von Anfang dieser Woche bei 486,30 Franken um beinahe 22 Prozent sollte nun abgeschlossen sein, meinte dazu ein Charttechniker. Das Risiko habe sich mittelfristig reduziert und ein Angriff auf die Hochs scheine aus technischer Sicht wahrscheinlicher als ein Rutsch unter 480 Franken.

Auch bei Partners Group (+2,1%) verweist er auf eine mögliche charttechnische Trendwende, nachdem der Titel seit Jahresbeginn bis zu seinem Jahrestief am vergangenen Montag beinahe 500 Franken oder nahezu einen Drittel an Wert eingebüsst hat. Etwas Schützenhilfe erhalten die Papiere auch von einem aktuellen Kommentar der Deutschen Bank verbunden mit einer Kaufempfehlung.

Hinter Swiss Life aber noch vor Partners Group reihen sich Adecco (+2,8%), Holcim (+2,5%), Zurich (+2,5%) oder Temenos (+2,4%) in der Spitzengruppe ein. Alcon (+1,3%) werden neu von der Bank of America zum Kauf empfohlen, liegen mit den derzeitigen Avancen aber nur im breiten Mittelfeld der Blue Chips.

Auch die CS-Aktien erholen sich nur unterdurchschnittlich (+1,0%). Die Aktie hatte am Vortag nach der Publikation des Geschäftsberichts verbunden mit einem Update zum Russland-Exposure knapp 3 Prozent verloren. Nicht auf Touren kommen bei den Blue Chips Swatch (-1,0%) am Tabellenende sowie Givaudan (-0,7%).

Im breiten Markt machen einige Titel nach gut aufgenommenen Jahreszahlen massiv Boden gut. So schiessen U-Blox um knapp 19 Prozent und Mobilezone um knapp 12 Prozent in die Höhe. Der Chip-Hersteller hat sich schneller erholt als erwartet. Und bei der Handyladenkette fiel der Umsatz leicht tiefer aus als erwartet, dafür überzeugte der Gewinn und die hohe Ausschüttung.

Auch die Zahlen von Mikron (+6,1%) wurden positiv aufgenommen, genau wie auch die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung. Bei Medacta (-1,2%) hingegen geht die Tendenz nach unten. Vor allem der Gewinn des Tessiner Orthopädieunternehmens überzeugte nicht.

cf/uh