Zürich (awp) - Die US-Notenbank Fed hat Investoren weltweit mit ihren jüngsten Aussagen verunsichert und damit auch am Schweizer Aktienmarkt Kursverluste ausgelöst. Allerdings hat der Leitindex SMI im Vormittagsverlauf einen Gutteil seiner Anfangsverluste eindämmen können. Fed-Chef Jerome Powell hat nicht nur eine potenzielle Zinserhöhung für März in Aussicht gestellt. Auch die Verkürzung der Bilanz hat der oberste US-Währungshüter verkündet.

Während dies zunächst ein "Sell the Rally" ausgelöst habe - immerhin hatten sich die Märkte nach dem schwachen Wochenstart zuletzt etwas erholt - sei nun die Frage, "ob auf der anderen Seite die "Buy the dip"-Strategen am Tag eins nach der Verkündung der Zinswende schon wieder bei Aktien zugreifen", kommentiert ein Händler. Zwar dürfte die bevorstehende Zinswende bereits im Vorfeld der Sitzung in die Kurse eingepreist worden sein, bei der Zukunft der Notenbankbilanz stand für die meisten allerdings ein Fragezeichen. "Mit dem nun eingeleiteten Kurswechsel in der Geldpolitik dürften es die Aktienmärkte schwer haben, im laufenden Jahr weitere Hochs zu generieren", ergänzt ein weiterer Börsianer. "Die Anleger mussten gestern Abend zur Kenntnis nehmen, dass das Fed als sicherer Liquiditätslieferant in den kommenden Monaten und Jahren erst einmal wegfällt."

Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,29 Prozent auf 12'063,744 Zähler. Im Tief war er bis auf 11'917 Zähler abgesackt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, fällt um 0,26 Prozent auf 1933,37 und der umfassende SPI um 0,30 Prozent auf 15'305,81 Zähler. Im SLI sind 27 Aktien höher, zwei tiefer und Zurich unverändert.

"Die Volatilität dürfte weiterhin hoch bleiben", so ein Händler. Tatsächlich ist der Volatilitätsindex VSMI aktuell zwar mit knapp 5 Prozent im Minus, bewegt sich aber weiterhin auf einem erhöhten Niveau.

Unter den Einzelwerten werden erneut vor allem jene Titel verkauft, die im vergangenen Jahr besonders deutlich zugelegt haben. Dazu zählen Partners Group (-2,4%) ebenso wie Straumann (-1,6%), Richemont (-1,2%) oder auch Kühne+Nagel (-0,8%).

Die Aktien vom Richemont-Branchenkollegen Swatch (-0,2%) halten sich dagegen deutlich besser. Wie die jüngsten Exportdaten zeigen, hat sich die Schweizer Uhrenbranche im vergangenen Jahr gut vom Coronaschock erholt. So haben die Ausfuhren von Schweizer Zeitmessern im letzten Jahr das Vorkrisenniveau 2019 gar leicht übertroffen.

Der Warenprüfkonzern SGS (-1,6%) kann sich dem allgemeinen Markttrend nach Zahlen nicht entziehen. Das Unternehmen hat am Morgen mit seinen Zahlen die Erwartungen in etwa erfüllt.

Auf den Verkaufslisten sind mit Geberit, Sika, Adecco und ABB noch weitere zyklische Titel zu finden. Sie alle geben aktuell um etwa 1 Prozent nach.

Die drei Schwergewichte Roche (-0,4%), Nestlé und Novartis (je -0,3%) fallen in etwa mit dem Markt.

Überwiegend im Plus befinden sich dagegen Vertreter der Finanzbranche: Allen voran ziehen die Aktien der zuletzt arg gebeutelten CS um 1,9 Prozent an. Auch die anderen Bankenwerte UBS und Julius Bär sowie Versicherer wie Zurich, Swiss Re und Swiss Life notieren mit Gewinnen zwischen 0,5 und 1,2 Prozent im grünen Bereich. Gerade Finanzwerte profitieren von der Aussicht auf steigende Zinsen. Zudem hat die Deutsche Bank am Morgen mit Zahlen positiv überrascht.

Im breiten Markt sind mit der Bank Linth (+23% auf 590 Fr.) und Bellevue (+5,2%) ebenfalls Finanzwerte gefragt. Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) will ihre 75%-Tochter Bank Linth LLB vollständig übernehmen und bietet entweder 600 Franken in bar oder 323 Franken in bar plus LLB-Aktien.

Auf der Verliererseite sind unterdessen Bucher (-7,2%) nach Zahlen zu finden. Der Milchverarbeiter Emmi (-5,3%) leidet unter einer Abstufung.

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