Zürich (awp) - Steigende Inflationssorgen belasten den Schweizer Aktienmarkt am Dienstag auf breiter Front. Wie schon in den USA und in Asien tendieren auch in Europa die Börsen südwärts. Händler verweisen dabei vor allem auf die US-Inflationserwartungen, die am Vortag aufgrund steigender Rohstoffpreise auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen sind. Dies machte daraufhin vor allem den heissgelaufenen Technologiewerten an der US-Börse Nasdaq deutlich zu schaffen.

Das Geschäft verläuft laut Händlern aber weniger hektisch, als dies angesichts der zum Teil kräftigen Kurseinbussen zu erwarten wäre. "Die Anleger haben noch zu wenig Angst vor einem Crash und weil sie noch auf schönen Gewinnen sitzen, wenn sie nicht erst kürzlich eingestiegen sind, sehen sie sich auch noch nicht zu Verkäufen veranlasst", erklärt ein Börsianer. "Warum auch, wenn es demnächst wieder zu einer Gegenbewegung kommt", sagt ein anderer Börsianer. Zudem tue eine kleine Korrektur nur gut und sei auch nichts Überraschendes. Dazu komme, dass der Handel in der durch den Auffahrtsfeiertag verkürzten Woche ohnehin etwas dünner sei als üblich. Da den am Mittwoch in den USA anstehenden Inflationszahlen ein so grosses Gewicht beigemessen werde, dürfte sich daran auch nicht viel ändern.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 1,31 Prozent tiefer auf 10'978,48 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,56 Prozent auf 1776,26 Punkte und der breite SPI 1,34 Prozent auf 14'097,36 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Werte geben nach.

Dass die Nervosität bei den Marktteilnehmern etwas gestiegen ist, kann man am SMI-Volatilitätsindex ablesen. Das Angstbarometer der Börse hat nämlich um über 12 Prozent zugenommen, notiert allerdings mit 16,3 Punkten noch lange nicht auf einem beunruhigenden Niveau.

Im Fokus stehen Swiss Life (-1,4%). Der Lebensversicherer hat im Startquartal 2021 in der Schweiz weniger Prämien eingenommen. Demgegenüber konnte das Kommissionsgeschäft weiter ausgebaut werden. Die Gruppe sieht sich mit den bis Ende Jahr gesetzten Zielen nach wie vor auf Kurs. Damit habe Swiss Life eher etwas enttäuscht, sagt ein Händler.

Am stärksten unter Druck stehen die Aktien der Technologiefirmen AMS (-3,2%) und Logitech (-3,87%), die im Sog der schwachen Nasdaq nachgeben. Auch am breiten Markt fallen einige Technologietitel wie Inficon (-1,8%), Sensirion (-3,1%) und Comet (-4,1%) mit klaren Einbussen auf.

Doch auch zyklische Titel wie der Zementhersteller Holcim (-2,6%), die Chemietitel Sika (-1,6%) und Clariant (-1,9%) oder der Personalvermittler Adecco (-2,5%), die eigentlich von den zahlreichen Hilfsprogrammen für die Wirtschaft profitieren müssten, werden verkauft.

Die Banken UBS (-2,8%), Julius Bär (-1,6%) und CS (-1,1%) geben genauso nach wie die Versicherer Swiss Re (-1,7%) und Zurich -(1,5%), denen steigende Renditen eigentlich zu höheren Erträgen und mehr Gewinn verhelfen sollten. Zurich wird am Mittwoch den Erstquartalsbericht veröffentlichen.

Unter den als defensiv geltenden Werten schlagen sich einzig Swisscom (-0,1%) und Nestlé (-0,6%) klar besser als der Markt. Die Pharmawerte Novartis (-1,0%) und Roche (-1,3%) können sich den Einbussen dagegen nicht entziehen. Auch der Pharmazulieferer Lonza (-1,8%) oder der Dentaltechniker Straumann (-2,5%) geben deutlich nach.

ABB fallen um 1,7 Prozent auf 29,87 Franken. Dabei hatte Goldman Sachs die Kaufempfehlung mit einem auf 39 von 37,50 Franken erhöhten Kursziel bestätigt.

Am breiten Markt legen Leclanché um 4,5 Prozent zu. Der Batteriehersteller beliefert die Canadian Pacific Railway (CP) mit seiner Technologie und steigt damit ins Eisenbahngeschäft ein.

Evolva gewinnen 2,9 Prozent. Die ZKB nimmt die Abdeckung für Evolva mit der Einstufung "Marktgewichten" auf. Damit werde der volatile Titel "salonfähig" bei Anlegern.

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