Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt leidet am Mittwoch unter Gewinnmitnahmen und gibt bis am Mittag auf breiter Front nach. Der Leitindex SMI bewegt sich dabei nach einem verhaltenen Start und in der Folge ausgebauten Verlusten mittlerweile wieder klar unter der Marke von 11'000 Punkten. Nach der starken Vorwoche und nach der eindrücklichen Erholung seit dem Tiefststand im September sei die Luft für die Aktien etwas dünn geworden, heisst es in Marktkreisen. Die anfängliche Nervosität wegen des Raketeneinschlags in Polen hat sich derweil wieder etwas gelegt, da es sich dabei wohl eher um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine handelte und nicht wie befürchtet aus Russland.

Die Stimmung scheint sich also nicht deutlich verschlechtert zu haben, denn die Kursverluste werden an der Börse als willkommene Konsolidierung der jüngsten Gewinne gewertet. Gar als positives Ereignis wird teils die erneute Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump in den USA gesehen. Denn China müsse sich nun mit den Demokraten gutstellen, um Trump als Präsidenten zu verhindern, lautet dazu die Begründung in einem Kommentar von CMC Markets. So sei Chinas Präsident Xi Jinping jüngst auch bereits offener auf Australien, die USA und andere westliche Staaten zugegangen.

Der SMI notiert um 10.55 Uhr 0,61 Prozent tiefer bei 10'958,45 Punkten. Der SLI der 30 wichtigsten Aktien, in dem das Gewicht der Schwergewicht stärker gekappt ist, gibt 0,90 Prozent auf 1692,73 Punkte nach und der breite SPI 0,73 Prozent auf 14'020,75 Punkte. Bis auf drei erleiden alle der 30 SLI-Titel Verluste.

Nicht dazu gehören Alcon (+1,9%) nach Quartalszahlen am Vorabend. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn schrammte der Augenheilkonzern zwar knapp an den Erwartungen vorbei und die Jahresvorgaben wurden erneut leicht nach unten angepasst. Analysten verweisen dabei aber auf den starken US-Dollar, der die Umsatzentwicklung ausgebremst habe. Die sequentielle Verlangsamung im Vergleich zu den ersten sechs Monaten überrasche deshalb nicht.

Auch Zurich (+1,7%) stellen sich gegen den allgemeinen Abwärtstrend. Der Versicherer hat die Finanzziele für die kommenden drei Jahre angehoben, was von Analysten begrüsst wird. Die neue Strategie sei eine Weiterentwicklung des bestehenden und sehr gut laufenden Setups des Konzerns, heisst es dazu unter anderem.

Als dritte im Bunde sorgen die schwergewichtigen Nestlé (+0,4%) für eine gewisse Stabilität des Gesamtmarktes.

Die längere Verliererliste wird hingegen von SGS (-4,5%) angeführt. Der Warenprüfkonzern hatte die Anleger im Vorfeld der Investorentage mit einer Gewinnwarnung aufgeschreckt. Analysten kündigen in ersten Kommentaren denn auch Schätzungsreduktionen an. SGS hat zwar ein organisches Wachstum am oberen Ende der anvisierten Zielspanne angekündigt. Aufgrund von negativen Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg und der Inflation wurden jedoch die Gewinnprognosen zurückgenommen.

Klar tiefer notieren daneben etwa Partners Group (-3,2%), Sika (-2,6%) oder Julius Bär (-2,5%). Für Givaudan (-2,1%) hat Bernstein das Kursziel gesenkt und die Einstufung "Underperform" bestätigt.

Die Genussscheine von Roche (-0,8%) setzen die Erholungstendenz vom Vortag im Anschluss an den Taucher vom Montag wegen der Enttäuschung in der Alzheimer-Forschung nicht fort. Die Meldung von einer Notfall-Zulassung in den USA für einen Affenpocken-Test scheint wenig zu helfen.

Im breiten Markt haben Comet (-3,5%) Kursverluste zu beklagen. Dass der Halbleiterzulieferer aus Flamatt im Vorfeld des Investorentages die Erwartungen an den Jahresgewinn zu dämpfen versucht, kommt an der Börse nicht gut an.

Demgegenüber hat CPH Chemie + Papier (Aktie +4,2%) die Investoren mit einer positiven Gewinnwarnung entzückt. Dank einer anhaltend guten Nachfrage und Preisehöhungen wird nun für das Gesamtjahr ein deutlich auf über 700 Millionen Franken steigender Umsatz sowie auch ein klar höherer Gewinn als bisher in Aussicht gestellt.

Auch Ypsomed (+5,3%) weisen nach den Zahlen zum ersten Halbjahr 2022/23 ein kräftiges Plus auf.

cf/ys