Zürich (awp) - Vor dem US-Zinsentscheid am Abend wagen sich die Investoren am Schweizer Aktienmarkt zur Wochenmitte nicht zu weit aus der Deckung. "In weniger als zehn Stunden werden die Karten an der Börse neu gemischt", prognostiziert ein Händler. Dann wird die US-Notenbank Fed voraussichtlich zum vierten Mal in Folge zu einem grossen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten ansetzen. Die wichtigste Frage dabei ist, was Fed-Chef Jerome Powell in der anschliessenden Pressekonferenz ankündigen wird, sind sich die Marktakteure einig.

Investoren hoffen, dass er die Märkte auf eine langsamere Gangart ab Dezember vorbereiten wird. Sollte diese Hoffnung allerdings enttäuscht werden, dürfte es an der Börse abwärts gehen. Immerhin sprächen derzeit weder die jüngsten Inflations- noch Arbeitsmarktdaten für eine Entspannung der Lage. Bevor das Fed am Abend dann ins Zentrum rückt, dürfte zuvor noch der ADP-Jobreport die Aufmerksamkeit binden. Er dürfte einen Vorgeschmack auf den grossen Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag liefern.

Der SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,64 Prozent hinzu auf 10'852,34 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht um 0,41 Prozent an auf 1632,15 Punkte und der breite SPI um 0,64 Prozent auf 13'832,93 Punkte. Im SLI stehen den 17 Gewinnern 13 Verlierer gegenüber.

Straumann (+2,8%) sind nach ihren vorgelegten Zahlen und dem leicht nach oben angepassten Ausblick gesucht. Analysten sprechen denn auch von einem insgesamt guten Zahlen-Set. Nach Ansicht der Experten der Basler Kantonalbank erweisen sich die Sorgen bezüglich Geschäftsentwicklung als unbegründet. Straumann wisse mit einer im Vergleich zur Konkurrenz starken Produktpalette und umfangreichen Gesamtlösungen für Zahnärzte zu überzeugen und werde so wohl weitere Marktanteile gewinnen.

Durchweg höher werden auch die zahlreichen Vertreter der Pharma- und Lifesciencebranche gehandelt. So verteuern sich Lonza etwa um 2,0 Prozent, nachdem sich am Vortag wegen schwacher Zahlen der Konkurrenz um mehr als 5 Prozent abwärts geschickt worden waren.

Die beiden defensiven Pharma-Schwergewichte Roche (+1,5%) und Novartis (+0,9%) stehen ebenso auf den Oderlisten der Investoren wie die ebenfalls wenig konjunktursensiblen Nestlé (+1,1%). Dass Anleger im Vorfeld des US-Zinsentscheides lieber auf weniger zyklische Titel setzen, dafür sprechen auch die Kursgewinne von Givaudan (+1,0%).

Unter den grössten Gewinnern sind aber auch erneut die Aktien der beiden Uhrenhersteller Swatch (+1,9%) und Richemont (+0,7%) zu finden. Schon am Vortag hatten beide deutlich zugelegt. Am Markt war dies mit Spekulationen erklärt worden, wonach die Regierung Chinas über eine Abkehr von der Null-Covid-Politik nachdenke.

Anders als die übrigen Branchenkollegen fallen dagegen die Aktien des Hörgeräte-Herstellers Sonova um 1,8 Prozent zurück. Hier verwiesen Händler auf schlechte Zahlen der Konkurrenten Amplifon und William Demant. Sie führten makroökonomische Unsicherheiten wie die hohe Inflation und die schwächelnde Konjunktur als Gründe für die gesenkten Erwartungen an.

Die grössten Verluste bei den Blue Chips verbuchen derweil AMS Osram (-4,3%). Der österreichische Technologiekonzern hat im dritten Quartal weniger umgesetzt als im Vorjahr und auch weniger verdient. Die Mittelfristziele wurden in der Folge leicht reduziert. Analysten bewerten den Zwischenbericht in ihren ersten Kommentaren tendenziell als enttäuschend.

Temenos (-0,5%) und Logitech (-1,0%) geben ebenfalls nach. Sie folgen damit auch den US-Vorgaben, wo die Technologiebörse Nasdaq am Vortag deutlicher gefallen war.

In den hinteren Reihen gewinnen Barry Callebaut 1,6 Prozent hinzu. Nach den überraschend vorgelegten Zahlen am Vortag waren sie noch mit einem Minus von knapp 2 Prozent aus dem Handel gegangen. Meier Tobler dagegen geben um 1 Prozent nach. Der Klimatechnik-Spezialist erwartet grundsätzlich ein gutes Jahresergebnis, rechnet aber im Schlussquartal mit einer Abschwächung.

hr/uh