Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse zeigt sich nach einem verhaltenen Start am späten Donnerstagvormittag etwas fester. Die Stimmung der Anleger schwankt zwischen neuen Zinssorgen und der Freude über das gute Abschneiden des Chipkonzerns Nvidia im ersten Quartal. Die US-Notenbank Fed hatte am Vorabend ein Festhalten an den hohen Zinsen signalisiert und eine baldige Senkung erst einmal nicht in Aussicht gestellt. Einige Vertreter des Fed zeigten sogar die Bereitschaft, die Geldpolitik - falls nötig - weiter zu straffen. Nachdem zuletzt wieder aufgefrischte Zinssenkungshoffnungen die Kurse beflügelt hatten, sei diese Euphorie nun wieder klar gedämpft, meinte ein Händler. Es gebe gar Ökonomen, die im laufenden kaum mehr mit einer Zinssenkung rechneten.

Dagegen stimmt das am Vorabend nach US-Börsenschluss von Nvidia veröffentlichte Ergebnisse die Anleger zuversichtlich. Der KI-Vorzeigekonzern habe sowohl mit den Ergebnissen als auch mit dem Ausblick die hohen Erwartungen übertroffen, heisst es. Zudem sollen die Aktionäre auch noch mit einer kräftigen Dividendenerhöhung beglückt werden. Der Aktienkurs stieg danach im nachbörslichen US-Handel erstmals über die Marke von 1000 Dollar. Ebenfalls positiv stimmten die jüngsten Konjunkturzahlen aus der Eurozone. Die Unternehmensstimmung hat sich demnach im Mai erneut aufgehellt und den besten Wert seit einem Jahr erreicht.

Der Leitindex SMI steigt um 11.10 Uhr um 0,29 Prozent auf 11'993,87 Punkte und nimmt damit die 12'000er-Marke wieder ins Visier. Der 30 Titel umfassende SLI legt 0,43 Prozent zu auf 1961,65 und der breit gefasste SPI 0,30 Prozent auf 16'010,58 Zähler. Im SLI stehen sich 21 Gewinner und neun Verlierer gegenüber.

Angeführt werden die Gewinner von den Technologiewerten: VAT (+3,5%), Logitech (+1,3%), Comet (+3,1%) oder Inficon (+3,1 %) ziehen kräftig an. Grund dafür ist laut Händlern das Nvidia-Ergebnis.

Zu den Gewinnern zählen zudem Julius Bär (+1,8%), die allerdings nach einem schwachen Start erst im Verlauf ins Plus vorrückten. Es sei zwar enttäuschend, dass die Vermögensverwaltungsbank in den ersten vier Monaten 2024 weniger Neugelder anziehen konnte, heisst es am Markt. Dafür entwickelten sich die verwalteten Vermögen die Profitabilität aber besser als erwartet.

Fester notieren auch ABB (+1,5%) und die Finanzwerte Swiss Re (+1,1%) und UBS (+1,1%). Richemont (+0,9%) stabilisieren sich zudem nach dem starken Kursrückgang vom Vortag.

Am Berichtstag belastet vor allem der SMI-Riese Nestlé (-1,1%) den Gesamtmarkt. "Das zeigt deutlich, wo die Musik derzeit spielt", sagte ein Händler mit Blick auf Nvidia und verweist auf die enttäuschende Kursentwicklung der defensiven SMI-Schwergewichte. Bei Nestlé wirkt sich ein Analystenkommentar noch zusätzlich negativ aus. JPMorgan hat das Rating für den Nahrungsmittelwert auf "Neutral" von "Overweight" und das Kursziel auf 105 von 115 Franken reduziert. Schwächer notieren zudem die PS von Lindt & Sprüngli (-0,5%). Ein Händler verweist hier auf die anhaltenden Titelverkäufe von Firmeninsidern.

Für einmal können dafür die beiden Index-Riesen Novartis (+0,3%) und Roche GS (+0,8%) dem negativen Einfluss von Nestlé etwas entgegenwirken. Beide Pharmafirmen haben zuletzt positive Produktmeldungen veröffentlicht.

Auf den hinteren Rängen stechen die Papiere von Galenica (+2,3%) hervor. Sie profitieren von den starken Quartalszahlen. Die Apothekengruppe hat erstmals Umsatzzahlen für die Periode von Januar bis April veröffentlicht. Demnach hat das Unternehmen die Verkäufe um 5 Prozent auf 1,26 Milliarden Franken gesteigert. Die Papiere des Mitbewerbers DocMorris legen 2,2 Prozent zu.

Die Aktien des Börsenneulings Galderma (+0,6%) setzten nach der jüngsten Konsolidierungspause den Höhenflug wieder fort. Das Unternehmen sei in einer praktisch konjunkturunabhängigen Branche tätig, meinte ein Händler.

pre/uh