Zürich (awp) - Die Schweizer Börse tendiert am Donnerstag freundlich. Die Anleger seien aber mit angezogener Handbremse unterwegs, sagte ein Händler. Denn das Geschäft verlaufe vor der Veröffentlichung der geldpolitischen Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) am frühen Nachmittag recht ruhig. Die Marktteilnehmer hofften auf ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk der Währungshüter. Zudem sei die Stimmung dank der Hoffnungen auf die Corona-Impfstoffe und auf ein Konjunkturprogramm der USA weiterhin positiv.

Die meisten Ökonomen erwarten, dass die EZB ihre Geldpolitik noch weiter lockern wird. So dürfte sie auch ihr im Frühling aufgelegtes Anleihenkaufprogramm weiter verlängern und gar noch ausweiten. Die Leitzinsen hingegen würden wohl nicht angetastet werden, heisst es. Die Erwartungen an die EZB seine insgesamt hoch - und damit auch das Enttäuschungspotenzial, meinte ein Händler.

Der Swiss Market Index (SMI) steigt um 11.15 Uhr 0,47 Prozent auf 10'478,69 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, gewinnt 0,26 Prozent auf 1'643,50 und der umfassende SPI um 0,38 Prozent auf 13'013,07 Punkte. Bei den 30 Blue Chips rücken 19 vor und neun sind schwächer, zwei (Clariant und Richemont) sind unverändert.

Getragen wird der Markt vor allem von den Kursgewinnen der als wenig konjunktursensitiv geltenden Titel wie den Medizintechniker Alcon (+1,4%) und Sonova (+1,2%). Sonova kann in den USA Cochlea-Implantate (CI) um technologische Lösungen seiner Hörgeräte-Plattform "Marvel" erweitern. Die Gesundheitsbehörde FDA hat zwei Soundprozessoren des Unternehmens die Zulassung erteilt. Damit könne Sonova alle Patientenbedürfnisse abdecken, heisst es bei der Bank Vontobel.

Gefragt sind auch die Anteile des Riechstoffproduzenten Givaudan (+0,9%) und der Schwergewichte Novartis (+0,9%), Nestlé (+0,7%) und Roche (+0,7%), die so dem Markt eine starke Unterstützung geben. Auch die Versicherer Swiss Life (+0,8%) und Zurich (+0,5%) sowie Swisscom (+0,5) reihen sich bei den Gewinnern ein.

UBS (-1,3%) dagegen leiden laut Händlern unter den Meldungen, dass der neue Chef Ralph Hamers ins Visier der niederländischen Justiz geraten ist. Die Aktien der Credit Suisse (-0,3%) geben ebenfalls nach.

Weiter büssen Temenos (-2,9%) deutlich Terrain ein. Es sei wohl eine grössere Verkaufsorder im Markt, sagte ein Händler. Möglicherweise baue ein Aktionär oder Fonds die Beteiligung vor dem Jahresende noch etwas ab.

LafargeHolcim (-1,3%) stünden aufgrund der Neuigkeiten aus Indien auf den Verkaufszetteln, sagte zudem ein Händler. Die dortigen Tochtergesellschaften ACC und Ambuja Cement sind offenbar ins Visier der Behörden geraten. Der Zementkonzern hat bestätigt, dass die Büros der Unternehmen in Mumbai von Beamten der indischen Wettbewerbsbehörde "aufgesucht" wurden. Man könne aber aufgrund des laufenden Verfahrens nicht weiter Stellung nehmen, hiess es vom Konzern am Donnerstag.

Schwächer sind zudem Logitech (-1,2%), was Händler mit Gewinnmitnahmen nach der coronabedingten Aufwärtsbewegung erklären.

Am breiten Markt fallen Idorsia 5,7 Prozent. Baader Helvea hat die Abdeckung mit der Einstufung "Sell" gestartet. Der Analyst der Bank sieht ein deutlich geringeres Umsatzpotenzial für das Hautprodukt Daridorexant als der Marktkonsens.

Und Aryzta geben 1,1 Prozent nach. Händler sprechen von einem Ringen der Skeptiker mit den Optimisten bei dem sich in Umstrukturierung befindenden Tiefkühlbackwarenhersteller. CS hat das Rating "Underperform" bestätigt. Die ZKB stuft den Titel mit "Übergewichten" ein.

Gesucht sind derweil Obseva (+6,8%). Das Biopharmaunternehmen hat neue Daten zu seinem Produktkandidaten Linzagolix vorgelegt, die dessen Wirksamkeit bestätigen.

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