Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Dienstag zu einer Erholung an und macht einen kleinen Teil der Vortagesverluste wieder wett. Am Montag hatte der SMI mit einem Minus von 3,84 Prozent den schwärzesten Tag seit dem Coronacrash im März 2020 erlebt. "Von daher war eine technische Gegenbewegung zu erwarten", sagte ein Händler. Ob dies die von vielen Marktteilnehmern erwartete Korrektur gewesen sei, müsse sich erst weisen. Denn die Zins- und Inflationssorgen sowie die Ukrainekrise bleiben ungelöst. Zudem deuteten die US-Aktien-Futures eine schwache Tendenz zur Eröffnung am Nachmittag an.

Manche Händler hoffen, dass die genannten Problemherde nun zu einem guten Teil eingepreist sind. Die Abwärtsbewegung könnte aber auch anhalten, meinen andere. Daher sollte man in Erholungsphasen Verkäufe erwägen. Vor der mit Spannung erwarteten Bekanntgabe der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend dürften die Märkte sehr nervös bleiben. Dies zeigt etwa der Volatilitätsindex VSMI, der sich zwar leicht entspannt hat, aber weiterhin nahe dem höchsten Niveau seit November 2020 steht. Händler erhoffen sich vom Fed Hinweise, wie stark die Zinsen erhöht werden. Dass das Fed wegen der aktuellen Marktentwicklung von einer Straffung der Zügel absieht, wie so oft in den vergangenen Jahren, glauben nicht mehr viele Marktteilnehmer. "Dafür hat sich die Inflation zu sehr verselbständigt", meinte ein Händler.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr 0,91 Prozent höher auf 11'988,87 Punkten. Damit steht der SMI mehr als 1000 Punkte unter dem Rekordhoch, das er am ersten Handelstag 2022 bei knapp 13'000 Punkten erreicht hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 1,19 Prozent auf 1918,67 Punkte und der breite SPI um 1,00 Prozent auf 15'224,07 Punkte. 26 der 30 SLI-Werte ziehen an und vier geben nach.

An der Spitze stehen Logitech (+11%), die die Kursscharte vom Vortag (-5,9%) mehr als auswetzen und auch den Kursrückgang seit Anfang Jahr eindämmen. Das Unternehmen hat im dritten Quartal 2021/22 zwar weniger verdient als im Vorjahr, aber die Analystenerwartungen dennoch übertroffen und die Prognosen für das ganze Jahr erhöht.

Neben Logitech machen auch andere Technologieaktien, die zuletzt arg gebeutelt wurden, teilweise Boden gut. Dazu zählen etwa AMS (+3,7%) oder Temenos (+1,9%) sowie auch VAT (3,4%), Inficon (+5,2%) oder Sensirion (+3,1%).

Gefragt sind zudem auch Aktien zyklischer Firmen wie Adecco, ABB, Holcim und Sika mit Gewinnen von 2,4 bis 1,2 Prozent. Schindler, die am Vortag nach dem unerwarteten Führungswechsel 6,6 Prozent eingebüsst hatten, gewinnen 1,9 Prozent.

Zu den Gewinnern zählen ausserdem die Finanzwerte UBS (+2,0%), Swiss Re (+1,9%) und Zurich (+2,1%) und Partners Group (+1,9%).

Bei den Luxusgüterkonzernen werden Richemont (+2,1%) weiterhin gekauft, während Swatch (-0,4%) trotz sehr guter Ergebnisse für 2021 aus den Depots gekippt werden. "Die Zahlen sind gut. Aber dies hatte Swatch im Fahrwasser von Richemont, die in der Vorwoche Angaben zum Geschäft gemacht haben, bereits eskomptiert", sagte ein Händler. Zudem sei Richemont der klare Favorit im Sektor und verdiene, weil er klar auf Luxus fokussiert sei, eine Prämie gegenüber den Bielern. "Bei Swatch ist zudem noch ein Industrieteil mit dabei und der Konzern produziert ja nicht nur im Highend", so der Händler.

Bei den mehrheitlich fester notierenden Finanzwerten stechen Credit Suisse (-0,5%) einmal mehr negativ heraus. CS hat eine Gewinnwarnung abgesetzt. Kein Wunder setze der Titel nach dem nach dem massiven Kurseinbruch vom Vortag (-6,8%) den Abwärtstrend fort, so ein Hhändler. Bei 8,12 Franken markierte der Titel am Morgen den tiefsten Stand seit Mai 2020.

Am breiten Markt schnellen nach Vorab-Zahlen 2021 ausserdem Komax um 10 Prozent nach oben. Meyer Burger (+6,8%) holen einen Teil des Vortagesverlustes von 9,3 Prozent auf.

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