Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Freitag fester und steuert damit erneut auf eine positive Wochenbilanz zu. Angetrieben werden die Kurse laut Händlern von den starken Ergebnissen von US-Technologiefirmen sowie der Hoffnung, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank bald abgeschlossen sein könnte. Das Fed hat zwar erst am Mittwoch die Leitzinsen stark angehoben und zudem ist die US-Wirtschaft im zweiten Quartal - technisch betrachtet - in eine Rezession gerutscht. Doch diese schlechten Nachrichten würden zu guten, da damit die Chancen auf weniger aggressive Zinserhöhungen des Fed gestiegen seien, heisst es am Markt.

Aus Europa kommen dagegen unterschiedliche Konjunkturzahlen. So ist die Wirtschaft im Frühjahr stärker als erwartet gewachsen. Zugenommen hat auch die Inflation, die im Juli auf den Rekordwert von 8,9 Prozent gestiegen ist. In der Schweiz haben sich die Aussichten für die Wirtschaft dagegen eingetrübt. Das KOF-Konjunkturbarometer ist im Juli deutlich gesunken und signalisiert einen "harzigen Herbst". Impulse kommen später noch aus den USA, wo das vom Fed präferierte Inflationsmass PCE veröffentlicht wird. Doch zunächst kümmern sich die Händler noch um Firmenbilanzen.

Der SMI notiert gegen 11.25 Uhr um 0,62 Prozent höher bei 11'1998,51 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt um 1,06 Prozent zu auf 1730,91 Zähler und der breite SPI um 0,70 Prozent auf 14'496,01. Im SLI kommen auf 27 Gewinner drei Verlierer.

Die Aktien von Swiss Re (+0,1%) geben anfängliche Kursgewinne fast gänzlich ab. Zwar hat der Rückversicherer beim Reingewinn die Erwartungen übertroffen. Dennoch bezeichnen Analysten die Bilanz als durchwachsen. Kritisiert werden etwa die Prämien und die negative Entwicklung des Eigenkapitals. Zudem gebe es Zweifel an den Prognosen des Unternehmens.

Anders bei AMS Osram (-8,5%), wo die Börse das schwache Ergebnis mit klaren Abschlägen quittiert. Der Technologiekonzern hat im zweiten Quartal weniger umgesetzt und aufgrund von Einmaleffekten gar einen Verlust eingefahren. Dabei hätten aber auch die operativen Margen enttäuscht. Zudem zweifeln Analysten auch bei AMS an den mittelfristigen Zielen.

Dagegen greifen die Anleger animiert von den guten Ergebnissen der US-Konzerne Apple und Amazon nach den hiesigen Wachstumswerten und Aktien, die seit vergangenem November massiv korrigiert haben. Dazu zählen Straumann (+2,6%), Geberit (+3,5%), Sika (+3,6%) oder Givaudan (+2,6%).

Auch die ebenfalls gebeutelten Anteile von Partners Group (+3,0% auf 1009,50 Fr.) gewinnen verlorenes Terrain zurück und notieren wieder klar über der psychologisch wichtigen Marke von 1000 Franken. Dies könnte weitere Käufe auslösen, denn bisher seien Erholungsversuche hier immer wieder gescheitert, sagt ein Händler. Auslöser der Kursgewinne dürften die Zinshoffnungen sein, heisst es am Markt. Davon profitierten auch die Anteile der Grossbanken UBS (+2,4%), CS (+1,5%) und Julius Bär (+1,9%).

Auf der anderen Seite notieren Roche (-0,8%) schwächer. Allerdings können sie sich vom Tagestief klar erholen. Novartis (+0,1%) können anfängliche Abschläge abschütteln, während Nestlé (+0,3%) einen Grossteil der frühen Gewinne einbüssen. Der Kurs hatte am Vortag nach der Zahlenvorlage geschwächelt, dann aber noch klar über dem Tagestief geschlossen.

Auf den hinteren Reihen büssen Forbo (-1,3%) nach den Halbjahreszahlen an Wert ein. EBIT, Marge und Reingewinn lagen unter den Schätzungen der Analysten. Sulzer (+1,5%) legen dagegen nach Ergebnissen zu.

Die Aktien von Obseva (-13,5%) büssen weiter deutlich an Terrain ein. Die Biotechfirma kämpft ums Überleben, seit die US-Zulassungsbehörde FDA vor wenigen Tagen den Zulassungsantrag für den wichtigsten Forschungskandidaten zurückgewiesen hat.

Gewinnmitnahmen belasten GAM (-3,5%). Der Kurs war am Vortag um 16 Prozent gestiegen, nachdem wieder Übernahmespekulationen aufgekommen waren. Mit Spannung wird nun der am 3. August anstehende Zwischenbericht erwartet.

pre/ra