Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich zum Wochenschluss mehrheitlich fester. Im Verlauf verliert der Markt aber etwas an Schwung und die Kurse pendeln sich unter den Höchstwerten ein. Die Angst vor einer Eskalation der US-chinesischen Spannungen habe wieder die Oberhand gewonnen und viele Marktteilnehmer zweifeln laut Händlern, ob all die vielen Milliarden, die zur Unterstützung der Konjunktur gesprochen worden sind, überhaut ausreichen. "Womöglich ging es mit der Erholung der Börsen vom Jahrestief einfach zu rasch und wir sind bereits wieder zu weit gelaufen", sagt ein Händler.

Derzeit erhalte der Markt noch durch Deckungskäufe vor dem Wochenende und vom kleinen Eurex-Verfall eine gewisse Stütze. Positiv werten Händler zudem, dass die Industrieproduktion in China im April wieder gestiegen ist. Dagegen ist die deutsche und die europäische Wirtschaft wie erwartet im Zuge der Corona-Krise in eine Rezession gerutscht. Und auch in der Schweiz sieht es nicht viele besser aus. Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich rechnet mit einem Absturz des BIP im laufenden Jahr um 5,5 Prozent. Mit Spannung blicken die Marktteilnehmer nun dem Datenkranz aus den USA entgegen. Dort werden unter anderem die Detailhandelsumsätze, der Empire State Index und der Konsmentenvertrauensindex der Uni Michigan veröffentlicht.

Der SMI steht um 11.00 Uhr mit 9'542,73 Punkten um 1,00 Prozent im Plus. Das Tageshoch liegt bei 9'576 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt ebenfalls 1,00 Prozent zu auf 1'381,29 und der breite SPI 1,08 Prozent auf 11'890,47 Punkte. 26 der 30 SLI Titel legen zu und 4 geben nach.

Den stärksten Abschlag verbuchen LafargeHolcim (-3,2%/-1,19 Fr.), die allerdings Ex-Dividende von 2 Franken je Aktie gehandelt werden.

Dahinter folgen die Aktien von Richemont (-0,9%). Der Luxusgüterkonzern ist nicht unerwartet von der Coronakrise erfasst worden und hat mit seinen Zahlen die Erwartungen verfehlt. Die Dividende soll halbiert werden. Auf eine Prognose verzichtet der Genfer Konzern. "Eigentlich keine Überraschung, wenn man bedenkt, wie stark die Pandemie China belastet hat", sagt ein Händler. Auch die weiteren Monate dürften davon - und nicht nur bei Richemont - gezeichnet sein", sagt ein Händler.

Im Fahrwasser von Richemont geben die Aktien von Rivale Swatch (+0,2%) anfängliche Gewinne fast zur Gänze wieder ab.

Auf der anderen Seite steigen die stets zu volatilen Kursen gehandelten Aktien von Ams um 4,3 Prozent. Mit Temenos (+2,8%), ABB (+2,4%), Adecco (+2,3%) und Kühne+Nagel (+1,9%) reihen sich weitere Zykliker vorne bei den Gewinnern ein, die am Vortag stark an Wert eingebüsst hatten.

Die als defensiv eingestuften Schwergewichte Novartis (+1,4%) und Roche (+1,3%) sowie Nestlé (+0,8%) ziehen ebenfalls an. Swisscom (-0,1%), auch ein wenig krisenanfälliger Wert, gibt dagegen nach.

Mehrheitlich fester sind auch die Finanzwerte. Die Kursgewinne fallen aber unterschiedlich gross aus. Während CS um 2,3 Prozent höher bewertet werden, beträgt das Plus bei UBS "nur" 1,0 Prozent. Julius Bär steigen gar 2,9 Prozent. Bei den Versicherungen im SLI führen Zurich (+1,6%) die Gewinner vor Swiss Life (+1,0%)und Swiss Re (+0,7%) klar an.

Am breiten Markt fallen Mobilezone (+3,6%) und Medartis (+5,1%) positiv auf, die einen Teil der Vortageseinbusse wettmachen.

Die Aktien von Straumann büssen weitere 3,6 Prozent ein, nachdem sie am Vortag bereits 8,4 Prozent tiefer aus dem Markt gegangen sind.

LM Group verlieren 0,6 Prozent. Der Online-Reiseanbieter leidet unter der Coronakrise. Daher solle eine Kapitalerhöhung das Unternehmen durch die schwierige Zeit bringen. Gespräche mit einem Private Equity-Unternehmen über eine mögliche Transaktion wurden hingegen abgeblasen.

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