Zürich (awp) - An der Schweizer Aktienbörse ziehen die Kurse am Donnerstag wieder an und machen damit einen Teil der jüngsten Verluste wieder wett. Im Verlauf verliert das Erleichterungsrally allerdings etwas an Schwung und die Gewinne schmelzen von den Höchstwerten etwas ab. Im Fokus bleibt die Credit Suisse. Die Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) für die angeschlagene Bank sorge für die Erholung, heisst es am Markt. Die CS sicherte sich bei der Notenbank Kredite von bis zu 50 Milliarden Franken. Das verhelfe auch dem am Vortag schwer unter die Räder geratenen Bankensektor zu höheren Kursen, meinen Händler.

Ob dies mehr als eine kurzfristige Beruhigung ist, wird sich noch zeigen müssen. Denn die Probleme der CS und auch die Nervosität an den Märkten dürften wohl noch eine Weile bleiben. Die Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008 seien wach und könnten nicht so rasch wieder vertrieben werden. 2008 war die US-Bank Lehman Brothers zusammengebrochen, darauf kam es zur Finanzkrise. Denn die Probleme im Bankensektor könnten erst der Anfang sein, heisst es weiter. Vor diesem Hintergrund blickten die Anleger auch gespannt darauf, wie nun die Zentralbanken regieren. Dabei steht die heute anstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank im Mittelpunkt. Trotz der Verwerfungen an den Märkten könnte die EZB nämlich im Kampf gegen die hohe Inflation die Leitzinsen weiter erhöhen. Ob dies erneut 50 oder "nur" noch 25 Basispunkte sind, ist allerdings unsicher.

Der SMI notiert nach einem Tageshoch auf 10'660 Punkten um 11.10 Uhr noch um 0,89 Prozent höher auf 10'609,66 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,11 Prozent auf 1673,37 und der breite SPI um 1,29 Prozent auf 13'872,28 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legen 26 zu und vier geben nach.

Im Fokus stehen die Aktien der Credit Suisse, die am Vortag 24 Prozent verloren hatten. Sie starteten zwar um einen Drittel höher, dann aber schmolzen die Gewinne etwas ab. Aktuell stehen CS noch 23 Prozent höher bei 2,081 Franken.

Auslöser dieser Erholung ist die Erleichterung der Anleger auf die Unterstützung der Bank durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Die angeschlagene Bank leiht sich bei der Notenbank 50 Milliarden Franken. Die Bank könne aufatmen, sagt Caroline Hilb von der St. Galler Kantonalbank. "Entscheidend ist nun, dass das Vertrauen in die Bank zurückkehrt und die Kundschaft ihre Gelder nicht weiter abzieht."

Andreas Venditti, Analyst bei Vontobel, spricht von einem starken und wichtigen Signal, da dazu beitragen könne, die Negativspirale zu durchbrechen. "Es wird jedoch Zeit brauchen, um das Vertrauen in die Marke Credit Suisse zurückzugewinnen", sagt Venditti.

Ausgelöst wurde der Kurseinbruch am Vortag von einem Vertreter des CS-Grossaktionärs Saudi National Bank. Seine Bank werde kein weiteres Geld mehr in die CS stecken, sagte er. Darauf brach der Aktienkurs der CS zeitweise um mehr als 30 Prozent ein und riss auch diverse andere Geldhäuser in ganz Europa mit nach unten.

Nun aber können sich die Aktien am Vortag gebeutelten Aktien von UBS (+4,4%), Julius Bär (+5,7%) sowie Partners Group (+0,7%) und Temenos (+1,2%) teilweise erholen. Aber auch sie können die Höchstkurse nicht halten. Zu den Gewinnern zählen zudem die Versicherer Swiss Re (+2,0%), Swiss Life (+1,3%) und Zurich (+1,2%).

Aber auch die defensiven Schwergewichte Nestlé und Novartis gewinnen mehr als ein Prozent. Roche sind um 2,5 Prozent bzw. 6,65 Franken schwächer. Dies liegt aber daran, dass die Roche-Titel ex-Dividende von 9,50 Franken gehandelt werden.

Am unteren Ende stehen neben Roche auch AMS Osram (-1,5%), Kühne + Nagel (-1,1%) und Sika (-0,2%).

Auf den hinteren Rängen fallen Swissquote um 2,3 Prozent. Der Reingewinn der Onlinebank ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent zurück auf 157 Millionen Franken. Die Aktionäre sollen aber eine stabile Dividende erhalten.

pre/ra