Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Dienstag die Talfahrt belastet von Inflations- und Wachstumssorgen fort. Die Marktteilnehmer befürchten, dass die US-Notenbank wegen der hohen Inflation weiterhin einen aggressiven Ton anschlagen wird. Daher neigten sie vor dem Symposium der Notenbanker in Jackson Hole, das am Donnerstag beginnt, auch verstärkt zu Verkäufen, heisst es am Markt. Die Marktteilnehmer gehen davon aus, das Fed auch im September die Zinsen um 75 Basispunkte erhöhen dürfte.

Hinzu kommt, dass die angekündigte Pause russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 Ende des Monats die Sorgen vor einer Energiekrise weiter anheizt. Damit drohe ein Gasengpass im Winter inklusive Rationierung für die Industrie, heisst es. "Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher", sagte ein Händler. Vor diesem Hintergrund erwarten die Markteilnehmer mit Interesse die Veröffentlichung der Daten zur Stimmung der Einkaufsmanager im August. Wegen der drohenden Energiekrise in Europa wird mit einer weiteren Stimmungseintrübung gerechnet.

Der SMI notiert um 9.15 Uhr 0,83 Prozent tiefer bei 10'993,40 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 0,65 Prozent auf 1682,27 Punkte und der breite SPI um 0,77 Prozent auf 14'197,45 Punkte. Im SLI geben 22 Titel nach, sieben legen zu und einer (AMS Osram) ist unverändert.

Belastet wird der Gesamtmarkt vor allem von den Abgaben in den drei Schwergewichten Roche GS (-1,3%), Novartis (-0,9%) und Nestlé (-1,1%). Die stärksten Einbussen verzeichnen aber die Aktien des Versicherers Zurich (-1,4%).

Die Anteile des Riechstoffherstellers Givaudan fallen um 1,0 Prozent. Dahinter folgen zyklische Firmen wie der Baukonzern Holcim (-1,0%), die Inspektionsfirma SGS (-1,0%) und der Versicherer Swiss Re (-1,0%).

Die Aktien von Alcon (+0,3%) zählen dagegen zu den Gewinnern. Der Augenheilmittelhersteller übernimmt das US-Unternehmen Aerie Pharmaceuticals für 770 Millionen US-Dollar. Aerie ist laut den Angaben auf die Erforschung, Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Augenheilkunde-Therapien spezialisiert. Auch Straumann (0,5%) werden höher bewertet.

Den grössten Gewinn verzeichnen bei den Bluechips die Aktien der Grossbank Credit Suisse (+0,8% auf 5,044 Fr.) Am Vortag war die Aktie zeitweise unter 5 Franken gehandelt worden. Die Anteile der Konkurrentin UBS fallen dagegen um 0,4 Prozent.

Auf den hinteren Rängen fallen die Aktien des Flughafen Zürich (+3,2%) und der Industriefirma Feintool (+3,9%) positiv auf. Der grösste Schweizer Flughafen hat sich ersten Halbjahr weiter von der Coronakrise erholt und besser als von Analysten erwartet abgeschnitten. Feintool hat im ersten Halbjahr 2022 trotz Unsicherheiten in den Lieferketten Umsatz und Gewinn gesteigert. Auch Skan (+4,5%) und Arbonia (+0,9%) sind nach Zahlen höher.

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