Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag entgegen den vorbörslichen Indikationen mit tieferen Kursen eröffnet. Vor der voraussichtlich ersten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) seit mehr als einem Jahrzehnt, die am frühen Nachmittag kommuniziert werden sollte, hielten sich die Investoren mehrheitlich etwas zurück, heisst es im Handel. Eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte gilt als ausgemacht, allerdings sei wegen der hohen Inflation auch ein deutlicherer Schritt um einen halben Prozentpunkt nicht ausgeschlossen.

Erleichtert zeigen sich die Marktteilnehmer derweil vorerst einmal beim Thema Gas. Nach der Wartung von Nord Stream 1 ist am Donnerstagmorgen offenbar wieder Gas aus Russland geliefert worden. "Die Wiederaufnahme der Gaslieferung lässt die Börsianer aufatmen", meinte denn auch ein Händler dazu. Hierzulande müssen die Anleger zudem eine Vielzahl von Unternehmensnews verdauen. So haben etwa die beiden SMI-Konzerne Roche und ABB neben den Semesterzahlen noch weitere wichtige Nachrichten veröffentlicht.

Der SMI notiert um 09.15 Uhr 0,30 Prozent tiefer bei 11'025,86 Punkten, der breite SPI verliert 0,24 Prozent auf 14227,70 Zähler. Der 30 Titel umfassende SLI, bei dem die grössten Titel nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, gewinnt derweil 0,08 Prozent auf 1704,24 Zähler. Von dessen 30 Titeln legen 21 zu und neun verlieren an Wert.

Bei den schwächsten Blue Chips im frühen Handel sind Roche GS (-1,5%): Der Pharmakonzern hat mit seinen vorbörslich präsentierten Halbjahreszahlen die Erwartungen zwar übertroffen, allerdings war das Papier in den letzten Wochen gut gelaufen. Für mehr Aufsehen dürfte ohnehin die Meldung sorgen, dass CEO Severin Schwan im März 2023 seinen Posten an den heutigen Diagnostik-Chef Thomas Schinecker übergeben wird und als Nachfolger von Christoph Franz für den Posten des Verwaltungsratspräsidenten vorgesehen ist.

Freundlich präsentieren sich derweil ABB (+0,9%). Der Technologiekonzern hat mit seinen Halbjahreszahlen vor allem bei der Marge klar über den Erwartungen abgeschlossen. Zudem zieht sich ABB komplett aus Russland zurück, wie der Konzern weiter mitteilte. Und nicht zuletzt wurde am Vorabend bekannt, dass die Turbo-Charging-Tochter Accelleron bald von ABB abgespalten und dann Anfang Oktober an der Schweizer Börse SIX kotiert werden soll.

Mit Givaudan (-2,1%) hat noch ein dritter SMI-Konzern seine Semesterzahlen präsentiert. Der Genfer Aromen- und Riechstoff-Hersteller hat zwar den Umsatz deutlich gesteigert, aber wegen Preissteigerungen bei den Rohstoffen einen Margenrückgang hinnehmen müssen. Dies war im Markt allerdings bekannt.

Grösste Gewinner sind beiden Technologie-Titel AMS Osram (+2,1%) und VAT (+1,9%).

Im breiten Markt haben ebenfalls diverse Unternehmen ihre Semesterzahlen veröffentlicht, u.a. Bystronic (-9,0%), Bossard (+4,9%), Leonteq (+0,7%), Cembra (-1,3%), EFG (-0,8%), Dormakaba (+0,2%) und CPH (+0,6%).

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