Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Dienstag die Talfahrt fort. Nach einer festeren Eröffnung fehlten die Anschlusskäufe. Daher rutschten die Notierungen auch rasch wieder ab, heisst es am Markt. Das Umfeld sei nach wie vor von grosser Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung von Zinsen und Konjunktur geprägt. Vor der Bekanntgabe des US-Zinsentscheids am Mittwochabend dürften sich die Anleger zurückhalten und damit sei auch keine Erholung zu erwarten.

Ob es bald zu einer Bodenbildung komme, hänge davon ab, wie stark die US-Notenbank Fed die Zinsen erhöht, sagt ein Händler. Nach der unerwartet hohen US-Inflation erwarten immer mehr Ökonomen einen Zinsschritt um 75 und nicht "nur" um 50 Basispunkte. Die Gefahr sei gross, dass die Zentralbank die Konjunktur abwürge, so der Händler. Neben der Zinsentscheidung der US-Notenbank steht am Donnerstag auch jene der Schweizerischen Nationalbank bevor. Und am Freitag findet der grosse Verfallstag an der Terminbörse Eurex statt. "Damit ist für erhöhte Volatilität und grosse Umsätze gesorgt", sagt ein Händler.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 11.05 Uhr um 0,74 Prozent tiefer auf 10'815,33 Punkten. Bei 10'807,11 Punkten markiert der Leitindex ein neues Jahrestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,72 Prozent auf 1668,45 und der breite SPI um 0,78 Prozent auf 13'882,84 Zähler. 22 SLI-Titel geben nach und acht legen zu.

Unter Druck stehen Temenos (-2,8%), die bereits am Vortag zehn Prozent eingebüsst haben und nun um mehr als 40 Prozent tiefer bewertet sind als am Jahresanfang. Händler begründen den Kursrückgang mit Verkäufen im Zusammenhang mit zumindest vorerst geplatzten Übernahmespekulationen. Spekuliert wird am Markt auch über die Beteiligung des bekannten Investors Martin Ebner, der über seine Gesellschaft Patinex gut 10 Prozent an Temenos hält. Am Vortag war bekannt geworden, dass Ebner die Mehrheit seiner BZ Bank verkauft. Der teilweise Ausstieg aus dem Bankengeschäft könnte auch ein strategisches Umdenken bei der Beteiligung am Bankensoftwareunternehmen auslösen, munkeln Marktkenner.

Zu den grösseren Verlierern zählen zudem eine bunte Mischung an Aktien aus diversen Branchen: Sika, Lonza, VAT, Geberit, Partners Group, Givaudan und Straumann büssen zwischen 2,5 und 1,7 Prozent ein. Was sie eint, ist, dass diese Aktien zu den Börsen-Lieblingen der vergangenen Jahre zählen und alle im laufenden Jahr rund einen Drittel oder mehr ihres Werts verloren haben.

Auch die drei defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,7%), Novartis (-1,0%) und Roche (-0,4%), die nicht selten als sichere Häfen angelaufen werden, können sich dem Abwärtstrend nicht entziehen.

Bei den Banken verlieren Credit Suisse weitere 1,2 Prozent auf 5,91 Franken und bleiben damit unter der Schwelle von 6 Franken, unter die sie am Vortag gefallen waren. Die Anteile von Konkurrentin UBS legen dagegen 0,3 Prozent zu.

Ganz oben bei den Gewinnern stehen Holcim (+0,9%), die Finanzwerte Julius Bär (+0,7%), Zurich (+0,5%) und Swiss Life (+0,4%). Kursgewinne verbuchen ausserdem Kühne + Nagel, Swatch und Swisscom (je +0,3%).

Auf den hinteren Rängen ermässigen sich Flughafen Zürich um 0,5 Prozent. Der Flughafen hat im Mai erneut mehr Passagiere verzeichnet als im Vorjahresmonat. Dennoch sind dies noch immer knapp ein Drittel weniger Passagiere als vor der Corona-Krise.

Bellevue büssen 2,4 Prozent ein. Der Vermögensverwalter rechnet für das erste Halbjahr mit einem um 35 bis 40 Prozent tieferen Gewinn als im Vorjahr.

Ypsomed fallen um 5,5 Prozent. Das Medtechunternehmen hat Details über die Ende Mai angekündigte Kapitalerhöhung veröffentlicht. Dabei sollen maximal 1 Million neue Aktien ausgegeben werden.

pre/tv