Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bleibt zur Wochenmitte auf Erholungskurs. Dabei eroberte der Leitindex SMI am Mittwoch direkt zur Eröffnung die Marke von 12'000 Punkten wieder zurück, unter die er am Montag aufgrund von Zinssorgen und wegen der sich zuspitzenden Ukraine-Krise gestürzt war. Allerdings verläuft die Entwicklung in einzelnen Werten sehr volatil. Genährt wird der positive Trend laut Händlern von den Vorgaben von der Wall Street, welche die Verluste nach einem Schlussspurt eindämmen konnte. Zudem liefere die laufende Bilanzsaison bisher mehrheitlich positive Impulse. Und manche Anleger beurteilten daher das deutlich tiefere Kursniveau wieder als günstige Einstiegsgelegenheit.

Im Fokus steht am Abend der Zinsentscheid der US-Notenbank und insbesondere die Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell. Von ihm erhoffen sich die Marktteilnehmer abgesehen von Hinweisen zur weiteren Entwicklung der US-Geldpolitik - etwa eine Marschtabelle mit den geplanten Zinsschritten und Angaben zur Bilanzreduktion - auch versöhnliche Worte. "Es könnte gut sein, dass 'Super-Jay Powell' heute Abend die Börsenwelt wieder retten wird", sagt ein Marktbeobachter. Der Markt habe bereits sehr viel Restriktives eskomptiert. Allerdings schwebe die aus dem Ukraine-Konflikt resultierende Kombination aus einem hohen Ölpreis und starker Unsicherheit wie ein Damoklesschwert über den Märkten.

Der SMI notiert gegen 11.15 Uhr um 1,41 Prozent höher bei 12'113,75 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, steigt 1,64 Prozent auf 1940,48 und der umfassende SPI um 1,45 Prozent auf 15'375,05 Zähler. Im SLI legen 28 Aktien zu, Lonza sind leicht tiefer und Vifor unverändert.

Einen volatilen Kursverlauf zeigen die Aktien von Lonza (-0,1%). Die Aktien schwanken seit der Ergebnispublikation 2021 vom Morgen zwischen plus und minus einem Prozent auf und ab. Dabei werden die Ergebnisse als insgesamt gut beurteilt. Der Konzern ist 2021 deutlich gewachsen und auch profitabler geworden. Analysten monieren allerdings die Margenentwicklung. Zudem drückten Altlasten auf den Gewinn. Insgesamt hat die Aktie, die während Jahren zu den besten im SMI gehört hatten, seit Jahresanfang 20 Prozent verloren.

Weit oben stehen indes die Aktien von Swatch (+4,8%), die Goldman Sachs neu zum Kauf empfiehlt. Der Uhrenkonzern hatte am Vortag ein Jahresergebnis deutlich über den Erwartungen veröffentlicht, aber dennoch deutlich an Wert eingebüsst. Die Titel von Richemont folgen mit +4,3 Prozent. "Hier spielten sicher auch die sich abzeichnenden Lockerungen im Zusammenhang mit der Coronapandemie und dem zu erwartenden Nachholeffekt eine gewisse Rolle", sagt ein Händler.

Zu einer massiven Erholung setzen Credit Suisse an. Die Aktien der Grossbank, die im vergangenen Jahr der schlechteste SMI-Wert gewesen sind, am Montag fast 7 Prozent eingebüsst hatten und am Dienstag weitere 0,9 Prozent, ziehen um 4,9 Prozent an. Die Grossbank hatte am Vortag eine Gewinnwarnung abgesetzt. Rivale UBS hinken mit +2,8 Prozent hinterher.

Zu den Gewinnern zählen zudem Technologietitel, die im Zuge der Zinssorgen ebenfalls stark korrigiert hatten. Logitech (+5,8%) setzen den Höhenflug, der nach der Ergebnisvorlage am Vortag eingesetzt hatte (+6,2%), mit Unterstützung positiver Kommentare fort. Gesucht sind aber auch AMS OSRAM (+4,5%), Temenos (+2,3%) oder die am breiten Markt gehandelten Comet, Inficon oder VAT mit Gewinnen von drei bis vier Prozent.

Auf den hinteren Rängen können ausserdem Rieter (+7,2%), Interroll (+4,9%), Mikron (+3,0%) sowie Emmi (+1,9%) bei den Anlegern mit klar besser als erwarteten Geschäftsangaben punkten. Bei den defensiven Barry Callebaut (-0,6%) komme es dagegen zu Gewinnmitnahmen, heisst es am Markt.

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