Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt erholt sich am Dienstag von seinen jüngsten Rückschlägen. Mehr als eine Erholung sehen Marktbeobachter derzeit aber nicht, denn das Umfeld bleibt schwierig. Der Markt hat laut Händlern in den letzten Wochen eine möglicherweise taubenhafteren Haltung der US-Notenbank stark eingepreist. Das Zentralbankertreffen in Jackson Hole habe aber gezeigt, dass die Notenbanker der Bekämpfung der Inflation derzeit Priorität einräumen.

Wie gross der nächste Zinsschritt der US-Notenbank ausfallen wird, hängt von weiteren Konjunkturdaten ab. Die Anleger warten daher nun gespannt auf die US-Arbeitsmarktdaten für August am Freitag. Am Berichtstag stehen die Verbraucherpreise für Deutschland für August im Fokus. Mit einem verschärften Vorgehen der Zentralbanken steigen auch die Rezessionsrisiken.

Der SMI notiert um 11 Uhr 0,81 Prozent höher bei 10'984,92 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,00 Prozent auf 1682,17 und der breite SPI 0,74 Prozent auf 14'160,39 Punkte. Im SLI kommen auf 27 Gewinner 3 Verlierer.

Die Erholung wird von Techaktien und anderen konjunktursensitiven Papieren angeführt, die zuletzt stark nachgegeben hatten. So steigen etwa AMS-Osram um 3,7 Prozent, Temenos um 2,2 Prozent, VAT um 1,4 Prozent und Logitech um 1,3 Prozent. Wachstumsaktien gelten als besonders zinssensitiv.

Deutlich nach oben geht es mit zuletzt arg gebeutelten Sika (+2,2%) und Adecco (+2,1%) sowie den Luxusgüteraktien von Richemont (+2,0%) und Swatch (+2,7%). Die defensiven Swisscom-Valoren (-0,1%) werden hingegen verkauft.

Die Papiere des Vermögensverwalters Partners Group steigen nach Halbjahreszahlen um 0,8 Prozent. Die Innerschweizer haben im ersten Semester zwar einen Ertrags- und Gewinneinbruch erlitten, schnitten aber dennoch deutlich besser ab, als Analysten erwartet hatten.

Andere Finanzwerte scheiden aber deutlich besser ab. Allen voran Julius Bär (+1,9%) und Credit Suisse (+2,0%) lassen den Gesamtmarkt hinter sich; gleiches gilt für UBS mit plus 1,5 Prozent. Und bei den Versicherern stehen Swiss Re (+1,7%) und Zurich Insurance (+1,1%) vorne.

Im Sektor Medtech überflügeln Alcon (+1,2%) die Papiere von Sonova (-0,7%) und Straumann (+0,1%). Erstere leiden unter einer Ratingsenkung durch die Deutsche Bank. Straumann wiederum leiden laut Händlern seit Tagen unter den Gerüchten um eine bevorstehende Grossübernahme in Südkorea.

Vor allem aber die grosskapitalisierten Novartis-Aktien binden den Gesamtmarkt mit einem Minus von 0,4 Prozent zurück. Der Pharmakonzern will auf dem bevorstehenden Kongress ESMO neue Daten aus seinem Onkologie-Portfolio vorlegen. Roche (+1,0%) und Nestlé (+0,5%) bewegen sich mit den Markt.

Im breiten Markt stechen die Aktien des österreichischen Motorradbauers Pierer Mobility mit einem Kursplus von 7,5 Prozent hervor. Das Unternehmen hat im ersten Semester den Rekordumsatz des Vorjahres noch einmal gesteigert und die Prognose erhöht.

Für Peach Property geht es nach Zahlen um 3,7 Prozent nach oben. Die Valoren haben im bisherigen Jahresverlauf fast die Hälfte ihres Werts eingebüsst und zählen zu den schwächsten der Immobilienbranche 2022. TX Group (-0,7%) halten - ebenfalls nach Zahlen - da nicht mit.

Ascom rücken um 1,3 Prozent vor. Seit Mitte August haben Verwaltungsräte Aktien im Wert von fast einer Viertelmillion Franken gekauft. Dies sei nicht unentdeckt geblieben, meinen Händler und halten eine Trendumkehr beim Technologietitel daher für möglich.

ra/rw