Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt stehen die Zeichen am Donnerstag auf grün. Der Leitindex SMI hat die Gewinne im Verlauf des Donnerstagvormittags noch etwas ausgebaut und die Marke von 10'400 Punkten kurz vor 11 Uhr wieder überschritten. Die Erholung vom Vortag hält somit an; noch immer fehlen aber rund 100 Punkte zum Stand am Ende der letzten Woche.

Laut Händlern hat sich am Markt die Meinung durchgesetzt, dass die Sorgen vom Wochenstart in Sachen Handelsstreit übertrieben gewesen seien. So sollen die Gespräche der USA mit China trotz der zugespitzten politischen Krise konstruktiv weiterlaufen, hiess es in Agenturberichten. Skeptiker meinen jedoch, die nächste Gegenbewegung sei nur eine Frage der Zeit: Trotz wiederholter Erklärungen, dass die Handelsgespräche vorankommen, dränge sich ihm nicht der Eindruck auf, dass es zwangsläufig auch zu entsprechenden Ergebnissen kommen müsse, meinte ein Analyst.

Der SMI notiert um 10.55 Uhr 0,65 Prozent höher bei 10'401,65 Punkten und damit im Bereich des Tageshochs. Der die 30 grössten Werte umfassende SLI steigt um 0,62 Prozent auf 1'599,10 und der breit gefasste SPI um 0,61 Prozent auf 12'569,28 Zähler. 28 der 30 SLI-Werte legen zu. Die Ausschläge halten sich allerdings in Grenzen. Nur zwei Blue Chips weisen Kursveränderungen von mehr als 1 Prozent aus.

Am stärksten geht es mit Swatch (+2,1%) aufwärts. Wie üblich sei der Titel gefragt, wenn die Optimisten beim Handelsstreit Oberwasser hätten, meinen Händler. Zudem wird auf einen positiven Kommentar bei Kepler verwiesen, in dem eine Kaufempfehlung bestätigt wurde. Auch gebe es neue Übernahmefantasien im Sektor. Und ganz allgemein seien die Leerverkäufer bei Swatch auf dem Rückzug.

Klar im Plus sind dahinter auch ABB (+1,3%), nachdem die Aktie schon am Vortag angezogen hatte. Händler führen das Kaufinteresse auf Aussagen von Verwaltungsratspräsident Peter Voser zurück, wonach sich der Traditionskonzern von weiteren Geschäftsbereichen trennen könnte.

Mit wenig Abstand folgen auf der Gewinnerliste Novartis (+0,9%). Der Pharmakonzern gab sich im Vorfeld des heutigen Investorentags optimistisch. Die eigene Pipeline biete bis zu 25 potenzielle Kassenschlager. Die anderen beiden Schwergewichte Roche und Nestlé können mit Avancen von 0,6 und 0,4 Prozent nicht ganz mithalten.

Überdurchschnittliche Gewinne verzeichnen ausserdem Kühne+Nagel, Alcon, Vifor Pharma und Lonza, die alle um rund 0,9 Prozent anziehen.

Unauffällig entwickeln sich die beiden Grossbankenpapiere CS (+0,6%) und UBS (+0,3%).

Der dritte Bankentitel, Julius Bär (-0,2%), ist derweil der grösste Verlierer bei den Blue Chips. Das Unternehmen wartete am Vorabend mit einer Negativmeldung auf: Die Bank erlitt vor einem Gericht eine Niederlage und nimmt nun eine Rückstellung in dreistelliger Millionenhöhe vor. Im Rechtsstreit geht es um verschollene DDR-Vermögen. "Es ist immer wieder erstaunlich, wie weit zurückliegende Ereignisse aus vergangenen Zeiten des Schweizer Private Banking die heutigen Banken noch einholen können", kommentiert dies der Analyst der ZKB.

Neben Julius Bär erleiden nur noch Logitech (-0,2%) moderate Verluste.

Im breiten Markt sind EFG (+6,1%) im Fokus. Es gibt Gerüchte, wonach Julius Bär Interesse an einer Übernahme hat. Gegenüber AWP wollten beide Unternehmen diese Spekulationen nicht kommentieren.

Auch Idorsia (+3,7%) verzeichnen nach einem Lizenzdeal markante Gewinne. Ein Thema sind auch SoftwareOne (+1,3%). Zum Titel, der erst seit kurzem an der Börse kotiert ist, haben diverse Banken nach Ablauf der Stillhaltefrist ihre Ersteinstufung publiziert. Die Kaufempfehlungen überwiegen dabei klar.

Die Aktien des krisengeplagten Vermögensverwalters GAM (+0,1) legen etwas zu. Die "Financial Times" schreibt über einen kleinen neuen aktivistischen Aktionären namens Bluebell. Dieser fordere die Überprüfung des Verkaufs des Bereichs "Private Labelling", der Fondslösungen für Dritte anbietet. Eine Aufspaltung könnte etwas Wert freisetzen, wird am Markt spekuliert.

Schaffner geben derweil nach Zahlen 6,5 Prozent nach. Am Markt wird dies zum Teil mit dem Fehlen eines konkreten Ausblicks für das nächste Geschäftsjahr erklärt.

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