Zürich (awp) - Die Erholung am Schweizer Aktienmarkt setzt sich am Donnerstag zwar fort. Aber viele Anleger sind skeptisch und sehen den Aufwärtstrend auf tönernen Füssen. Der Anstieg sei mehr auf technische Faktoren und auf Käufe zum Quartalsultimo zurückzuführen. Die Probleme seien ja noch nicht gelöst, heisst es am Markt weiter. Aber nachdem der SMI im laufenden Monat rund sechs Prozent verloren habe, sei eine technische Gegenbewegung nur normal.

Es müsse sich erst zeigen, ob die Konjunkturentwicklung in Europa, den USA und China weiter Kaufimpulse für Aktien liefern könne. Zudem bleibe die Preisentwicklung in vielen Industrieländern ein Belastungsfaktor für die Finanzmärkte. Die Inflation wirke direkt auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen ein und beeinflusse auch die Geldpolitik der Notenbanken, heisst es. Zudem sorgen die Strom- und Evergrande-Krise in China und der US-Schuldenstreit weiterhin für erhöhte Nervosität am Markt. Wenn es in den USA keine Einigung gibt, droht ein "Shutdown". Die Regierung könnte dann nicht mehr allen ihren Verpflichtungen nachkommen.

Der SMI steigt bis um 11.10 Uhr um 0,78 Prozent auf 11'718,65 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien vertreten sind, gewinnt 0,61 Prozent auf 1903,49 und der breite SPI 0,83 Prozent auf 15'140,97 Zähler. 25 der 30 SLI-Werte ziehen an und fünf sind schwächer.

Gesucht sind vor allem Aktien aus dem Gesundheitsbereich, die über ein konjunkturresistentes Geschäftsmodell verfügen und deren Kurse zuletzt korrigiert hatten. Dazu zählen etwa die Arzneimittelhersteller Roche und Vifor sowie der Pharmazulieferer Lonza, die Medizintechniktitel Straumann, Sonova und Alcon, die Gewinne zwischen 1,2 und 1,6 Prozent zeigen.

Roche profitierten auch von der Mitteilung, dass der Pharmakonzern mit seinem Partner Regeneron in einer Phase-II/III-Studie die gesteckten Ziele erreicht. In dem Programm wurden Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt. Die Anteile von Rivale Novartis (Aktie +0,5%) sind zwar ebenfalls höher, entwickeln sich aber weiterhin schlechter als Roche.

Fester ist auch Nestlé (+1,0%). Die Aktie des Lebensmittelriesen hat sich in der jüngsten Abwärtsbewegung einmal mehr als Fels in der Brandung erwiesen und notiert bereits wieder nahe dem Rekordhoch.

Bei den zyklischen Werten greifen die Anleger nach den Aktien von ABB (+0,9%). Der Elektrotechnikkonzern bringt mit "Terra" die weltweit schnellste Ladestation für Elektrofahrzeuge auf den Markt.

Gesucht sind zudem die Luxusgüterwerte Richemont (+0,6%) und Swatch (+0,4%), die besonders unter den China-Sorgen gelitten hatten. Auch Geberit (+0,5%) und Schindler (+0,3%) ziehen etwas an.

Bis auf die Aktien von Credit Suisse (-0,5%) zeigen sich die Finanzwerte freundlich. UBS (+0,2%), Julius Bär (-0,2%) sowie Swiss Re (+0,2%) rücken leicht vor. Swiss Life (+0,8%) und Zurich (+0,5%) und Partners Group (+0,6%) legen ebenfalls zu.

Zu tieferen Kursen gehandelt werden Adecco (-1,2%), Kühne+Nagel (-0,8%) und Sika (-0,4%) sowie die Technologietitel AS (-0,1%). Logitech (+0,5%) setzen die Erholung fort.

Am breiten Markt stehen Sulzer (-34% oder -47 Fr.) optisch im Rampenlicht. Die Aktie wird "Ex-Spinoff" von Medmix gehandelt. Ab dem (heutigen) Donnerstag werden die Anteile des von Sulzer ausgegliederten Geräteherstellers erstmals an der SIX gehandelt. Medmix debütierten zum Ausgabepreis von 45 Franken und notieren derzeit bei 43,50 Franken.

Deutlich zulegen können Aryzta (+4,7%). Der Backwarenhersteller wird am Montag den Bericht zum Schlussquartal des Geschäftsjahres 2020/21 vorlegen. Die Erwartungen an ein gutes Ergebnis seien hoch, heisst es am Markt.

Huber+Suhner gewinnen 1,1 Prozent, nachdem der Kabelspezialist einen gewichtigen Auftrag an Land gezogen hat und künftig Radarantennen an den Automobilzulieferer Continental liefert.

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