Zürich (awp) - An der Schweizer Börse bleiben am Dienstag die Ampeln auf Grün gestellt. Die Kurse ziehen auf breiter Front an. Die Anleger stellten weitere Baissepositionen glatt, heisst es am Markt. Zudem hofften sie auf einen klaren Sieger bei den US-Präsidentenwahlen, was den Märkten endlich die Unsicherheit nehmen würde. Obwohl die Umfragen einen klaren Vorsprung für den Demokraten Joe Biden melden, dürfte das Rennen in den wahlentscheidenden Bundesstaaten aber eng werden. "Und sollte der Wahlausgang nicht von allen Beteiligten akzeptiert werden, könnte die Volatilität wieder mit voller Wucht zurückkehren", sagte ein Händler.

Der mögliche ökonomische Schaden der Novemberbeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Bekämpfung wird derweil nicht mehr ganz so gross eingeschätzt wie noch vor ein paar Tagen. Der Einbruch dürfte nur noch einen Bruchteil im Vergleich zum Frühjahr betragen, so Martin Lück, Kapitalmarktstratege bei BlackRock. Ab etwa Mitte 2021 sollte sich das Leben graduell normalisieren, zudem stehe die Wirtschaftspolitik weiter Gewehr bei Fuss. Auch dürften im kommenden Jahr sowohl in den USA als auch in Europa wohl umfangreiche Konjunkturpakete aufgegleist werden, heisst es am Markt.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 1,45 Prozent höher bei 9'933,98 Punkten. Der SLI, welcher die 30 wichtigsten Aktien umfassende, steigt um 1,72 Prozent auf 1'532,28 und der umfassende SPI 1,29 Prozent auf 12'375,24 Zähler. 29 der 30 SLI Werte ziehen an, einzig Temenos (-0,5%) geben nach.

Am Vortag war der Leitindex bereits um 2,13 Prozent gestiegen. Aus charttechnischer Sicht hat sich damit die überverkaufte Situation des SMI abgebaut. Eine Erholung bis gegen 10'000 Punkte liegt den Technikern zufolge aber noch im Bereich des Möglichen. Ob dies bereits heute der Fall sein wird, ist ungewiss. Im Verlauf könnten nämlich die Aktivitäten nachlassen, wenn die Marktteilnehmer zunehmend auf den Wahlausgang in den USA warten, heisst es weiter.

Gesucht sind vor allem zyklische Werte und Finanztitel. An der Spitze stehen die Aktien von Adecco (+4,7%). Der Personalvermittler erfreut die Anleger mit einem weniger stark als erwartet ausgefallenen Umsatzrückgang. Lichtblick aber ist vor allem die Margenentwicklung. Dort wurden die Erwartungen nicht nur auf Stufe EBITA, sondern auch beim Reingewinn trotz eines Abschreibers klar übertroffen. Zudem wuchs das Geschäft mit Laufbahnberatung, Outplacement und Personalschulung (LHH) gleich zweistellig.

Von Konjunkturhoffnungen getrieben setzt die Aktie von LafargeHolcim (+4,0%) den Aufwärtstrend der Vortage fort. Zu den Gewinnern zählen ausserdem Swatch (+3,4%). Die Absetzung der Verkaufsempfehlung der UBS macht Anlegern Mut auf die im bisherigen Jahresverlauf arg geprügelte Aktie des Uhrenherstellers. Die Papiere von Rivale Richemont gewinnen im Verlauf 3,1 Prozent.

Stark gesucht sind auch die Titel der Grossbanken UBS (+3,5%) und Credit Suisse (+3,2%) sowie der Versicherer Swiss Re (+2,3%) und Swiss Life (+2,0%). Sie zählen wie die "Uhren" ebenfalls zu den 2020 am schlechtesten gelaufenen Blue Chips.

Im Mittelfeld sind die Anteile von Sika, Clariant, Logitech, Lonza und ABB mit Kursgewinnen zwischen 1,4 und zwei Prozent zu finden.

Bei den Marktschwergewichten fallen Novartis (+1,8%) positiv auf, während Nestlé (+0,8%) und Roche (+0,2%) dem Markt hinterherhinken.

Die Aktien von Temenos (-0,4% auf 96,76 Fr.) setzen den Krebsgang fort und nähern sich allmählich dem Jahrestief vom 16. März bei 91,54 Franken.

Am breiten Markt stechen Oerlikon mit einem Kursplus von 6,0 Prozent hervor. Der Industriekonzern hat mit seinen Quartalszahlen deutlich besser als erwartet abgeschnitten. Der Textilmaschinenhersteller und Beschichtungsspezialist hat vor allem beim EBITDA und der Marge die Konsenserwartungen übertroffen.

Dufry gewinnen zwei Prozent. Der Reisedetailhändler hat im dritten Quartal ebenfalls unter der Coronakrise gelitten, die Erwartungen der Analysten damit allerdings nur leicht unterschritten.

pre/uh