Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt nach Tagen fallender Kurse am Donnerstag zu einer Erholung an. Ausgelöst wurde die Gegenbewegung laut Händlern von der Aussicht auf eine Lösung im Streit um die US-Schuldenobergrenze. Dazu kommt die Entspannung bei den Energiepreisen. Ausserdem wird das geplante Online-Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping positiv kommentiert.

Dadurch komme es zu einer Entspannung bei einigen Problemfeldern. Aber andere wie steigende Inflation, höhere Zinsen, eine schwächelnde Konjunktur, die Lieferkettenprobleme und die Krise des chinesischen Bauträgers Evergrande dürften die Märkte weiterhin immer wieder in den Griff nehmen, heisst es am Markt. Doch fürs erste sehe es wieder besser aus. "Die Märkte haben korrigiert und damit einen Teil ihrer hohen Bewertung abgebaut. Das bietet wieder Chancen", sagt ein Händler. Er rechne wieder mit freundlichen aber auch volatilen Märkten. "So rasch werden wir wohl keine neuen Highs mehr sehen."

Der SMI notiert um 11.20 Uhr um 1,16 Prozent höher auf 11'704,47 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt 1,21 Prozent auf 1891,08 und der breite SPI 0,99 Prozent auf 15'068,34 Zähler. 28 der 30 SLI-Werte legen zu und zwei geben nach.

Gesucht werden laut Händlern viele Titel, die zuletzt stark gelitten hätten. Dazu zählen die Luxusgüterwerte Richemont (+2,7%) und Swatch (+1,6%), die aufgrund aller China-Sorgen massiv abverkauft worden seien. Dabei scheine es dem Sektor ja gut zu gehen, wie die Zahlen von Mitbewerbern zeigten. Dies habe ja auch Swatch-CEO Nick Hayek kürzlich in einem Interview bestätigt, sagt ein Händler. Zudem hat RBC die Kaufempfehlung für Richemont bekräftigt.

Im Aufwind sind zudem Sika (+2,2%). Die Aktie hat wie viele andere auch stark unter Gewinnmitnahmen gelitten. Nun bestätigt der Bauchemiekonzern anlässlich des Kapitalmarkttags seine Ziele. Der Umsatz soll im laufenden Jahr in Lokalwährungen um 13 bis 17 Prozent wachsen. Der Betriebsgewinn EBIT soll überproportional zum Umsatz und die Marge erstmals auf 15 Prozent steigen.

Aber auch andere Zykliker schwenken auf den Erholungspfad ein. Holcim, ABB, Adecco und Kühne+Nagel reihen sich mit Anstiegen von 2,0 bis 1,2 Prozent in der oberen Hälfte der Kurstafel ein.

Zu den Gewinnern zählen auch die Finanzwerte, denen die Händler aufgrund der höheren Anleiherendite noch erhebliches Erholungspotenzial zubilligen. Die Grossbanken CS (+2,5%) und UBS (+2,0%) sowie die Versicherer Swiss Life (+2,0%), Swiss Re (+1,8%) und Zurich (+1,3%) ziehen an.

Auch die Medizintechniktitel Straumann (+0,9%), Alcon (+0,6%) und Sonova (-0,2%) holen zwar einen Teil der jüngsten Gewinnmitnahmen auf, verlieren im Verlauf aber an Schwung.

Bei den defensiven Schwergewichten führen Novartis (+1,2%) vor Roche (+1,1%) und Nestlé (+0,8%). Der Pharmakonzern Novartis will am diesjährigen Multiple-Sklerose-Fachkongress ECTRIMS eine Vielzahl an Daten aus seinem derzeitigen Portfolio vorlegen. Nach wie vor liegt Novartis aber im Vergleich zum Rivalen Roche und der Branche kursmässig im Hintertreffen. Dabei müsste doch schon die Dividendenrendite von fast vier Prozent ein gutes Kaufargument sein, sagt ein Händler. "Und die Chance auf eine weitere Dividendenerhöhung stehen gut."

Noch nicht vom Fleck kommt dagegen Lonza (-0,8%), was laut Händlern mit der anhaltenden Kursschwäche von Corona-Impfstoffpartner Moderna zu tun haben könnte.

Auf den hinteren Rängen fallen Relief Therapeutics (-6,5%) negativ auf. Das Biotechunternehmen hat Klage gegen den Partner NeuroRx und dessen CEO Jonathan Javitt eingereicht. Das Genfer Unternehmen wirft dem US-Partner die mehrfache Verletzung der Kooperationsvereinbarungen vor.

Gewinnmitnahmen belasten Molecular Partners (-5,7%). Der Titel war am Mittwoch um 12 Prozent gestiegen.

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