Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt steht am Donnerstag klar unter dem Einfluss von Gewinnmitnahmen. Nachdem der Leitindex SMI seit Ende Oktober um nahezu 1'000 Punkte gestiegen ist, habe in diesen Tagen eine Konsolidierung eingesetzt, die nun etwas an Fahrt gewinne, heisst es im Handel. Nachrichten über wirksame Impfstoffe hatten die Märkte in den letzten Wochen beflügelt. Langsam setze nun aber die Ernüchterung ein, dass der Nachrichtenfluss sich zunächst noch mal deutlich verschlechtern dürfte, bevor sich die Lage dann wirklich aufhellt, meinen Händler.

Daran sind nicht zuletzt die steigenden Infektionszahlen schuld, denen die verschiedenen Regierungen mit strikteren Restriktionen entgegenzusteuern versuchen. "Auch wenn die langfristige Erholung noch nicht wirklich bedroht ist, erwarten die meisten Anleger aus einer sehr kurzfristigen Perspektive eine Marktkorrektur aufgrund der steigenden Risiken für die Volkswirtschaften", fasst ein Händler die aktuelle Stimmung zusammen. Im Handelsverlauf dürften sich die Anleger auf Makrodaten wie die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sowie auf den EU-Gipfel konzentrieren.

Der SMI verliert gegen 11.00 Uhr 0,74 Prozent auf 10'485,54 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, fällt um 0,81 Prozent auf 1'642,49 und der umfassende SPI um 0,61 Prozent auf 13'009,95 Punkte. Aktuell stehen im SLI 25 Verlierern fünf Gewinner gegenüber.

Die grössten Kurseinbussen verzeichnen ABB (-2,6%) nach den Aussagen vom neuen CEO Björn Rosengren am Investorentag. Diese wurden teilweise als enttäuschend gewertet. Angaben hinsichtlich der geplanten Devestitionen und der weitgehend bestätigten Finanzziele lösten in Analystenkreisen zumindest keine Freudensprünge aus.

Durchweg schwächer tendieren auch die Vertreter der Finanzbranche: Neben der UBS und CS geben auch Versicherer wie Swiss Re, Swiss Life, Zurich oder auch Julius Bär zwischen 0,7 und 1,6 Prozent nach. Gerade die Bankentitel waren zuletzt allerdings auch etwas stärker gelaufen.

Die ohnehin volatilen AMS (-1,9%) lassen ebenfalls deutlich Federn. Weitere Zykliker wie Adecco (-2,0%) oder auch LafargeHolcim (-1,7%) werden ebenfalls im grösseren Stil auf den Markt geworfen.

Unter den grössten Verlierern sind auch die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont (-1,4%) und Swatch (-1,2%) zu finden. Zwar sind die Uhrenexportdaten am Morgen besser als erwartet ausgefallen. Die beiden Titel gehören nach den teilweise deutlichen Avancen in den letzten Wochen aber auch zu den Gewinnmitnahme-Kandidaten.

Mit Kursverlusten zwischen 0,3 und 0,5 Prozent verhindern derweil die drei Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé, dass der Markt noch tiefer im Minus steht.

Dem stehen Kursgewinne bei Logitech (+1,9%) und Temenos (+0,2%) entgegen. Technologietitel wiederum hatten in den letzten Wochen einen eher schweren Stand. Mit den Hoffnungen auf einen Impfstoff war es zu einer Rotation am Markt gekommen. Investoren waren dabei aus den vermeintlichen Corona-Gewinner-Branchen ausgestiegen.

In den hinteren Reihen fallen Ypsomed (+7,2%) nach einer Kooperation mit Eli Lilly auf. VAT (+1,9%) profitieren von einer neu ausgesprochenen Kaufempfehlung von Vontobel.

Die Aussichten auf verschärfte Restriktionen belasten unterdessen die Aktien vom Reisedetailhändler Dufry (-3,0%). Auch die Aktien von Swiss Steel gehören mit -1,5 Prozent zu den grösseren Verlieren. Der deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp hat am Morgen nach einem Milliardenverlust einen weiteren Stellenabbau angekündigt.

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