Zürich (awp) - Zürich (awp) - Die Schweizer Börse setzt am Mittwoch die Talfahrt fort. Wann der Boden erreicht ist, sei dabei völlig ungewiss, heisst es am Markt. "Üblicherweise dauert es eine gewisse Zeit, bis der Markt wieder sauber ist. Und dass es dann unmittelbar danach gleich wieder zu einer Aufwärtsbewegung kommen muss, steht nirgends geschrieben", sagte ein Börsianer. Die Turbulenzen dürften noch anhalten, bis auch die Marktteilnehmer, die ihre Anlagen mit Krediten finanziert hätten, die Positionen bereinigt hätten. Insgesamt könnte es nun aber bald zu einer länger anhaltenden volatilen Seitwärtsbewegung kommen, meinte ein Händler.

Am Dienstag hatten die Ankündigung weiterer Geldspritzen der US-Notenbank Fed sowie Zusagen aus diversen Ländern den Aktien im späten Handel Auftrieb gegeben. Doch dies war einmal mehr ein Strohfeuer. "Das war nur eine Gegenbewegung im Abwärtstrend", sagte ein Händler. Dennoch lasse sich eine Rezession wohl nicht mehr vermeiden, da das öffentliche und wirtschaftliche Leben zusehends zum Erliegen komme. Für eine Erholung brächte es positive Nachrichten über das Coronavirus.

Der SMI verliert bis um 12.10 Uhr 4,47 Prozent auf 8'113,41 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, büsst 4,05 Prozent auf 1'171,52 und der breite SPI 4,00 Prozent auf 9'894,91 Punkte ein. 29 Verlierern im SLI steht nur Julius Bär (+0,9%) als Gewinner gegenüber. Diese haben nach einem schwachen Start deutlich nach oben gedreht.

Dahinter folgen die Papiere der Grossbank UBS (-1,7%), die nach einem festen Verlauf in die Verlustzone zurückrutschen. Händler verweisen auf die Aussagen der Bank an der Finanzkonferenz von Morgan Stanley. Dort sagte Finanzchef Kirt Gardner, die Bank sei bisher gut durch die Coronakrise gekommen. Die Margin Call hätten zwar deutlich zugenommen, die Verluste aus Lombardkrediten seien bisher aber noch gering.

Die Anteile von Rivale Credit Suisse verlieren derweil 5,3 Prozent. In jüngster Zeit mehren sich die Befürchtungen, dass viele Anleger, die Wertschriften auf Kredit gekauft haben, angesichts der schweren Kursverluste Geld nachschiessen müssen, also sogenannte Margin Calls erhalten; dies um zu verhindern, dass ihre Depots ausverkauft werden. Dies wäre aus mehr als nur einer Sicht negativ für die Ertragslage der Banken, meinte ein Händler. Und darunter leide die CS klar mehr als UBS.

Die Assekuranzwerte stehen ebenfalls oben auf der Verkaufsliste. Swiss Re fallen weitere 4,7 Prozent. Mit einem Minus von rund 50 Prozent seit Jahresanfang hält der Rückversicherer zusammen mit Julius Bär und Credit Suisse, die ebenfalls rund die Hälfte ihres Werts verloren haben, die Rote Laterne.

Einzig AMS (-3,2%) sind mit einem Abschlag von zwei Dritteln seit Jahresanfang bei den Blue Chips noch schlechter, was zu einem Grossteil der mit der Übernahme des Lichtkonzerns Osram verbundenen Kapitalerhöhung geschuldet ist. Die Aktien von Swisscom (-3,3%) geben nach dem Vortageskurssprung von 10 Prozent wieder etwas Terrain Preis, hatten anfänglich allerdings weiter zugelegt.

Massiv unter Druck stehen Sonova (-7,8%). Seit der Hörgerätehersteller angekündigt hat, das Akienrückkaufprogramm auszusetzen, fällt der Titel fast ungebremst.

Die drei Schwergewichte Nestlé (-2,6%), Novartis (-5,0%) und Roche (-7,3%) geben mehr als die Vortagesgewinne wieder her. Ein Händler verweist darauf, dass demnächst die Gewichtung im SMI adjustiert werde. Dabei wird die Gewichtung von Roche und Nestlé auf noch je 18 Prozent von derzeit 21,9 respektive 20,16 Prozent reduziert. Das heisse, dass indexorientierte Marktteilnehmer in diesem Ausmass Papiere verkaufen müssten. Novartis sei mit einer Gewichtung von bereits 18 Prozent nicht betroffen.

Zu den grossen Verlieren zählen ausserdem Alcon (-8,2%), die immer wieder spekulativ gesuchten Clariant (-5,9%) und LafargeHolcim (-6,8%). Auch die Zykliker ABB (-5,0%) und Adecco (-3,9%) geben weiter nach.

Im breiten Markt fallen Medacta um 15 Prozent. Marco Gadola verlässt den Verwaltungsrat der Medizintechnikfirma in Richtung Mitbewerber Medartis.

Evolva sacken um 14 Prozent ab. Das Biotechunternehmen hat 2019 den Umsatz gesteigert und einen geringeren negativen freien Cashflow ausgewiesen. Für das laufende Jahr stellt das Unternehmen einen EBITDA etwa auf Vorjahreshöhe in Aussicht.

pre/uh