Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt seine Aufholbewegung der vergangenen Tage am Dienstag mit erhöhtem Tempo fort. Bliebe der SMI bis zum Handelsende im Plus, wäre es der fünfte Gewinn über die letzten sechs Börsentage. Zumindest der Start ins Schlussquartal fällt damit recht schwungvoll aus. Wer auf weiter fallende Kurse spekuliert habe, sei auf dem falschen Fuss erwischt worden und müsse nun in den steigenden Markt hinein kaufen, um die Verluste zu begrenzen, heisst es in Marktkreisen.

Andererseits gibt es aber auch Zweifel daran, dass die Gewinne der vergangenen Tage bereits ein Ende der Baisse und eine Trendwende anzeigen würden. Der Markt sei überverkauft und die Stimmung sehr negativ, was jederzeit zu einer Erholung führen könne, meint ein Händler. Eine Rezession sei noch nicht vollständig in den Aktienkursen eingepreist, womit wohl auch die Talsohle noch nicht erreicht sein dürfte. Entsprechend zeigt sich auch Pictet Wealth Management in einer Einschätzung der aktuellen Lage gegenüber Aktien "weiterhin negativ" eingestellt.

Der SMI steigt bis um 10.55 Uhr um 1,64 Prozent auf 10'459,21 Punkte. Das Tageshoch liegt gar bei 10'475. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht um 2,20 Prozent auf 1578,73 Punkte an und der breite SPI um 1,59 Prozent auf 13'395,62 Punkte. Im SLI legen alle Titel zu.

Gesucht sind derzeit unter anderem Technologie-lastige Titel dank der starken Nasdaq am Vorabend und solche, die zuletzt schwach performt haben. Zu diesen gehören etwa VAT (+7,9% auf 225,20 Fr.), welche aktuell mit Abstand an der Spitze des SLI stehen. Erst am vergangenen Freitag hatte der Titel sein Jahrestief bei klar unter 200 Franken markiert; er lag bis gestern nach Börsenschluss noch immer über 50 Prozent tiefer als Ende 2021.

Weit oben sind auch Straumann (+4,7%), AMS Osram (+5,4%) oder Logitech (+4,4%) zu finden.

Mit News können derweil Sika (+5,1%) aufwarten, welche anlässlich eines Investorentages ebenfalls in der Spitzengruppe vertreten sind. Das Unternehmen hat seine Guidance für das Gesamtjahr erhöht und stellt neu ein Umsatzwachstum von über 15 Prozent in Aussicht sowie eine überproportionale EBIT-Steigerung. Dies sei positiv, kommentiert etwa die Bank Vontobel, zumal in einer Zeit, in der viele Investoren über die Dynamik in der Bauindustrie besorgt seien.

Auch die zuletzt mehr als gebeutelten Credit Suisse (++5,3%) tendieren markant im Plus. Damit kostet die Aktie nach dem Absturz der vergangenen Tage wieder mehr als 4 Franken. Auslöser für die jüngste Volatilität waren erneute Medienberichte und Spekulationen über die Zukunft der Bank. Es werde derzeit wild über die Finanzkraft der Gruppe und die anstehenden Restrukturierungen diskutiert, heisst es im Handel. Ausdruck dieser Spekulationen war auch, dass die Kurse für Absicherungen gegen eine Pleite der Bank - die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) - zeitweise massiv angestiegen sind.

ABB (+3,7%) holen mehr als die Hälfte der Vortagesverluste wieder auf. Zieht man in Betracht, dass der Grossteil der Abgaben des Vortages im Zusammenhang mit der Ausschüttung der Accelleron-Aktien an die Aktionäre als Sachdividende stand, ergibt sich aktuell gar eine positive Bilanz zum Start ins vierte Quartal. Mehrere Institute haben ihr Kursziel gesenkt, dies allerdings lediglich um die Bereinigung um den Wert von Accelleron nachzuvollziehen.

Lonza (+2,7%) verlängern die Aufholjagd der vergangenen Tage, dies mit Hilfe von positiven Kommentaren von RBC Capital Markets und Bernstein.

Am Tabellenende bilden die defensiven Swisscom (+0,1%), Nestlé, Roche (je +0,7%) und Novartis (+1,0%) geschlossen das Schlussquartett.

Im breiten Markt legen Accelleron an ihrem zweiten Handelstag nach der Abspaltung von ABB mit einem Plus von 3,5 Prozent ebenfalls klar zu. Das neue "Allzeithoch" liegt bei 19,01 Franken.

Cosmo (+1,2%) erhalten von einer Meldung etwas Rückenwind, dass für einige europäische Länder ein Lizenzpartner für die Akne-Creme Winlevi gefunden wurde.

cf/kw