Zürich (awp) - Nach dem fulminanten Jahresauftakt tritt der Schweizer Aktienmarkt den Rückzug an und gibt auf breiter Front nach. Der Markt sei dabei etwas Luft abzulassen, sagt ein Händler. So eine Konsolidierung tue gut, meint auch ein anderer Börsianer. Gewinnmitnahmen könnten nicht schaden. Begründet wird die Stimmung auch mit den Aussagen von Vertretern der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter seien bemüht, die Euphorie nicht zu stark werden zu lassen, damit sich die Finanzierungskonditionen für die Unternehmen nicht so rasch wieder verbessern, sprich die Marktzinsen zu schnell sinken, heisst es am Markt.

Am Vortag hatten daher gleich zwei Fed-Vertreter die Hoffnungen gedämpft, dass die Notenbank schon bald auf eine weniger forsche Zinserhöhungspolitik einschwenken könnte. Das Fed werde bei den Zinserhöhungen keine Pause einlegen und die US-Leitzinsen dürften demnach die Marke von 5 Prozent übersteigen und wohl auch einige Zeit dort bleiben, heisst es denn auch in einem Marktkommentar. Mit Spannung erwarten nun die Marktteilnehmer noch Fed-Chef Jerome Powell, der sich heute Nachmittag auf einer Konferenz der schwedischen Notenbank äussern wird. Zudem werden am kommenden Donnerstag die US-Inflationszahlen veröffentlicht. Daher dürften die Anleger ohnehin vorsichtiger agieren. "Vor diesem Hintergrund können Gewinnmitnahmen nicht schaden", so der ein Händler. Die europäischen Märkte seien so gut gelaufen.

Der SMI fällt bis um 11.10 Uhr um 0,76 Prozent auf 11'127,03 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,85 Prozent ein auf 1719,79 und der breit gefasste SPI 0,80 Prozent auf 14'263,67 Zähler. 27 der 30 SLI-Werte geben nach. Drei legen zu.

Vor allem bei den Aktien, die seit Jahresanfang kräftig gestiegen sind, würden nun verstärkt Gewinne eingestrichen, sagt ein Händler. "Es war zum Teil mit Gewinnen von 15 bis 20 Prozent schon etwas viel", sagt ein Händler. So fallen Adecco nun 5,1 Prozent. Damit ist der Personalvermittler nicht alleine. Auch die Titel des Marktführers Randstand büssen klar an Wert ein. Grund dafür ist ein negativer Zwischenbericht des Konkurrenten Robert Walters. Für Adecco geht damit fast die Hälfte des Jahresgewinns wieder verloren.

Unter Druck stehen auch die Aktien der Technologiefirmen VAT (-2,7%) und AMS Osram (-0,9%) oder die am breiten Markt gehandelten Inficon, Comet und U-blox mit Einbussen bis zu knapp drei Prozent. Auch sie hatten 2023 bis zum Vortag kräftig zugelegt. Möglicherweise drücke hier zusätzlich noch das enttäuschende Quartalsergebnis des weltgrössten Chipauftragsfertigers TSMC auf die Stimmung im Sektor, heisst es im Handel.

Schwächer notieren auch Sonova (-1,7%). Kepler Cheuvreux hat das Rating für den Hörgerätehersteller auf "Reduce" von "Buy" gesenkt.

Der Markt wird zudem von Abgaben im Schwergewicht Novartis (-1,9%) belastet. Dies wird am Markt damit begründet, dass sich der Pharmakonzern an der "JPMorgan Healthcare Conference" zum Krebsmittel Kisqali überraschend vorsichtig geäussert habe. Auch die Aktien des Lebensmittelriesen Nestlé (-0,8%) lasten auf dem Markt. Dagegen können die ebenfalls schwergewichteten Roche-Bonds mit einem Kursplus von 0,4 Prozent nicht ausreichend dagegen halten.

Mit den Aktien von Geberit (-1,3%), Partners Group (-1,8%) Temenos (-1,0%) und ABB (-1,4%) leiden weitere Aktien, die sehr gut gestartet sind, unter Gewinnmitnahmen.

Sika (-1,8%) geben ebenfalls einen Teil der Gewinne ab. Dies auch, weil die Bauchemietitel im Portfolio Schweiz Standardwerte der ZKB die Aktien durch Swisscom (-0,8%) ersetzt werden. Damit will die Kantonalbank das Portfolio defensiver ausrichten.

Bei den Banken halten sich UBS (-0,2%) besser als die Aktien der CS (-0,8%). Die Papiere von Swiss Life (+0,7%) und Lonza (+0,9%) legen gar zu.

Am breiten Markt ziehen Pierer Mobility (+2,8%) klar an. Der Zweiradhersteller hat nach dem Rekordjahr 2022 einen positiven Ausblick auf das laufende Jahr abgegeben.

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