Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Dienstag fester. Der SMI sei dabei, sich nach dem Rückschlag vom Vortag über 12'000 Punkten zu stabilisieren, sagte ein Händler. Dass der Markt nun bereinigt sei und wieder auf einen Aufwärtstrend einschwenke, sei allerdings eher unwahrscheinlich. Denn nach wie vor seien die fundamentalen Aussichten getrübt. Ukrainekrieg, Inflation und Zinssorgen sowie Lieferkettenprobleme sprächen gegen einen stärkeren Aufschwung.

Vor diesem Hintergrund blickten die Marktteilnehmer denn auch in die USA, wo die Notenbank Fed am Mittwochabend ihre Zinsentscheidung veröffentlichen wird. Ökonomen erwarten mehrheitlich eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte, es könnten aber auch 75 BP sein. In diesem Fall drohe das Fed allerdings die Wirtschaft abzuwürgen, meinte ein Händler. Da bis dahin noch Konjunkturzahlen aus den USA - darunter etwa der ADP-Arbeitsmarktreport am Mittwoch - veröffentlicht werden, dürften sich die Anleger wohl zurückhalten. Daher seien auch keine stärkeren Gewinne und höheren Umsätze zu erwarten.

Der SMI notiert um 11.20 Uhr um 0,70 Prozent höher auf 12'055,22 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt 0,76 Prozent auf 1862,86 Punkte und der breite SPI 0,67 Prozent auf 15'509,11 Zähler. 21 Gewinnern stehen im SLI 9 Verlierer gegenüber.

12'000 Punkte beim SMI gelten vor allem als ein psychologisch wichtiger Wert. Aus charttechnischer Sicht bedeutender ist der Bereich bei 12'072/12'100 Punkten. Wenn der SMI diesen wieder überwinden könne, könnte auch die aktuell bei 12'211 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie wieder in den Fokus rücken, heisst es in einem Kommentar von BNPParibas Schweiz. Daran war der SMI am Freitag gescheitert.

Im Fokus stehen laut Händlern die Aktien von Temenos (+3,9%), die ihren durch Übernahmespekulationen losgetreten Aufwärtstrend fortsetzen. Es sei mit einer baldigen Übernahmeofferte für das Banken-Softwarehaus zu rechnen, sonst würde die Aktie nicht so unbeirrt steigen, sagte ein Händler. Dabei werden am Markt die Beteiligungsgesellschaften Thoma Bravo und EQT, die im vergangenen Herbst bereits einmal als mögliche Käuferin gehandelt worden war, als Interessenten genannt.

Daneben richten die Anleger ihren Blick auf die Technologiewerte AMS Osram (-2,0%) und Logitech (-2,8%), die beide Unternehmensahlen präsentiert haben. Zwar hätten beide die Erwartungen erfüllt, aber die Anleger kritisierten die Ergebnisprognosen der beiden Unternehmen, heisst es. In beiden Aktien sei inzwischen sehr viel Negatives eskomptiert. "Diese Aktien sind überverkauft", sagte ein Händler.

Kühne + Nagel (-1,5%) geben den Grossteil des Vortagesgewinns wieder ab.

Auf der anderen Seiten stechen neben Temenos die Aktien der am Vortag abgestraften Finanzwerte CS, UBS und Julius Bär, die Zykliker Adecco, Holcim und ABB sowie die Luxusgüterhersteller Richemont und Swatch positiv hervor. Sie gewinnen zwischen 3,5 und 1,2 Prozent und machen damit die Vortageseinbussen zum Teil wett. Bei den Banken, die etwas stärker zulegen, führen Händler zudem den jüngsten Anstieg der Anleiherenditen ins Feld. So warf die zehnjährige US-Staatsanleihe am Vortag erstmals seit 2018 wieder drei Prozent ab.

Dagegen hinken die als defensiv geltenden Schwergewichte Roche (+0,1%), Novartis (+0,3%) und Swisscom (+0,1%) dem Markt klar hinterher. Nestlé aber gewinnen 0,9 Prozent und geben dem Markt eine Stütze.

Auf den hinteren Rängen legen PSP dank einem starken Auftaktquartal um 2,3 Prozent zu. Die Immobilienfirma hat die EBITDA-Prognose für das Jahr 2022 angehoben.

Klingelnberg gewinnen 4,4 Prozent hinzu. Der Autozulieferer erreicht nach ersten Einschätzungen trotz Flutschäden ein deutlich besseres operatives Ergebnis als befürchtet. Dies gelang vor allem wegen staatlicher Fluthilfe.

Idorsia steigen um 1,0 Prozent, nachdem die Europäische Kommission dem Schlafmittel Quviviq die Marktzulassung erteilt hat.

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