Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Freitag mehrheitlich fester. Nach den Verlusten vom Vortag habe man auf eine technische Erholung hoffen können, sagt ein Händler. Wie weit diese gehe, sei aber noch ungewiss. Die Anleger seien wieder etwas unruhiger geworden wegen der starken Ausbreitung der Delta-Variante des Corona-Virus. Daher nähmen auch die Zweifel an der Stärke der wirtschaftlichen Erholung zu. Vielmehr befürchteten die Investoren wegen des Wiederaufflackerns der Coronavirus-Pandemie, dass der Höhepunkt bereits erreicht sein könnte.

"Die Anleger sind aber keineswegs panisch, was ihre Aktienpositionen betrifft", sagt ein Händler. Sie hofften nämlich auf weitere Gewinne, wenn kommende Woche die Bilanzsaison richtig startet. Dabei seien die Erwartungen, dass die Unternehmen die Gewinnprognosen nicht nur erfüllen sondern übertreffen, sehr hoch, sagt der Händler. Auch für den Schweizer Markt stehen die wichtigen Zahlen der US-Grossbanken JPMorgan, Goldman Sachs, Bank of America und von Citigroup im Mittelpunkt.

Der SMI steigt um 11.00 Uhr um 0,62 Prozent auf 11'998,39 Punkte. Dabei konnte der Leitindex mehrmals kurz die Marke von 12'000 Zählern überwinden, das Tageshoch liegt bisher bei 12'005 Punkten. Die psychologisch wichtige Marke bleibt also umkämpft. Am Vortag war der Leitindex um 1,33 Prozent abgesackt, nachdem er am Mittwoch noch ein Rekordhoch erreicht hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,66 Prozent auf 1937,70 Punkte und der breite SPI um 0,49 Prozent auf 15'419,98. 27 SLI-Werte stehen höher und drei tiefer.

An der Spitze der Gewinner stehen mit Swatch (+2,4%) diejenigen Aktien, die am Vortag mit am meisten eingebüsst hatten. Der Uhrenwert hatte abgesehen von der Marktschwäche auch darunter gelitten, dass der Titel aus dem prestigeträchtigen SMI nach mehr als 20 Jahren herausfällt. Dies löste laut Händlern bei Grossanlegern, die sich am SMI orientieren, zusätzliche Verkäufe aus. "Anscheinend wird das Kursniveau nun wieder als attraktiv betrachtet", sagt ein Händler dazu. Auch bei Rivale Richemont (+1,7%) greifen die Anleger wieder zu.

Dahinter folgen mit den Titeln des Elektrotechnikkonzerns ABB (+1,4%) und des Personaldienstleisters Adecco (+1,3%) Zykliker und mit der Pharmaaktie Novartis (+1,3%) auch noch ein defensiver Wert.

Zu den Gewinnern zählen zudem die Versicherer Zurich, Swiss Re und Swiss Life mit Gewinnen von jeweils +1,2 Prozent. Auch die Grossbanken CS (+0,9%) und UBS (+1,1%) verbuchen grössere Gewinne. Sie profitieren von einer Gegenbewegung nach den Einbussen am Vortag wegen sinkender Anleiherenditen. Tiefere Zinsen bedeuten für Finanzfirmen engere Margen und geringere Erträge.

Die Aktien der baunahen Holcim (+0,8%) und Sika (+0,4%) profitierten von Kurszielerhöhungen. Auch der Telekomtitel Swisscom (+0,8%) werde von positiven Analystenkommentaren unterstützt, heisst es.

Logitech, die Swatch im SMI ersetzen, gewinnen 0,6 Prozent. Mit AMS (+0,6%) und Temenos (+0,3%) liegen zwei weitere Technologiewerte im Mittelfeld.

Am unteren Ende der Tabelle sind die beiden zyklischen Titel Schindler (-0,3%) und Kühne + Nagel (-0,2%) sowie die defensiv beurteilten Nestlé (-0,3%) zu finden. Auch Roche (+0,4%), Givaudan (+0,4%), Alcon (+0,1%), Lonza (+0,1%) sowie Sonova (+0,1%) können mit dem Markt nicht mithalten.

Am breiten Markt fallen Vifor (+1,6%) auf. Goldman Sachs hat das Preisziel auf 129 von 124 Franken erhöht. Zudem profitieren die Aktien von indexbezogenen Käufen im Zusammenhang mit dem Aufstieg in den SLI.

Die Papiere des ägyptisch-schweizerischen Tourismus- und Baukonzerns Orascom gewinnen 2 Prozent. Ägyptens Badeorte am Roten Meer sind nach Ansicht des dortigen Ministers für Tourismus und Altertümer anderthalb Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie wieder sichere Reiseziele. Steigende Touristenzahlen zeigten dies.

Aluflexpack (+5,5%) erholen sich von den Vortagesverlusten.

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