Zürich (awp) - Bei den US-Präsidentschaftswahlen hat sich der erhoffte klare Ausgang nicht eingestellt. Im Gegenteil: Ein klares Ergebnis dürfte noch etwas auf sich warten lassen. Hinzu kommt, dass der noch amtierende Präsident Donald Trump angesichts der Verzögerung bei einem Wahlergebnis von "Betrug" spricht und vor das Oberste US-Gericht ziehen will, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen.

Investoren hatten auf eine "blaue Welle" und einen klaren Sieg des Demokraten Joe Biden gehofft. Mit ihm wäre die Aussicht auf ein weiteres grosses Fiskalpaket deutlich höher gewesen, als unter einer weiteren Amtszeit Trumps. Diese Wahrscheinlichkeit sei nun deutlich gesunken, sagte Safra-Sarasin-Chefökonom Karsten Junius der Nachrichtenagentur AWP.

Dass der SMI seine Gewinne im Verlauf des Vormittags auf mittlerweile 10'135,34 Punkte (+1,31%) ausgebaut hat, verdankt er in erster Linie den beiden Pharma-Schwergewichten, die beide um annähernd 3 Prozent hinzugewinnen. Der Leitindex bewegt sich damit zwischen seinem Tief am Morgen bei 9'982 Zählern und seinem Hoch bei 10'189 Punkten.

Der SLI, in dem die Gewichtung der einzelnen Titel stärker begrenzt ist, steigt gegen 11.05 Uhr um 0,86 Prozent auf 1'556,85 Punkte denn auch weniger stark. Der umfassende SPI zieht um 1,31 Prozent auf 12'629,22 Zähler an. Unter den 30 SLI-Werten stehen 24 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber.

An den wichtigsten europäischen Börsenplätzen sind die Indizes mittlerweile auch ins Plus gedreht. Anleger suchten nach dem schwachen Start schnell ihre Einstiegschance und trieben die Märkte damit ins Plus, heisst es im Handel.

Darüber hinaus dürften laut Chefökonom Junius mit dem unsicheren Wahlausgang auch "einige Zinserhöhungs-Erwartungen am Markt zurückgehen". Die sei eine Belastung für zyklische Sektoren und Banken, würde gleichzeitig aber den Tech-Sektor beflügeln.

Tatsächlich finden sich unter den grössten Verlieren bei den Blue Chips denn auch Finanzwerte wie CS (-1,7%) und UBS (-1,3%) sowie die stark zyklischen Adecco (-1,7%).

Dem stehen starke Kursgewinne bei Novartis (+2,9%) und Roche (+2,7%) gegenüber. Auch dies lässt sich laut Junius mit dem noch ungeklärten Wahlausgang begründen. Die Branche würde von einem schwächeren Abschneiden von Joe Biden profitieren - "weswegen sich auch der Schweizer Markt besser als andere Märkte entwickeln sollte".

Derweil lenken die Experten von Barclays in einem Strategie-Papier die Aufmerksamkeit zurück auf die Wahlen aus dem Jahr 2000, als es ebenfalls Wochen dauerte, bis der eindeutige Gewinner feststand. In der Zeit seien vor allem Gesundheits- und Konsumwerte gut gelaufen. Zykliker hätten dagegen gelitten.

Neben Novartis und Roche werden auch Straumann, der Zulieferer Lonza, Alcon und Sonova gesucht, wie die Aufschläge zwischen 1,7 und 1,2 Prozent zeigen.

Diese Präferenz setzt sich auch im breiten Markt durch, wo Titel wie Vifor Pharma, Idorsia, Galenica, Basilea oder auch Ypsomed zu den grössten Gewinnern zählen.

Aus den konsumnahen Branchen sind bei den Blue Chips zudem Givaudan (+2,0%) oder auch Nestlé (+0,8%) Prozent gefragt.

Eine Ausnahme stellen derweil die Aktien der Swiss Life (+1,4%) dar, die gegen die Sektor-Schwäche klar zulegen. Der Versicherer hat für die ersten neun Monate im Rahmen der Erwartungen liegende Zahlen veröffentlicht und punktet vor allem mit der geplanten Wiederaufnahme des Aktienrückkaufs bei den Anlegern.

Im breiten Markt gewinnen Vontobel (+3,1%) gegen den Trend klar hinzu. Die Bank hat am Morgen Angaben zum Geschäftsverlauf in den ersten neun Monaten gemacht und dabei vor allem mit einem starken Neugeldzufluss überrascht, der auch die firmeneigenen Zielen übertroffen hat.

Auch Burckhardt Compression gewinnen nach Zahlen 1,1 Prozent hinzu, während bei Daetwyler (+5,3%) ein Analystenkommentar stützt.

hr/tt